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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zusammen. Sie wusste, dass sie denselben Abscheu empfinden sollte wie Siuan. Aes Sedai setzten einen erzwungenen Behüterbund mit einem Mann einer Vergewaltigung gleich. Er hatte eine genauso große Chance, sich dagegen zu wehren, wie ein Bauernmädchen sie hätte, wenn ein Mann von der Statur Lans sie in einer Scheune in die Enge triebe – wenn drei Männer von der Statur Lans es täten. Schwestern waren jedoch nicht immer so rücksichtsvoll gewesen – tausend Jahre zuvor wäre es kaum erwähnt worden –, und selbst heutzutage konnte man sich darüber streiten, ob ein Mann tatsächlich gewusst hatte, worauf er sich einließ. Manche Aes Sedai beherrschten Heuchelei als ebenso große Kunst wie Intrigen oder das Bewahren von Geheimnissen. Der Punkt war, dass sie wusste, dass er Nynaeve seine Liebe zu ihr nicht eingestanden hatte, sondern irgendwelchen Unsinn darüber erzählt hatte, dass er gebunden wurde, um früher oder später getötet zu werden, und sie nicht als Witwe zurücklassen wollte. Männer redeten stets Unsinn, wenn sie vernünftig zu sein glaubten. Hätte Nynaeve ihn ungebunden gehen lassen, wenn sie diese Möglichkeit gehabt hätte, gleichgültig, was er gesagt hätte? Würde sie selbst Gawyn gehen lassen? Er hatte gesagt, er würde annehmen, aber wenn er seine Meinung änderte?
    Nisao bewegte den Mund, fand aber nicht die richtigen Worte. Sie sah Siuan an, als wäre alles ihr Fehler, aber das war noch nichts gegen den Blick, den sie Myrelle zugedachte. »Ich hätte niemals auf Euch hören sollen«, grollte sie. »Ich muss verrückt gewesen sein!«
    Myrelle behielt ihren unbewegten Gesichtsausdruck noch immer irgendwie bei, aber sie schwankte ein wenig, als wollten ihre Knie nachgeben. »Ich habe es nicht für mich getan, Mutter. Das müsst Ihr mir glauben. Ich musste ihn retten. Sobald er außer Gefahr ist, werde ich ihn an Nynaeve weitergeben, so wie Moiraine es wollte, sobald sie …«
    Egwene hob ruckartig eine Hand, und Myrelle brach so jäh ab, als hätte sie ihr auf den Mund geschlagen. »Ihr wollt seinen Bund an Nynaeve weitergeben?«
    Myrelle nickte unsicher und Nisao weitaus heftiger. Siuan murmelte stirnrunzelnd etwas darüber, dass ein Fehler dreimal schlimmer wurde, wenn man ihn wiederholte. Lan war noch immer nicht langsamer geworden. Zwei Grashüpfer schwirrten aus dem Laub hinter ihm hervor, und er wirbelte herum und zerteilte sie mit dem Schwert in der Luft, ohne innezuhalten.
    »Haben Eure Bemühungen Erfolg? Geht es ihm besser? Wie lange habt Ihr ihn schon hier?«
    »Erst knapp drei Wochen«, erwiderte Myrelle. »Heute ist der zwanzigste Tag. Mutter, es könnte Monate dauern, und es gibt keine Garantie.«
    »Vielleicht ist es an der Zeit, etwas anderes zu versuchen«, sagte Egwene mehr zu sich selbst als zu jemand anderem und eher, um sich selbst zu überzeugen als andere. Unter diesen Umständen war Lan wohl kaum ein leicht zu überreichendes Geschenk für irgendjemanden, aber Bund hin oder her – er gehörte stärker zu Nynaeve, als er jemals zu Myrelle gehören würde.
    Als sie zu ihm hinüberging, stiegen jedoch starke Zweifel in ihr auf. Er wirbelte in seinem Tanz zu ihr herum, das Schwert auf sie zustoßend. Irgendjemand keuchte, als die Klinge nur um Haaresbreite vor ihrem Kopf innehielt. Sie war erleichtert, dass nicht sie gekeucht hatte.
    Strahlend blaue Augen in einem wie aus Stein gemeißelten, ebenmäßigen Gesicht betrachteten sie unter gesenkten Brauen eingehend. Lan senkte das Schwert langsam. Schweiß bedeckte seinen Körper, und doch atmete er nicht einmal schwer. »Also seid Ihr jetzt die Amyrlin. Myrelle hat mir erzählt, dass sie eine Amyrlin erhoben haben, aber nicht wen. Anscheinend haben wir beide eine Menge gemeinsam.« Sein Lächeln wirkte genauso kalt wie seine Stimme, genauso kalt wie seine Augen.
    Egwene unterdrückte den Wunsch, ihre Stola zurechtzurücken, und rief sich ins Bewusstsein, dass sie die Amyrlin und eine Aes Sedai war. Sie wollte Saidar umarmen. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht wirklich erkannt, wie gefährlich er war. »Nynaeve ist jetzt ebenfalls eine Aes Sedai, Lan. Sie braucht einen guten Behüter.« Eine der anderen Frauen stieß einen Laut aus, aber Egwene hielt ihren Blick weiterhin auf ihn gerichtet.
    »Ich hoffe, sie findet einen Helden aus der Legende.« Er lachte bellend. »Sie braucht einen Helden, der ihrem Temperament standhalten kann.«
    Sein eishartes Lachen überzeugte sie. »Nynaeve befindet sich in Ebou Dar, Lan.

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