Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Haltung, dessen Stimme ruhig und gebildet klang, aber sein Mantel war ebenso schmutzig wie diejenigen aller Übrigen, und er hatte sich seit zwei oder drei Tagen nicht mehr rasiert. Der Prophet hieß es anscheinend nicht gut, Zeit für Dinge wie eine Rasur oder das Waschen zu verschwenden. Mit gefesselten Händen und einem Seil um den Hals sah er seine Gefangenenwärter ohne die geringste Angst an. Er war ganz hochmütiger Trotz. »Eure Soldaten beeindrucken mich nicht«, sagte er. »Der Prophet des Lord Drachen, dessen Name im Licht gesegnet sei, hat weitaus größere Heere vernichtet. Ihr könnt uns töten, aber wir werden gerächt werden, wenn der Prophet Euer Blut vergießt. Niemand von Euch wird uns lange überleben. Der Prophet wird in Feuer und Blut triumphieren.« Er beendete seine Rede mit leisem Lachen, das Kinn emporgereckt. Murmeln erhob sich in der Zuhörerschaft. Sie wussten sehr genau, dass Masema tatsächlich schon größere Heere als ihres vernichtet hatte.
    »Hängt sie«, sagte Perrin. Er hörte den Donner erneut.
    Nachdem er den Befehl gegeben hatte, zwang er sich, auch zuzusehen. Trotz des Gemurmels mangelte es nicht an Helfern. Einige der Gefangenen begannen zu weinen, als die Führseile über Äste geworfen wurden. Ein einst dicker Mann, dessen Hautfalten schlaff herabhingen, rief, er bereue und würde jedem Herrn dienen, der ihm zugewiesen würde. Ein kahlköpfiger Bursche, der so zäh wie Lamgwin aussah, schlug um sich und schrie, bis das Seil sein Heulen beendete. Nur der Mann mit der ruhigen Stimme wehrte sich nicht, selbst als sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. Seine Augen sprühten bis zum Schluss Trotz.
    »Wenigstens einer von ihnen weiß, wie man stirbt«, grollte Gallenne, als der Körper schließlich erschlaffte. Er betrachtete die an den Bäumen hängenden Männer stirnrunzelnd, als bedauere er, dass sie sich nicht stärker gewehrt hatten.
    »Wenn diese Leute dem Schatten dienten …«, Aram zögerte. »Verzeiht, Lord Perrin, aber wird dies dem Wiedergeborenen Drachen gefallen?«
    Perrin zuckte zusammen und sah ihn entgeistert an. »Licht, Aram, Ihr habt gehört, was sie getan haben! Rand hätte ihnen selbst die Schlinge um den Hals gelegt!« Er glaubte es und hoffte zumindest, dass er es getan hätte. Rands Ziel war es, die Nationen vor der Letzten Schlacht zusammenzuschweißen, und er hatte sich bisher wenig um den Preis auf diesem Weg gekümmert.
    Die Männer wandten jäh die Köpfe, als so lautes Donnern erklang, dass alle es hören konnten. Das Donnern näherte sich rasch. Wind erhob sich, ließ wieder nach, erhob sich erneut und zerrte an Perrins Mantel, während er die Richtung änderte. Blitze durchzuckten einen wolkenlosen Himmel. Im Lager der Bewohner von Mayene wieherten Pferde und zerrten an ihren Seilen. Der Donner krachte wiederholt, Blitze wanden sich wie silbrig blaue Schlangen, und unter einer brennenden Sonne fiel Regen, vereinzelte dicke Tropfen, die Staub aufwirbelten, wo sie auf den kahlen Boden trafen. Perrin wischte sich einen Tropfen von der Wange und betrachtete seine feuchten Finger erstaunt.
    Sehr bald hatte sich der Sturm wieder gelegt, und Donner und Blitz zogen ostwärts weiter. Die durstige Erde saugte die herabgefallenen Regentropfen augenblicklich auf, die Sonne brannte so heftig wie je, und nur flackerndes Licht am Himmel und verhallendes Donnern bezeugten, dass überhaupt etwas geschehen war. Die Soldaten sahen einander unsicher an. Gallenne löste mit offensichtlicher Mühe die Finger von seinem Schwertheft.
    »Das … das kann nicht das Werk des Dunklen Königs sein«, sagte Aram und zuckte zusammen. Niemand hatte jemals einen Sturm wie diesen erlebt. »Bedeutet das nicht, dass sich das Wetter ändert, Lord Perrin? Das Wetter wird sich wieder einpendeln?«
    Perrin öffnete den Mund, um dem Mann diese Anrede zu verbieten, schloss ihn dann aber seufzend wieder. »Ich weiß es nicht«, antwortete er. Was hatte Gaul noch gesagt? »Alles ändert sich, Aram.« Er hätte nur niemals gedacht, dass er sich auch ändern müsste.

KAPITEL 11

    Fragen und ein Eid
    D ie Luft in dem großen Stall roch nach altem Heu und Pferdedung. Und nach Blut und verbranntem Fleisch. Da alle Türen geschlossen waren, war die Luft stickig. Zwei Laternen spendeten nur wenig Licht, und Schatten erfüllten den größten Teil des Inneren. In den langen Reihen Boxen wieherten unruhig Pferde. Der Mann, der an den Handgelenken von einem Dachbalken hing, stöhnte leise und

Weitere Kostenlose Bücher