Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Pause. Rupert wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
„Der Mann ist wahnsinnig“, bemerkte der Erste Ritter. „Mit Dämonen reden? Ebenso gut können wir mit Blitz und Donner diskutieren. Dämonen töten, um zu leben, und leben, um zu töten.“
„Ausnahmsweise bin ich Eurer Meinung, Erster Ritter“, erklärte der Astrologe und bedachte Fürst Darius mit einem eisigen Blick. „Der Düsterwald ist die gestaltgewordene Finsternis auf Erden. Was in seinem Schutz gedeiht, ist abgrundtief böse. Dämonen sind keine Geschöpfe wie wir. Sie existieren nur, um dem Düsterwald zu dienen.“
„Sie dienen nicht nur dem Düsterwald“, sagte Darius leise. Plötzlich verstummte der gesamte Hof. Rupert starrte Darius mit wachsendem Entsetzen an, als ihm klar wurde, was der Mann andeutete.
„Das kann nicht Euer Ernst sein!“, rief der Astrologe.
„Warum nicht?“, antwortete Darius. „Wie sonst erklärt Ihr Euch die plötzliche Ausbreitung des Düsterwalds? Es gibt nur eine mögliche Antwort. Der Dämonenprinz ist zurückgekehrt.“
„Eine Legende“, warf der Erste Ritter eine Spur zu hastig ein. „Ein Märchen, mit dem man Kinder erschreckt.“
„Manche Legenden sind wahr“, sagte Rupert leise, aber nur Julia hörte ihn. Sie nahm seine Hand und drückte sie.
„Die Menschen haben sich schon früher auf Pakte mit dem Dämonenprinzen eingelassen“, fuhr Darius eindringlich fort. „Warum sonst sollten Dämonen Nacht für Nacht das Burggelände durchstreifen, so weit vom Düsterwald entfernt? Sie warten darauf, dass wir zu ihnen kommen und einen Pakt schließen.“
„Ich denke nicht daran, einen Pakt mit den Mächten der Finsternis zu schließen“, erklärte der König.
„Aber wenn wir dem Dämonenprinzen geben, was er begehrt …“ Der Minister verstummte unter dem eisigen Blick des Königs.
„Was schlagt Ihr vor, Minister? Soll ich ihm etwa die Siedlungen ausliefern, damit er diese Burg verschont?“
„Warum nicht?“, antwortete Darius. „Wie der Erste Ritter bereits andeutete: Was ist das Leben von ein paar Bauern gegen die Sicherheit des Waldkönigreichs?“
„Das ist Wahnsinn!“, brüllte der Erste Ritter. „Ich sagte nicht, dass wir uns der Dunkelheit ergeben sollten, sondern dass wir sie bekämpfen müssen! Ein Blutopfer für den Dämonenprinzen, und wir werden ihn nie mehr los.“
„Ein solcher Plan würde uns alle vernichten“, stieß Grey hervor. „Entweder wir wehren uns gegen das Dunkel, oder es verschlingt uns!“
„Majestät, als Euer Kriegsminister protestiere ich entschieden dagegen …“
„Ruhe!“, brüllte Rupert. Plötzliche Stille des Hofstaats, der seine Anwesenheit in der Hitze des Gefechts völlig vergessen hatte, folgte seinem Ausbruch, und alle Blicke richteten sich auf ihn.
„Danke“, sagte der König. „Es wurde wirklich langsam ein wenig laut. Dem Ersten Ritter zufolge hast du auf deiner Queste den Düsterwald durchquert.“
„Zweimal“, sagte Rupert knapp.
Eine Welle kaum unterdrückter Heiterkeit durchlief den Hofstaat. Der Kriegsminister kicherte ganz offen, und seine dunklen Schweinsäuglein blitzten boshaft.
„Nun hört aber auf!“, spottete Darius und legte seine fette Hand auf Ruperts Arm. „Zweimal? Ihr erwartet doch nicht im Ernst, dass wir Euch diese Geschichte abnehmen! Selbst mit einem Drachen im Gefolge hätten die Dämonen Euch in Stücke gerissen.“
„Sie haben es versucht“, antwortete Rupert ruhig. „Wir hatten Glück, dass wir ihnen entkommen sind, und nun nehmt die Finger von meinem Arm, sonst stopfe ich Euch Eure eigene Hand ins Maul!“
Darius kam seinem Befehl übertrieben geziert nach und verbeugte sich sarkastisch.
„Wie viele Dämonen habt Ihr im Düsterwald getroffen, edler Held? Zehn? Zwanzig?“
„Unzählige“, sagte Rupert ärgerlich . „Sie jagen inzwischen in Rudeln.“
„Unsinn!“, widersprach Grey scharf. „Jeder weiß, dass Dämonen nicht schlau genug sind, um einander zu unterstützen. Sie fallen sogar über ihre Artgenossen her, wenn die Nahrung knapp wird.“
„Ich war dort“, sagte Rupert grimmig, aber bemüht, ruhig zu bleiben. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Hunderte dieser blutgierigen Bestien Seite an Seite kämpften.“
„Hunderte?“, wiederholte Darius, und sein Blick verriet Verachtung. „Verschwendet unsere Zeit nicht mit solchen himmelschreienden Lügen! Ich bezweifle nicht, dass Prinzessin Julia von Euren Heldengeschichten beeindruckt war, aber uns könnt
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