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Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hustete dann abgehackt. Sein Kopf sank auf die Brust. Er war groß und muskulös, wenn er auch eher mitgenommen wirkte.
    Sevanna erkannte jäh, dass sich seine Brust nicht mehr hob und senkte. Die mit Edelsteinen besetzten Ringe an ihren Fingern schimmerten rot und grün, während sie Rhiale ein Zeichen gab.
    Die Frau mit dem flammenden Haar drückte den Kopf des Mannes hoch, hob ein Augenlid an und presste dann, ungeachtet der noch immer glimmenden Späne, die in ihm steckten, ein Ohr an seine Brust. Dann richtete sie sich mit einem angewiderten Laut auf. »Er ist tot. Wir hätten dies den Töchtern des Speers überlassen sollen, Sevanna, oder den Schwarzaugen. Gewiss haben wir ihn aus Unwissenheit getötet.«
    Sevanna kniff die Lippen zusammen und richtete mit klirrenden Armbändern ihr Schultertuch. Die Armbänder reichten ihr fast bis zu den Ellbogen, ein bemerkenswertes Gewicht in Gold, Elfenbein und Edelsteinen, und dennoch hätte sie, wenn es möglich gewesen wäre, alle getragen, die sie besaß. Keine der anderen Frauen sagte etwas. Gefangene zu verhören, war nicht die Aufgabe der Weisen Frauen, aber Rhiale wusste, warum sie dies selbst hatten tun müssen. Der einzige Überlebende von zehn berittenen Männern, die geglaubt hatten, zwanzig Töchter des Speers besiegen zu können, war gleichzeitig der erste Seanchaner gewesen, der in den zehn Tagen seit ihrer Ankunft in diesem Land gefangen genommen wurde.
    »Er hätte überlebt, wenn er nicht so sehr gegen den Schmerz angekämpft hätte, Rhiale«, sagte Someryn schließlich kopfschüttelnd. »Ein starker Mann für einen Feuchtländer, aber er konnte den Schmerz nicht ertragen. Dennoch hat er uns viel verraten.«
    Sevanna warf ihr einen Seitenblick zu und versuchte zu erkennen, ob die Bemerkung sarkastisch gemeint gewesen war. Someryn war so groß wie die meisten Männer und trug mehr Armbänder als jede andere Frau außer Sevanna. Halsketten mit Feuertropfen und Smaragden, Rubinen und Saphiren verdeckten fast ihren vollen Busen, der ansonsten mit ihrer beinahe bis zum Rock geöffneten Bluse halb entblößt gewesen wäre. Das Schultertuch lag um ihre Taille geschlungen und konnte nichts verhüllen. Es fiel Sevanna manchmal schwer zu sagen, ob Someryn sie nachahmte oder in Wettstreit mit ihr stand.
    »Viel!«, rief Meira aus. Ihr längliches Gesicht schien im Licht der Laterne, die sie hielt, grimmiger als gewöhnlich, obwohl das kaum möglich schien. Meira konnte sogar die dunkle Seite der Mittagssonne finden. »Dass seine Leute zwei Tage westlich in der Stadt Amador lagern? Das wussten wir bereits. Er hat uns nur wilde Geschichten erzählt. Artur Falkenflügel! Pah! Die Töchter des Speers hätten ihn bei sich behalten und tun sollen, was nötig war.«
    »Würdet Ihr … es wagen, dass alle zu früh zu viel erfahren?« Sevanna biss sich verärgert auf die Lippen. Sie hätte sie fast »Ihr Narren« genannt. Ihrer Meinung nach wussten bereits zu viele zu viel, darunter Weise Frauen, aber sie konnte es nicht riskieren, die Frauen zu beleidigen. Und dieses Wissen nagte an ihr! »Die Menschen haben Angst.« Es war zumindest nicht nötig, ihre Verachtung zu verbergen. Was sie bestürzte und erzürnte, war nicht, dass sie Angst hatten, sondern wie wenige sich bemühten, diese Tatsache zu verbergen. »Schwarzaugen oder Steinsoldaten oder sogar Töchter des Speers hätten darüber gesprochen, was er gesagt hat. Ihr wisst, dass sie es getan hätten! Seine Lügen hätten nur noch mehr Furcht verbreitet.« Es mussten Lügen gewesen sein. Sevanna stellte sich ein Meer so vor wie die Seen, die sie in den Feuchtlanden gesehen hatte, aber ohne dass man das jenseitige Ufer sah. Wenn Hunderttausende weitere seiner Leute kamen, selbst von der anderen Seite eines so großen Gewässers, hätten die anderen Gefangenen, die sie befragt hatte, von ihnen gewusst. Und kein Gefangener wurde ohne ihre Anwesenheit befragt.
    Tion hob die zweite Laterne an und betrachtete sie aus grauen Augen mit stetem Blick. Sie war fast einen Kopf kleiner als Someryn und dennoch größer als Sevanna. Und doppelt so breit. Ihr rundes Gesicht erschien häufig sanft, was aber täuschte. »Sie haben recht, wenn sie sich fürchten«, sagte sie mit kalter Stimme. »Ich habe auch Angst und schäme mich nicht dafür. Die Seanchaner sind sehr zahlreich, wenn sie wirklich Amador allein eingenommen haben, und wir sind nur wenige. Ihr habt Eure Sept um Euch, Sevanna, aber wo ist meine Sept? Euer

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