Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
dem Acker, weil niemand mehr da ist, um es zu ernten, oder es fällt dem frühen Frost zum Opfer.
Ich hatte vier Söhne, großartige Söhne, die mir bei der Feldarbeit halfen. Alle waren gut geraten. Bis jetzt musste ich zwei von ihnen beerdigen, zusammen mit ihrer Mutter. Die beiden anderen sind zu schwach, um ihre Betten zu verlassen. Wenn ich zurückkomme, muss ich wohl das nächste Grab schaufeln. Deshalb sind wir hierhergekommen, Majestät. Weil wir nicht unbeteiligt dasitzen und zusehen können, wie die Pest unsere Familien zerstört, ihnen das Fleisch von den Knochen frisst und ihre Glieder verrenkt, bis sie vor Schmerzen laut schreien.
Wir sind nicht mehr jung, Ihr und ich, Majestät. Wir haben harte Zeiten durchgemacht und wissen, dass auch die schlimmste Zeit irgendwann vergeht. Aber diesmal fürchte ich, keiner von uns wird das Ende der Not erleben, wenn Ihr uns nicht helft.“
Es entstand ein langes Schweigen, während der König krampfhaft nach den richtigen Worten suchte. Der Bauer hatte seine Geschichte mit schonungsloser Aufrichtigkeit vorgetragen, um sicherzugehen, dass der König begriff, wie die Dinge in Birkenwasser standen. König John begriff nur zu gut. Die Pest war knapp einen Monat zuvor an den Grenzen des Düsterwaldes aufgetaucht und hatte sich mit erschreckender Schnelligkeit ausgebreitet. Anfangs hatte man geglaubt, Ratten übertrügen die Seuche, und dann war der Verdacht auf die Flüchtlinge gefallen, doch als immer mehr Todesfälle aus allen Teilen des Reiches gemeldet worden waren, hatte sich die Gewissheit erhärtet, dass es nur einen Ursprung für die Ansteckung geben konnte: Die Dämonen schleppten die Pest aus dem Düsterwald ein, und nun hatten sie die Domäne Birkenwasser erreicht, die nur eine Wochenreise von der Burg entfernt lag.
„Ich werde Kleriker und Ärzte schicken“, sagte König John schließlich. „Bis jetzt gibt es keine Arznei gegen die Seuche, doch vielleicht können sie den Schmerz der Sterbenden und ihrer Angehörigen lindern. Ich kann nicht garantieren, wie viele euch erreichen werden. Es sind nicht mehr genug Leute zur Kontrolle der Durchgangsstraßen da. Die Dämonen …“
„Die Dämonen! Immer sind es die Dämonen!“ Thorne sah den König mit Tränen der Wut und Verzweiflung in den Augen an. „Was nützen uns Kleriker und Ärzte, wenn sie keine Heilung bringen? Schickt uns Soldaten, Majestät, Männer, die etwas vom Kämpfen verstehen und es uns lehren! Wenn wir schon unsere Höfe nicht gegen die Pest verteidigen können, wollen wir sie wenigstens gegen die Dämonen verteidigen, die diese verbreiten. Ein Bogen vermag nicht viel! Ich weiß, die Barone haben uns Bauern den Umgang mit Schwert und Streitaxt stets verwehrt, aber nun wären richtige Waffen unsere einzige Hoffnung, der Pest Einhalt zu gebieten.“
Der König betrachtete seine Hände, um den Bittstellern nicht in die Augen schauen zu müssen. Wie konnte er ihnen sagen, dass ihre anstrengende Reise und ihre Opfer umsonst gewesen waren? Er seufzte und hob den Kopf, der immer noch an ein imposantes Löwenhaupt erinnerte. Er suchte nach beruhigenden Worten, um seine Absage zu mildern, doch als er ihre hoffnungsvollen Blicke sah, wusste er, dass er sie nicht belügen konnte.
„Freunde, ich vermag euch nicht zu helfen. Ich habe keine Leute, die eure Felder bewachen oder euch zu Schwertkämpfern ausbilden könnten. Die Barone unterstützen mich nicht mehr und werden freiwillig keine Soldaten zu eurer Hilfe abtreten. Waffen sind genug da; bedient euch! Aber ich kann keinen Mann entbehren.“
Die Bauern starrten den König an und tauschten deprimierte Blicke.
„Ist das alles?“, sagte einer der jüngeren Männer, trat vor und stellte sich neben Madoc Thorne. „Haben wir den weiten Weg vergebens gemacht? Haben wir vergeblich Banditen, Wegelagerer und die Geschöpfe der Nacht bekämpft? Haben wir unsere Höfe und Familien schutzlos zurückgelassen, nur um zu erfahren, dass Ihr nichts für uns tun könnt?“
„Es tut mir leid“, sagte König John.
Der junge Bauer stürmte vorwärts, die Fäuste geballt. Aber Thorne packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. „Das reicht. Lass König John in Ruhe! Er hätte uns belügen, uns mit schönen Worten abspeisen können, aber er hat uns reinen Wein eingeschenkt. Auch wenn uns die Wahrheit nicht gefällt: Wir wissen jetzt, woran wir sind.“
„Ja“, antwortete der junge Bauer, „das allerdings.“ Er wandte sich ab, um seine Tränen zu
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