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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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PROLOG
    Wien, Januar 1815
    A ls Maximillian Ransleigh das Vorzimmer des Grünen Salons verließ, drangen leise Walzermusik und Stimmengemurmel aus einem der Säle an sein Ohr. Er achtete nicht darauf, sondern ging zum Ende des Flurs, wo im Schatten eines Alkovens eine dunkelhaarige Frau auf ihn wartete. Hoffentlich musste er nicht feststellen, dass ihr Cousin Thierry St Arnaud sie wieder so brutal angefasst hatte, dass ihre Handgelenke und Arme von Blutergüssen übersät waren.
    „Was gibt es?“, fragte er. „Er hat Sie doch nicht geschlagen? Der Duke of Wellington betritt wahrscheinlich in diesem Moment den Grünen Salon. Und er hasst es, wenn man ihn warten lässt. Daher habe ich keine Zeit. Wenn Ihre Nachricht nicht so dringend geklungen hätte, wäre ich gar nicht gekommen.“
    „Sie erwähnten, dass Sie Wellington hier treffen würden“, gab sie zurück. „Deshalb wusste ich, wo ich Sie finden würde.“ Wie immer klang ihre Stimme sanft. Sie sprach mit einem charmanten französischen Akzent, und in ihren großen dunklen Augen lag ein trauriger Ausdruck. Schon seit ihrer ersten Begegnung hatte Max den Wunsch verspürt, sie zu beschützen.
    „Sie sind so freundlich zu mir. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Ihre Güte mir bedeutet. Es ist nur … Thierry möchte, dass ich ihm für den Empfang morgen neue Spangen für seine Uniform besorge. Ich habe keine Ahnung, wo ich die finden kann. Wenn ich aber die Befehle meines Cousins nicht ausführe …“ Ein Zittern überlief sie. „Verzeihen Sie mir, dass ich Sie mit meinen kleinen Problemen belästige.“
    Abscheu und Wut erfüllten Max Ransleigh beim Gedanken an den Mann – nein, den Diplomaten –, der diese zierliche, sanfte Frau so quälte. Er würde einen Grund finden, um Thierry St Arnaud zu einem Boxkampf herauszufordern. Dann konnte er ihm zeigen, wie es sich anfühlte, verprügelt zu werden.
    Über die Schulter warf er einen Blick in Richtung des Grünen Salons. Er musste sich beeilen. Dennoch bemühte er sich, nicht ungeduldig zu klingen. „Machen Sie sich keine Sorgen. Allerdings habe ich erst morgen Vormittag Zeit, Sie zu begleiten. Ich bedaure sehr, dass ich jetzt so in Eile bin. Aber ich darf Wellington nicht warten lassen.“
    Er verbeugte sich und wandte sich von ihr ab. Sie jedoch griff nach seinem Ärmel, um ihn zurückzuhalten. Ungewohnt mutig trat sie ihm in den Weg. „Bitte, bleiben Sie noch einen Moment. Schon Ihre Anwesenheit gibt mir das Gefühl, nicht ganz so … schwach und hilflos zu sein.“
    Ihr Vertrauen erfüllte ihn mit Stolz. Gleichzeitig empfand er Mitleid mit ihr. Sein ganzes Leben lang hatten die unterschiedlichsten Menschen ihn, den jüngeren Sohn eines Earls, um kleinere oder größere Gefallen gebeten. Und diese arme Witwe bat um so wenig.
    Er zog ihre Hand an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. „Ich helfe gern. Doch Wellington wird mir das Fell gerben, wenn ich nicht pünktlich bin. Sie wissen, dass er gleich mehrere Regierungsbevollmächtigte treffen will?“
    Sie senkte den Kopf. „Natürlich darf ein ehrgeiziger Diplomat wie Sie einen mächtigen Mann wie Wellington nicht verärgern!“ Sie schien noch etwas sagen zu wollen, presste jedoch stattdessen die Lippen aufeinander. Tränen traten ihr in die Augen. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie.
    Er wollte sie fragen, was sie meinte, als ein Knall die Stille zerriss. Ein Pistolenschuss! Im Grünen Salon.
    Dort, wo Wellington sich jetzt aufhalten sollte!
    Ein Attentat?
    Max schob Madame Lefevre beiseite und stürmte los.
    „Bleiben Sie im Schatten!“, rief er ihr über die Schulter hinweg zu, bevor er die Tür zum Grünen Salon aufriss.
    Der Gestank nach Schwarzpulver empfing ihn. Rauch erfüllte den Raum. Mehrere Stühle waren umgeworfen worden, und überall lagen Papiere verstreut.
    „Wellington? Wo ist Wellington“, schrie er den Korporal an, der sich gemeinsam mit zwei Soldaten bemühte, Ordnung in das Chaos zu bringen.
    „Einer der Adjutanten hat ihn zur Hintertür hinausgebracht.“
    „Ist er verletzt?“
    „Ich glaube nicht. Wellington schimpfte, weil Sie nicht da waren. Wenn er nicht in Erwartung Ihrer Ankunft zur Tür geschaut hätte, als diese geöffnet wurde, dann wäre er wohl getroffen worden. So aber erkannte er die Gefahr sofort und warf sich zur Seite.“
    Sie erwähnten, dass Sie Wellington hier treffen würden.
    Ganz deutlich erinnerte Max sich an diese Worte. Ebenso wie an die Tränen und das geflüsterte ‚Es tut mir

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