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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Straße hinunter. Vorn an der Ecke hatte der Diener Lady Talia eingeholt. Hinter dem Haus kam eine Kutsche in Sicht und näherte sich den beiden. »Geht es ihr gut?«
    »Meine Schwester ist wohlauf«, schnappte Lord Northwood ungehalten. »Und abgesehen davon ist sie das widerborstigste, eigensinnigste Geschöpf, das jemals auf Erden gelebt hat.«
    »Liegt das in der Familie?«, fragte Lydia, ohne nachzudenken. Dies stand in so krassem Gegensatz zu ihrer sonstigen Verhaltensweise, dass sie vor Scham über und über rot wurde. Nicht gerade eine gute Idee, den Mann zu verärgern, von dem sie etwas wollte.
    Sie glaubte fast, seine Zähne knirschen zu hören, als er gereizt das Kinn anspannte.
    Sein Blick folgte dem ihren die Straße hinunter bis zu jener Stelle, wo es dem Diener und dem Kutscher offenbar mit vereinten Kräften gelungen war, Lady Talia dazu zu bewegen, in die Kutsche zu steigen. Der Diener winkte Lord Northwood triumphierend zu, bevor er ebenfalls auf den Kutschbock kletterte. Dann fuhr der Wagen davon.
    Northwoods Zorn schien langsam abzuflauen, und Lydia fasste wieder Mut. Zwar hatte sie sich keinen Plan zurechtgelegt für den Fall, dass sie mitten in einen Familienstreit hineinplatzte. Trotzdem konnte sie jetzt auf gar keinen Fall wieder gehen.
    Sie drückte den Rücken durch und nahm eine entschlossene Haltung an. Dann sah sie dem Viscount direkt in die Augen. »Lord Northwood, bitte verzeihen Sie die späte Stunde, aber ich muss Sie dringend sprechen. Es geht um ein Medaillon, dass Sie kürzlich erworben haben.«
    »Ein was?«
    »Ein Medaillon. Ein Anhänger, der an einer Kette um den Hals getragen wird.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie suchen mich zu dieser Stunde auf, um nach einer
Halskette
zu fragen?«
    »Die Angelegenheit ist furchtbar wichtig.« Sie legte ihre Hand an den Türpfosten, um zu verhindern, dass er ihr die Tür vor der Nase zuschlug. »Bitte, darf ich hereinkommen?«
    Er starrte sie eine Weile schweigend an, dann rieb er sich übers Kinn.
    »Kellaway.« Eine steile Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. »Verwandt mit Sir Henry Kellaway?«
    Lydia nickte schnell. »Das war mein Vater. Er ist vor einigen Monaten gestorben.« Trauer, beschwert mit der Last der Vergangenheit, senkte sich auf ihr Herz wie ein großer, kalter Stein.
    »Mein Beileid«, sagte Lord Northwood. Sein Blick wanderte über ihr Trauerkleid, und seine Züge wurden etwas weicher.
    »Vielen Dank. Woher kannten Sie ihn?«
    »Die Ausstellung im Kristallpalast. Achtzehneinundfünfzig. Wir hatten beide damit zu tun.« Wieder sah er sie eine Weile schweigend an. Fast konnte sie sehen, wie seine Gedanken in die Vergangenheit zurückwanderten. Dann ging er einen kleinen Schritt zur Seite und hielt ihr die Tür auf.
    Lydia betrat die Eingangshalle und registrierte, dass der Viscount ihr kaum Platz machte. Er bewegte sich nicht einmal, als ihre Schulter seinen Arm streifte. Die leichte Berührung ließ sie wegzucken. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
    »Wie kommen Sie darauf, ich sei im Besitz der Kette, die Sie suchen?«, fragte er.
    »Ich vermute nicht, dass Sie sie haben, Mylord. Ich weiß es. Sie haben sie vor ein paar Tagen im Laden von Mr Havers gekauft, zusammen mit einer russischen Ikone.« Sie hob den Kopf. »Meine Großmutter hatte das Medaillon verpfändet.«
    Lord Northwood löste sich vom Türpfosten und kam auf sie zu. Lydia wich erschrocken zurück, doch dann wurde ihr klar, dass er ihr nur den Mantel abnehmen wollte. Sie schlug die Kapuze zurück und begann, an der Schließe zu nesteln.
    Er stand hinter ihr, nahe genug, um die Wärme seines Körpers zu spüren, nahe genug, um mit ihrem nächsten Atemzug womöglich die Luft einzuatmen, die er gerade ausgeatmet hatte.
    »Gehen wir in den Salon, Miss Kellaway. Sie sollten mir das genauer erklären.«
    Lydia folgte ihm in den großen, eleganten Raum und setzte sich auf ein Sofa, wobei sie bewusst vermied, ihr Notizbuch nervös in den Händen zu drehen. Lord Northwood ließ sich ihr gegenüber in einem Sessel nieder. Ein stoisch schweigender Diener kam herein, servierte ihnen Tee, ging wieder hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Lord Northwood nahm einen Schluck von dem heißen Getränk, stellte seine Tasse auf dem niedrigen Tisch ab, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Rein äußerlich wirkte er lässig, doch Lydia bemerkte eine gewisse Anspannung. Er erinnerte sie an einen Raubvogel, der seine Flügel ausbreitet und das Gefieder schüttelt,

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