Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
bedeutete.
Berelain trat schweigend zu Failes Rechten, und kurz darauf trat Annoura zu ihrer Linken, sodass sich Alliandre ihnen allen dreien gegenübersah. Es überraschte Faile, dass die Aes Sedai ihren Plan unterstützten, ohne zu wissen, was er beinhaltete – Annoura hatte zweifellos ihre eigenen Gründe, und Faile hätte viel dafür gegeben zu erfahren, welcher Art diese Gründe waren –, aber bei Berelain überraschte es sie nicht. Eine beiläufig geäußerte spöttische Bemerkung könnte alles verderben, besonders über Perrins Fähigkeiten im Großen Spiel, und doch war sie sich sicher, dass diese Bemerkung nicht fiel. Das erzürnte sie in gewisser Weise. Sie hatte Berelain einst verachtet. Sie hasste sie noch immer zutiefst, aber widerwilliger Respekt hatte die Verachtung ersetzt. Die Frau wusste, wann ihr ›Spiel‹ ausgesetzt werden musste. Wäre Perrin nicht gewesen, glaubte Faile, dass sie die Frau tatsächlich hätte mögen können! Um diesen abscheulichen Gedanken auszulöschen, stellte sie sich vor, Berelain kahl zu scheren. Sie war ein Weibsstück und eine Hure! Und nichts, wodurch Faile sich jetzt ablenken lassen würde.
Alliandre betrachtete die drei Frauen vor ihr nacheinander, aber sie zeigte keine Anspannung. Sie nahm ihren Weinbecher wieder auf, trank beiläufig und sprach dann seufzend und mit reumütigem Lächeln, als wären ihre Worte in Wahrheit nicht so wichtig, wie sie klangen. »Ich will meinen Schwur natürlich halten, aber Ihr müsst verstehen, dass ich mehr erhofft hatte. Wenn Euer Ehemann geht, bin ich in der gleichen Lage wie zuvor. Vielleicht sogar in einer noch schlimmeren Lage, bis greifbare Hilfe vom Lord Drachen kommt, dessen Name im Licht gesegnet sei. Der Prophet könnte Bethai oder sogar Jehannah selbst zerstören, wie er es mit Samara getan hat, und ich kann ihn nicht aufhalten. Und wenn er irgendwie von meinem Schwur erfährt … Er sagt, er sei gekommen, um uns zu zeigen, wie man dem Lord Drachen im Licht dient, aber er weist den Weg, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er erfreut sein wird, wenn jemand einen anderen Weg findet.«
»Es ist gut, dass Ihr Euren Schwur halten wollt«, belehrte Faile sie trocken. »Wenn Ihr mehr von meinem Ehemann erwartet, solltet Ihr vielleicht mehr tun. So könntet Ihr ihn begleiten, wenn er nach Süden zieht, um den Propheten zu treffen. Ihr werdet natürlich Eure eigenen Soldaten bei Euch haben wollen, aber ich schlage vor, dass es nicht mehr sein sollten, als die Erste mit sich führt. Wollen wir uns setzen?« Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, den Perrin frei gemacht hatte, bedeutete Berelain und Annoura, auf den benachbarten Stühlen Platz zu nehmen und deutete erst dann auf einen weiteren Stuhl für Alliandre.
Die Königin setzte sich langsam hin und sah Faile mit geweiteten Augen an, nicht nervös, aber höchst überrascht. »Warum, im Licht, sollte ich das tun?«, rief sie aus. »Lady Faile, die Kinder des Lichts werden jeden Vorwand nutzen, in Ghealdan noch mehr zu plündern, und König Ailron könnte beschließen, ebenfalls ein Heer nach Norden zu entsenden. Es ist unmöglich!«
»Die Frau Eures Lehnsherrn fordert es von Euch, Alliandre«, sagte Faile fest.
Es schien nicht möglich, dass sich Alliandres Augen noch mehr weiten könnten als zuvor, und doch taten sie es. Sie blickte zu Annoura und sah nur die unerschütterliche Gelassenheit einer Aes Sedai. »Natürlich«, sagte sie kurz darauf. Ihre Stimme klang hohl. Sie schluckte und fügte hinzu: »Natürlich werde ich Eurer … Forderung entsprechen … meine Lady.«
Faile verbarg ihre Erleichterung hinter einem anmutigen Nicken. Sie hatte erwartet, dass sich Alliandre weigern würde. Dass Alliandre Treue schwören konnte, ohne zu erkennen, was das bedeutete – dass sie es für nötig hielt zu erwähnen, sie beabsichtige, den Schwur einzuhalten! –, hatte Faile nur in ihrem Glauben bestärkt, dass man die Frau nicht zurücklassen durfte. Nach allem, was man hörte, hatte sie Masema nachgegeben. Selbstverständlich nur widerwillig, wobei sie kaum eine andere Wahl hatte und erst dann, als sie es tun musste, und doch konnte Unterordnung zur Gewohnheit werden. Wenn sie wieder in Bethai wäre, ohne dass sich etwas sichtbar änderte – wie lange würde es dann dauern, bis sie beschlösse, sich mit einer Warnung an Masema abzusichern? Sie hatte das Gewicht ihres Schwurs gespürt. Nun konnte Faile ihr die Bürde erleichtern.
»Ich bin froh, dass Ihr uns begleiten
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