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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dummheit durchgehen zu lassen. Er griff also nach Saidin – und fand nichts. Er war nicht abgeschirmt, denn das hätte er gespürt und gewusst, wie er sich vorbeimogeln oder die Abschirmung durchbrechen könne, falls er genügend Zeit hatte und sie nicht zu stark war. Doch das jetzt war, als sei er von der Quelle abgeschnitten worden. Das Entsetzen ließ ihn auf der Stelle versteinern.
    Anders jedoch Aran’gar. Vielleicht hatte sie die gleiche Entdeckung gemacht, aber sie reagierte auf andere Weise darauf. Kreischend wie eine Katze ging sie auf den Myrddraal los und krallte nach ihm.
    Natürlich war die Attacke völlig wirkungslos. Der Myrddraal verlagerte noch nicht einmal das Gewicht. Locker packte er sie am Hals und hob sie mit ausgestrecktem Arm hoch, bis ihre Füße über dem Boden baumelten. Aus dem Kreischen wurde Gurgeln, und sie packte den Unterarm des Halbmenschen mit beiden Händen. So baumelte sie in seinem Griff, während er den Blick Osan’gar zuwandte. »Ihr beiden seid nicht von der Quelle abgeschnitten worden, aber ihr werdet die Macht nicht benützen, bis man euch die Erlaubnis erteilt. Und ihr werdet mich niemals angreifen. Ich heiße Shaidar Haran.«
    Osan’gar bemühte sich zu schlucken, aber sein Mund war staubtrocken. Sicher hatte dieses Geschöpf doch nichts mit dem zu tun, was man mit ihm gemacht hatte. Myrddraal hatten Fähigkeiten gewisser Art, aber so weit ging das doch nicht. Und dennoch wusste er Bescheid. Er hatte die Halbmenschen nie leiden können. Er hatte mitgeholfen, die Trollocs zu züchten, indem er menschliches und tierisches Zuchtvieh kreuzte, und er war stolz darauf, das notwendige Können zu besitzen und all die Schwierigkeiten überwunden zu haben, aber diese gelegentlichen Rückfälle unter ihren Nachkommen erzeugten selbst im besten Fall noch ein Kribbeln in seinem Magen.
    Shaidar Haran wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zu, die in seiner Faust zappelte. Ihr Gesicht begann, purpurn anzulaufen, und ihre Füße zuckten schwach. »Ihr werdet euch schon anpassen. Der Körper unterwirft sich der Seele, aber der Verstand beugt sich dem Körper. Ihr passt euch jetzt bereits an. Bald wird es sein, als hättet ihr nie einen anderen besessen. Oder ihr verweigert euch. Dann wird eine andere euren Platz einnehmen und euch übergibt man … meinen Brüdern, von der Quelle abgeschnitten wie ihr jetzt seid.« Diese dünnen Lippen verzogen sich erneut. »Ihnen fehlt jegliches Vergnügen, dort in den Grenzlanden.«
    »Sie kann nicht sprechen«, sagte Osan’gar. »Du bringst sie um! Weißt du nicht, wer wir sind? Lass ab von ihr, Halbmensch! Gehorche mir!« Das Ding musste einem der Auserwählten gehorchen.
    Aber der Myrddraal musterte nur tatenlos Aran’gars immer dunkler anlaufendes Gesicht eine Weile lang, bevor er ihre Füße auf den Teppich sinken ließ und seinen Griff löste. »Ich gehorche dem Großen Herrn. Keinem anderen.« Sie hielt sich fest, wankte, keuchte und saugte gierig Luft ein. Hätte er die Hand weggenommen, wäre sie gefallen. »Beugst du dich dem Willen des Großen Herrn?« Das war kein Befehl, sondern nur eine nichtssagende Frage, von dieser röchelnden Stimme gestellt.
    »Ich, ich werde mich beugen«, stieß sie heiser hervor, und Shaidar Haran ließ sie los.
    Sie wankte noch und massierte ihre Kehle. Osan’gar wollte hingehen und ihr behilflich sein, doch sie wehrte ihn mit einem drohenden Blick und geballter Faust ab, damit er sie nicht berührte. Er zog sich mit erhobenen Händen zurück. Für solche Feindseligkeiten war jetzt nicht die Zeit. Aber es war ein schöner Körper und ein guter Witz dazu. Er hatte sich immer etwas auf seinen Humor eingebildet, und dieser Witz war prachtvoll.
    »Empfindet ihr keine Dankbarkeit?«, fragte der Myrddraal. »Ihr wart tot, und nun lebt ihr. Denkt an Rahvin, dessen Seele für immer verloren ist. Ihr habt die Möglichkeit, dem Großen Herrn wieder zu dienen und euch für eure Fehler zu rehabilitieren.«
    Osan’gar beeilte sich, zu versichern, wie dankbar er sei und dass er nichts lieber täte, als zu dienen und sich zu rehabilitieren. Rahvin tot? Was war da geschehen? Es spielte keine Rolle, denn einer weniger unter den Auserwählten erhöhte die Chance auf den Gewinn wirklicher Macht, wenn der Große Herr befreit war. Es wurmte ihn wohl, dass er sich von etwas demütigen lassen musste, das man mit Fug und Recht genau wie die Trollocs als seine Schöpfung betrachten durfte, aber er erinnerte sich nur zu

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