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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hagere war nicht nur schnell, sondern auch gut. Rand hatte Gold ausgesetzt, um die besten zu bekommen, und sie waren gekommen. Er war groß für einen Andoraner, obwohl Rand ihn noch um eine Handbreit überragte, doch die Körpergröße hatte nicht viel mit dem Gebrauch des Schwerts zu tun. Manchmal gab die Kraft den Ausschlag. Rand stürmte frontal auf ihn los. Das lange Gesicht des Mannes spannte sich an, als er zurückwich. ›Der Keiler stürmt bergab‹ krachte einfach durch ›Die Seide zur Seite schieben‹, schmetterte den ›Dreizackigen Blitz‹ beiseite, und die verschnürten Latten trafen die Seite des Halses seines Gegners mit äußerster Härte. Er stürzte mit einem erstickten Aufstöhnen.
    Augenblicklich warf sich Rand seitwärts zu Boden, ganz nach rechts, und wand sich auf den Steinfliesen geschmeidig herum auf die Knie. Seine Klinge fuhr hoch: ›Der Fluss unterspült das Ufer.‹ Der Mann mit dem Kahlkopf war nicht sehr schnell, aber irgendwie hatte er diese Figur erahnt. Im selben Moment, als Rands Klinge über die breiten Hüften des Mannes schnitt, krachte das Schwert des Burschen auf Rands Kopf nieder.
    Einen Augenblick lang wankte Rand und sah nur schwarze Flecken, die vor seinen Augen tanzten. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und benützte das Übungsschwert als Stütze, damit er hochkam. Derweil beobachtete ihn der Mann mit dem kahl geschorenen Kopf schwer atmend und misstrauisch.
    »Bezahlt ihn«, sagte Rand, und die Anspannung wich aus der Miene des Mannes. Das Misstrauen war auch überflüssig gewesen. Als habe Rand nicht jedem Mann, der es schaffte, ihn zu treffen, einen zusätzlichen Tageslohn versprochen. Und sogar dreifache Bezahlung für den, der ihn im Kampf Mann gegen Mann besiegte. Auf diese Weise wollte er sichergehen, dass sich keiner zurückhielt, um dem Wiedergeborenen Drachen zu schmeicheln. Er fragte nie nach ihren Namen, und falls sie deshalb beleidigt waren, spornte sie das ja vielleicht zu noch besseren Leistungen an. Er brauchte Gegner, an denen er sich messen konnte. Sie mussten ja nicht gleich Freunde werden. Die Freunde, die er bereits hatte, würden eines Tages die Stunde verfluchen, in der sie ihn kennengelernt hatten, falls das nicht schon jetzt der Fall war. Die anderen rührten sich nun auch. Eigentlich sollte ein Mann, der ›getötet‹ worden war, an seinem Platz liegen bleiben, bis alle fertig waren, um genauso wie ein echter Leichnam für die anderen als Hindernis im Weg zu dienen, aber nun half der untersetzte Mann dem Grauhaarigen beim Aufstehen; dabei hatte er selbst Schwierigkeiten, auf den Beinen zu bleiben. Der schlanke, lange Bursche drehte den Kopf probeweise hin und her und verzog dabei das Gesicht. Nun, für heute war die Kampfübung wohl beendet.
    »Zahlt sie alle aus.«
    Eine Welle des Beifalls und des Lobes durchlief die Reihen der Zuschauer unter den dünnen, kannelierten Säulen: Lords und Ladies in bunter Seide mit schweren, kunstvollen Stickereien und die Damen mit langen Zöpfen. Rand verzog das Gesicht und warf das Schwert weg. Dieser Haufen – das waren die Speichellecker Lord Gaebrils gewesen, als Königin Morgase, ihre Königin, nur noch wenig mehr als eine Gefangene in diesem Palast war. In ihrem eigenen Palast. Aber Rand brauchte sie. Im Augenblick jedenfalls. Wenn du den Dornbusch anfasst, sticht er dich, dachte er. Zumindest hoffte er, dass dieser Gedanke von ihm selbst stammte.
    Sulin, die weißhaarige Anführerin von Rands Eskorte aus Aiel-Töchtern des Speers, die Befehlshaberin aller Töchter des Speers auf dieser Seite des Rückgrats der Welt, zog eine in Tar Valon geprägte Goldmark aus der Gürteltasche und warf sie mit einer Grimasse hinüber, die die hässliche Narbe auf ihrer einen Wange noch verzerrte. Den Töchtern passte es überhaupt nicht, wenn Rand mit einem Schwert arbeitete, auch nicht mit einem Übungsschwert. Sie lehnten, wie alle Aiel, Schwerter grundsätzlich ab.
    Der Mann mit dem kahl geschorenen Schädel fing die Münze auf und beantwortete den missbilligenden Blick aus Sulins blauen Augen mit einer vorsichtigen Verbeugung. Vor den Töchtern nahm sich jeder in Acht. Mit ihren Mänteln und Hosen und den weichen Schnürstiefeln, alles in Braun und Grautönen gehalten, hatten sie sich der kahlen Landschaft in der Aiel-Wüste perfekt angepasst. Nun hatten einige damit begonnen, auch ein paar Grünschattierungen zu benützen, um sich besser in diesen Gebieten tarnen zu können, die sie

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