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0439 - Nacht der Hexen

0439 - Nacht der Hexen

Titel: 0439 - Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie hatten lange gelebt, und der Tod war ihnen ein vertrauter Begleiter. Doch sie selbst hatte er immer verschont. Ihnen war ein Schicksal bestimmt, das schlimmer war als der Tod, wenn sie es versäumten, der Herrin zu opfern.
    Deshalb setzten sie alles daran, die Forderung zu erfüllen. Jedes Mittel war ihnen dazu recht, und Mitleid kannten sie nicht.
    Macht, Magie und ein schier unendlich langes Leben - dafür taten sie alles…
    ***
    Der hochgewachsene Mann lehnte sich in seinem bequemen Ledersessel zurück und tippte rasch eine sechsstellige Ziffernfolge in die Tastatur des schnurlosen Telefons. Dann wartete er ab.
    Nach einer halben Minute meldete sich eine Frauenstimme.
    »Bon giorno, Carlotta«, sagte der Schwarzhaarige mit dem schmalen Oberlippenbärtchen. »Hast du heute abend Zeit, herüberzukommen? Wir könnten ein Fläschchen Wein bekämpfen und etwas gegen die Langeweile tun.«
    »Oh, Teodore.« Carlotta lachte leise. »Das paßt aber gar nicht gut. Ich habe heute schon etwas anderes vor.«
    »Verschieb’s, cara mia.«
    Wieder lachte sie. »Würde ich ja gern… aber das geht nicht. Jch muß auf jemanden aufpassen, weißt du? Meine Freundin Micaela, alleinerziehend, weil ihr Mann sie vor ein paar Jahren sitzengelassen hat, muß geschäftlich für ein paar Tage ins Ausland und da hat sie mir ihr Töchterlein aufs Auge gedrückt. Ich muß Rafaela irgendwie beschäftigen.«
    »Doch nicht den ganzen Abend?« wunderte sich Ted Ewigk. »Steck sie ins Bett, und fertig…«
    »Oh, die klettert wieder raus. Ich glaube, du hast eine falsche Vorstellung. Rafaela würde dir bestimmt gefallen. Sie ist siebzehn und sehr hübsch. Und ich muß aufpassen, daß sie abends keine Dummheiten macht…«
    »Bring sie doch einfach mit«, schlug der Schwarzhaarige vor.
    »Ich fürchte, da würde ich sie erst dem richtigen Wolf zum Fraß vorwerfen«, sagte Carlotta.
    »Du weißt doch, daß ich ganz brav und harmlos bin, nicht wahr? Außerdem würdest du mir doch die Augen auskratzen, wenn ich dir untreu würde.«
    »Vermutlich. Da hast du wohl recht. Also gut, der Gedanke an eine Flasche Wein bei dir ist verlockend. Verlockendeç jedenfalls, als sich um eine Siebzehnjährige zu kümmern, die nichts anderes im Sinn hat als Jungs. Nur ist ihre Mutter da ganz anderer Ansicht, und selbst wenn ich diese Ansicht nicht teile, habe ich Micaela versprochen, ihr Töchterchen nicht auf Abwege geraten zu lassen.«
    »Gut. Ich kann also mit euch beiden rechnen?«
    »Wir kommen so gegen acht Uhr«, versprach Carlotta. »Ich liebe dich, Teodore.«
    Ted verabschiedete sich und legte den Hörer auf den Funksockel. Lieber wäre er natürlich mit Carlotta allein gewesen, aber eine Carlotta mit Begleitung war besser als gar keine Carlotta. Der Reporter, der sich aus Gründen der Tarnung Teodore Eternale nannte, gab seinem Schreibtischsessel einen leichten Schwung, drehte sich einmal um die Achse und erhob sich dann. Leise vor sich hin pfeifend erhob er sich und verließ das Büro, um in den Weinkeller hinab zu steigen.
    Der Mittdreißiger hatte ein bewegtes, abenteuerliches Leben hinter sich. Als junger Mann hatte er eine märchenhafte Blitzkarriere hinter sich gebracht und Spitzenhonorare für seine Reportagen erzielt. Innerhalb weniger Jahre war er zum Millionär geworden, und mittlerweile vermehrte sich das Geld auf seinem Konto auch ohne sein Dazutun. Er abeitete jetzt nur noch, wenn’s ihm Spaß machte - was allerdings auch ziemlich oft der Fall war. Ums Geldverdienen ging es ihm dabei aber schon längst nicht mehr.
    Nebenbei war er auch noch einer der meistgejagten Menschen dieses Planeten. Sara Moon, die ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN, trachtete ihm nach dem Leben, denn er war für sie ein unerwünschter Konkurrent im Kampf um die Macht. Zu spät hatte sie festgestellt, daß ihr ein Fehler unterlaufen war - sie hatte ihn nicht getötet, als sie ihn von seinem Thron stürzte. Vorübergehend war er selbst der ERHABENE gewesen, ein Job, der ihm gar nicht gefallen hatte, weil er nicht der Typ des Herrschers war. Ihm lag nichts daran, Macht zu besitzen und auszuüben.
    Trotzdem war er in Gefahr. Deshalb hatte er sein eigentlich blondes Haar schwarz gefärbt, länger wachsen lassen und sich das Bärtchen zugelegt. Als unmittelbare Tarnung machte das schon viel aus. Aus dem Frankurter Ted Ewigk war der Römer Teodore Eternale geworden, der sich vor kurzem im Norden der Stadt, an der Viale del Forte Antenne, eine Villa gekauft hatte. Ein

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