Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Verstand beisammenzuhaben.
    Sie blieb neben einem der Sessel stehen, in dessen hölzerne Rückenlehne das Drachenszepter so tief eingedrungen war, dass seine Spitze auf der anderen Seite fast eine Handbreit herausragte. Sie liebte einen Mann, der nichts davon wusste und der sie fortschicken würde, falls er es jemals merken sollte. Ein Mann, bei dem sie sicher war, dass er sie auch liebte. Und ebenso Elayne und diese Aviendha. Aber das war nur ein flüchtiger Gedanke. Was man nicht verbessern konnte … Er liebte sie und weigerte sich, es einzugestehen. Glaubte er, dass er die Frau, die er liebte, auch töten müsste, nur weil der wahnsinnige Lews Therin Telamon das getan hatte?
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte er unvermittelt, während er noch immer zur Decke starrte. »Ich habe hier allein gesessen. Allein.« Er lachte verbittert auf. »Herid Fel ist tot.«
    »Nein«, flüsterte sie, »nicht dieser reizende kleine alte Mann.« Ihre Augen brannten.
    »Er wurde zerfetzt.« Rands Stimme klang so müde. So leer. »Idrien fiel in Ohnmacht, als sie ihn fand. Sie lag die halbe Nacht wie erstarrt da und war noch leicht verwirrt, als sie schließlich aufwachte. Eine der anderen Frauen in der Schule gab ihr ein Schlafmittel. Sie war deshalb verlegen. Als sie zu mir kam, fing sie erneut an zu weinen, und … Es muss Schattengezücht gewesen sein. Was sonst könnte einen Menschen in alle einzelnen Gliedmaße zerreißen?« Ohne den Kopf zu heben, schlug er so fest mit der Faust auf die Sessellehne, dass das Holz knarrte. »Aber warum? Warum wurde er getötet? Was hätte er mir erzählen können?«
    Min versuchte nachzudenken. Sie dachte wahrhaftig nach. Meister Fel war ein Philosoph gewesen. Er und Rand hatten – angefangen von der Bedeutung der Prophezeiung des Drachen bis zur Beschaffenheit der Öffnung im Gefängnis des Dunklen Königs – über alles diskutiert. Er ließ Min Bücher ausleihen, faszinierende Bücher, besonders wenn sie ihre Bedeutung mühsam herausfinden musste. Er war ein Philosoph gewesen. Er würde ihr niemals wieder ein Buch ausleihen. Solch ein freundlicher alter Mann, in eine Welt der Gedanken eingehüllt und erschreckt, wenn er etwas außerhalb dieser Welt wahrnahm. Sie hütete eine Notiz, die er für Rand geschrieben hatte. Er hatte gesagt, Min sei hübsch, und sie verwirre ihn. Und jetzt war er tot. Licht, sie hatte schon zu viele Tode erlebt.
    »Ich hätte es dir nicht sagen sollen, nicht so.«
    Sie zuckte zusammen. Sie hatte nicht gehört, dass Rand den Raum durchquert hatte. Seine Finger streichelten ihre Wange. Wischten Tränen fort. Sie weinte.
    »Es tut mir leid, Min«, sagte er sanft. »Ich bin kein sehr netter Mensch mehr. Ein Mann ist für mich gestorben, und alles, was ich tun kann, ist, mir Gedanken darüber zu machen, warum er getötet wurde.«
    Sie warf die Arme um ihn und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie konnte nicht aufhören zu weinen. Sie konnte nicht aufhören zu zittern. »Ich bin zu Colavaeres Räumen gegangen.« Bilder flammten in ihrem Kopf auf. Das leere Wohnzimmer, alle Diener fort. Das Schlafzimmer. Sie wollte sich nicht erinnern, aber jetzt, wo sie damit begonnen hatte, konnte sie die hervorsprudelnden Worte nicht mehr aufhalten. »Ich dachte, da du sie ins Exil geschickt hast, gäbe es vielleicht einen Weg, die Vision zu verhindern, die ich von ihr hatte.« Colavaere hatte offensichtlich ihr bestes Gewand getragen, dunkle, glänzende Seide mit edler, vom Alter elfenbeinfarbener Sovarra-Spitze verziert. »Ich dachte, einmal müsste es nicht so sein. Du bist ein Ta’veren . Du kannst das Muster ändern.« Colavaere hatte eine Halskette und Armbänder aus Smaragden und Feuertropfen angelegt und Ringe mit Perlen und Rubinen, gewiss ihre besten Juwelen, und gelbe Diamanten hatten ihr Haar geschmückt, eine hübsche Nachahmung der Krone von Cairhien. Ihr Gesicht … »Sie war in ihrem Schlafzimmer. Hing von einem der Bettpfosten herab.« Hervorstehende Augen und eine heraushängende Zunge in einem geschwärzten, aufgeschwemmten Gesicht. Die Zehen einen Fuß über dem umgestürzten Stuhl. Min sank hilflos schluchzend gegen ihn.
    Er legte sanft die Arme um sie. »Oh, Min, deine Gabe bereitet dir mehr Qualen als Vergnügen. Ich würde dir den Schmerz nehmen, wenn ich könnte, Min. Ich würde es tun.«
    Es drang langsam zu ihr durch, dass auch er zitterte. Licht, er versuchte eisenhart zu sein, was der Wiedergeborene Drache seiner Meinung nach sein musste, aber

Weitere Kostenlose Bücher