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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Faust. »Jetzt hört genau zu. Elayne mag ja im Palast herumspazieren und Staatsoberhaupt spielen, aber ich habe beide Hände voll zu tun. Mehr als die Hälfte der Kusinen wäre mittlerweile verschwunden, würde Alise sie nicht am Nacken gepackt halten, und da sie nicht die geringste Aussicht hat, jemals die Stola zu erringen, kann ich nicht sagen, wie lange sie noch jemanden halten wird. Der Rest glaubt, er könnte mit mir diskutieren! Gestern hat mich Sumeko Mädchen genannt!«
    Sie bleckte die Zähne, aber letztlich war das ihr eigener Fehler. Schließlich war sie es gewesen, die den Kusinen eingehämmert hatte, den Aes Sedai gegenüber etwas Rückgrat zu zeigen, statt vor ihnen zu kriechen. Nun, jetzt hatten sie aufgehört zu kriechen. Stattdessen neigten sie nun dazu, die Schwestern an ihren eigenen Regeln zu messen. Und die Schwestern schnitten dabei nicht gut ab! Es war zwar nicht Nynaeves Schuld, dass sie kaum älter als zwanzig zu sein schien – sie hatte sehr früh aufgehört zu altern –, aber für die Kusinen war das Alter sehr wichtig, und sie hatte sich dazu entschieden, den Großteil ihrer Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie riss nicht an ihrem Zopf, sondern zog so fest daran, dass sie ihn bestimmt gleich ausriss.
    »Und dieses verfluchte Meervolk! Diese erbärmlichen Frauen! Erbärmlich, erbärmlich, erbärmlich! Gäbe es diesen verdammten Vertrag nicht …! Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, sind zwei jammernde, blökende Novizinnen!« Kirstians Lippen pressten sich einen Augenblick lang zusammen, und in Zaryas dunklen Augen blitzte kurz Empörung auf, bevor es ihr wieder gelang, Demut auszustrahlen. Oder den Anschein davon. Sie hatten genug Verstand, um zu wissen, dass Novizinnen Aes Sedai nicht widersprachen.
    Elayne bezwang das Verlangen, alle zu besänftigen. Am liebsten hätte sie sowohl Kirstian wie auch Zarya geohrfeigt. Erst sie hatten alles komplizierter gemacht, weil sie den Mund nicht halten konnten. Sie wollte Nynaeve ohrfeigen. Also hatten die Windsucherinnen sie endlich in die Ecke getrieben, ja? Das verdiente kein Mitgefühl. »Ich spiele überhaupt nichts, Nynaeve, und das weißt du ganz genau! Ich habe dich oft genug um Rat gefragt!« Sie holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. Die Diener, die sie jenseits von Vandene und den beiden Novizinnen sehen konnte, hatten ihre Arbeit unterbrochen, um die Gruppe der Frauen anzustarren. Sie bezweifelte, dass sie Lan überhaupt richtig wahrnahmen, so eindrucksvoll er auch sein mochte. Sich streitende Aes Sedai war ein Schauspiel, das sich zu beobachten lohnte, dem man sich aber besser nicht näherte.
    »Jemand muss sich um sie kümmern«, sagte sie etwas leiser. »Oder glaubst du etwa, du könntest ihnen einfach befehlen, die Sache zu vergessen? Sieh sie dir doch an, Nynaeve. Wenn man sie sich selbst überlässt, werden sie im nächsten Augenblick herauszufinden versuchen, wer es ist. Sie hätten sich nicht Vandene anvertraut, wenn sie nicht geglaubt hätten, dass sie ihre Hilfe annimmt.« Die beiden Frauen verwandelten sich in ein Abbild perfekter Novizinnenunschuld mit einer winzigen Spur Gekränktheit wegen der ungerechtfertigten Anschuldigung. Elayne glaubte es keinen Augenblick lang. Sie hatten ein ganzes Leben lang daran arbeiten können, sich zu verstellen.
    »Und warum nicht?«, fragte Nynaeve nach einem Augenblick des Nachdenkens und richtete ihre Stola. »Beim Licht, Elayne, du darfst nicht vergessen, dass sie nicht das darstellen, was wir normalerweise von Novizinnen erwarten.« Elayne wollte protestieren. Was sie normalerweise erwarteten, von wegen! Nynaeve war nie Novizin gewesen, aber sie war vor gar nicht so langer Zeit eine Aufgenommene gewesen, und oft genug eine jammernde, blökende Aufgenommene! Sie öffnete den Mund, aber Nynaeve ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich bin sicher, Vandene kann sie gut gebrauchen«, sagte sie. »Und wenn nicht, kann sie ihnen regelmäßig Unterricht geben. Jemand hat mir mal erzählt, dass Ihr schon früher Novizinnen unterrichtet habt, Vandene. Seht Ihr. Alles erledigt.«
    Die beiden Novizinnen lächelten breit, es war ein begieriges Lächeln voll freudiger Erwartung – es fehlte nur noch, dass sie sich zufrieden die Hände rieben –, aber Vandene runzelte die Stirn. »Ich kann keine Novizinnen gebrauchen, die mir im Weg sind, während ich …«
    »Ihr seid genauso blind wie Elayne«, unterbrach Nynaeve sie. »Sie haben Erfahrung darin, Aes Sedai glauben zu lassen,

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