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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Eingang zum Schatzhaus lagen. Nur wenige Lücken waren so breit, dass sie einen Sprung erforderten, doch die Stufen davor und danach wirkten nicht gerade vertrauenerweckend. Julia sah in die Tiefe und wünschte gleich darauf, sie hätte es nicht getan. Der Abgrund schien mit jedem Mal tiefer zu werden. Sie musterte die zerfallene Treppe und unterdrückte einen Fluch, um Bodeen nicht zu beunruhigen. Wenn der Seneschall den Weg nicht schon zurückgelegt hätte, wäre ihr der Abstieg über die halb zerfallene Treppe unmöglich erschienen, so aber … Julia raffte mit einem tiefen Seufzer ihren langen Rock und stopfte den Saum vorn und hinten in den Gürtel. Der Wind wehte ihr kalt um die nackten Beine, aber sie musste einfach sehen, wohin sie trat. Sie betrachtete zweifelnd die nächste Stufe nach unten, ehe sie vorsichtig einen Fuß darauf setzte. Der Stein knirschte warnend unter ihrem Gewicht. Julia wartete einen Augenblick, bis er zu schwanken aufhörte, und setzte dann ihren Weg fort. Langsam stieg sie hinab, eine Stufe nach der anderen, und untersuchte sorgfältig jeden Stein mit den Zehenspitzen, ehe sie ihm ihr volles Gewicht anvertraute. Immer wieder blieb sie stehen, während das alte Mauerwerk unter ihr ächzte und der Mörtel in kleinen Staubwolken nach unten rieselte. Julia merkte, dass Bodeen dicht hinter ihr blieb, um sie im Falle eines Sturzes festzuhalten, aber nach einer Weile musste sie ihm befehlen, einen größeren Abstand zu halten. Die Steinstufen waren zu verwittert, um zwei Menschen gleichzeitig zu tragen.
    Der erste Sprung war der schwerste. Ein Block von sechs Stufen war weggebrochen und hatte ein schartiges Loch von etwa fünf Schritten hinterlassen. Die Stufen am Anfang und am Ende wirkten instabil, und Julia beschloss nach einigem Zögern, mit Anlauf zu springen. Sie kraxelte zwei Stufen zurück, atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und rannte los, um sich mit Schwung abzustoßen. Einen Augenblick lang war unter ihr nichts, doch dann landete sie hart auf der unteren Stufe. Sie fiel nach vorn und drückte sich ängstlich gegen das raue Mauerwerk, doch die große Steinplatte unter ihren Füßen bewegte sich kaum. Mit einem Seufzer der Erleichterung richtete sie sich auf und begab sich schleunigst auf die nächste Stufe, damit Bodeen Platz für seine Landung hatte. Er überwand das Loch mit einem Sprung und setzte so geschmeidig auf, dass der Stein nicht einmal zitterte. Die beiden grinsten einander kurz an und setzten dann ihren Weg fort, eine Stufe nach der anderen.
    Der Wind nahm stetig zu, bitterkalte Böen, die durch Mark und Bein zu dringen schienen. Julia zitterte vor Kälte und eilte die letzten Stufen hinab, ohne sie gründlich zu untersuchen. Der eisige Wind zerrte an ihr und stieß sie herum, als sie schließlich vor der letzten Lücke stand und sie anstarrte. Sie klaffte etwa einen Schritt breit, und dahinter waren nur noch zwei Stufen bis zum Eingang des Schatzhauses zu überwinden. Julia steckte noch einmal ihren Rocksaum fest, schätzte die Entfernung für den großen Schritt ab und übersprang die Lücke mit Leichtigkeit. Die Platte gab ein wenig nach, als sie landete, und brach dann unvermittelt mit einem lauten Geprassel von Steinen und Mörtel aus der Mauer. Julia warf sich nach vorn und erwischte die Kante der nächsten Stufe im gleichen Augenblick, als die erste Platte in die Tiefe polterte. Sie sah zu, wie der Stein im schmutzig grünen Wasser des Burggrabens versank, und verdrängte mühsam den Gedanken, dass ihr um ein Haar der gleiche Sturz gedroht hätte. Sie umklammerte die raue Steinkante und wartete, bis sich ihr Herzschlag etwas beruhigt hatte.
    „Haltet Euch gut fest, Julia!“, sagte Bodeen ruhig. „Ich springe jetzt und ziehe Euch hoch.“
    „Nein! Bleibt, wo Ihr seid, Bodeen!“ Julia spürte, wie die Stufe nachgab. Sie würde auf keinen Fall auch noch Bodeens Gewicht tragen. Langsam zog sie sich hoch und hielt alle paar Sekunden inne, damit der Stein nicht zu stark ins Schwanken geriet. Ihre Armmuskeln schmerzten unerträglich, aber sie wagte es nicht, sich zu beeilen. Endlich konnte sie ein Knie über den Rand schwingen und zog mit einem Ruck den Körper nach. Eine Weile lag sie einfach reglos da. Sie spürte, wie der Stein unter ihr ächzte, knirschte und dann zur Ruhe kam. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, und trotz des eiskalten Windes lief ihr der Schweiß in Strömen über Gesicht und Rücken. „Wenn ich reinkomme“, dachte sie erschöpft,

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