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Das Reich der Katzen (German Edition)

Das Reich der Katzen (German Edition)

Titel: Das Reich der Katzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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losgeprescht.
Onisha hielt den Blick fest auf die Stadtmauern, die merkwürdig durchsichtig zu
ihnen herüberschimmerten, gerichtet. Sie so nah zu sehen gab ihr den
entscheidenden Kick, ihre restlichen Kraftreserven zu mobilisieren.
    Aber nicht nur das. Auch das leise geflüsterte Sachmet,
Sachmet, du hast es bald geschafft trieb sie voran. Sie hatte bereits die
letzte Anhöhe vor dem großen Portal der Stadt erreicht, als hinter ihr ein
Schrei ertönte. In dem Moment, in dem Valentin neben Onisha auftauchte, ertönte
der nächste. Und diesmal schwang eindeutig die Stimme des Todes darin. Ein
dumpfes Krachen ertönte, gefolgt von einem gurgelnden Laut. Dann war es still.
    »Der Steinbock«, murmelte Valentin tonlos. »Er hat einen von uns
erwischt.«
    »O Gott«, entfuhr es Onisha. »Wann nimmt das endlich ein Ende?«
    Valentin sah sie aus grünen Augenschlitzen an. »Wenn wir das
Portal durchschreiten«, sagte er leise. Und sie wusste, dass er die Wahrheit
sprach. Aber sie sah noch etwas in seinem Blick und erkannte, dass er die neuen
Opfer unter ihnen vorhergesehen hatte.
    »Wie viele noch?«, fragte sie mit einer Stimme, die ihr gänzlich
fremd war.
    »Zwei«, erwiderte er.
     
    Valentin behielt Recht.
    Der Steinbock ließ sie nicht lange im Ungewissen. Seiner Natur
entsprach es, ihnen seine Beute zu präsentieren, um seinen Triumph richtig
auszukosten. Das dunkle, blutbesudelte Bündel war Rocky. Onishas Magen
schraubte sich gefährlich hoch. »Ich könnte ihn umbringen, wenn ich die Macht
dazu hätte«, sagte sie, wusste aber im selben Atemzug, dass es keinen Sinn
gehabt hätte, denn es würde Rocky nicht zurückbringen.
    Fleur und Twinky tauchten schwer atmend neben ihnen auf. »Ihr
dürft hier nicht sitzen bleiben«, schrie Fleur. »Wir müssen weiter bis an das
Portal. Erst dort sind wir in Sicherheit. Dort können sie uns nichts mehr
anhaben.«
    Zwei weitere dunkle Gestalten tauchten neben ihnen auf. Valentins
Brüder! Onisha atmete erleichtert auf. Als ob sie dafür bestraft werden sollte,
fiel Gorgons bedrohlicher Schatten über sie.
    »Los, lauft schon«, befahl Valentin.
    »Wo sind Ben und Lucky?«, rief Twinky schrill. Ihre Stimme
überschlug sich.
    »Die finden uns schon. Lauft endlich.« Valentin versetzte Twinky
einen derben Stoß. Sie flog nach vorn, stolperte, fing sich aber wieder und
flitzte los. Dicht gefolgt von den anderen.
    Sie hielten erst wieder an, als sie die gläserne Treppe
hochgehastet waren. Und nun sah Onisha, dass auch die Stadtmauern aus feinstem
Glas waren. Aber sie hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern oder die
kunstvolle Architektur zu bestaunen. Was viel wichtiger war: Wo waren Ben und
Lucky?
    Besorgt hielt sie nach ihnen Ausschau. Nicht nur sie. Auch Gorgon
wartete auf die beiden! Das kann nicht gut gehen, dachte Onisha ahnungsvoll. Es
leuchtete rot zwischen den Felsen.
    Ben!
    Er und Lucky hetzten in langen Sätzen über die scharfen
Felskanten. Lucky blutete aus mehreren Wunden und schien zu Tode erschöpft zu
sein. Er strauchelte und wäre gefallen, wenn Ben ihn nicht im Nacken ergriffen
hätte. Doch Lucky war zu schwer, dass Ben ihn den Rest des Weges hätte tragen
können.
    »Komm, Kumpel«, feuerte er Lucky an. »Wir haben es gleich
geschafft. Wir müssen nur noch ...«
    Gorgon setzte zum Sturzflug an.
    »Los, Lucky, reiß dich zusammen, Kumpel, und renn um dein
Leben!«, schrie Ben und spurtete los. Lucky versuchte tatsächlich seine
restlichen Kräfte zu mobilisieren. Ben erreichte die Treppe und auch Lucky
schien es zu schaffen, doch bevor seine Pfote die erste Stufe erreichte, stieß
Gorgon auf ihn herab, packte den Kater mit seinen Krallen und flog mit ihm
davon. Der entsetzte Aufschrei der Katzen hallte hinter ihm her. Mischte sich
in Luckys letzten Schrei.
    »Ich habe versagt. Ich hätte bei ihm bleiben müssen«, rief Ben,
nachdem Gordon aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
    »Blödsinn!«, rief ihn Valentin energisch zur Ordnung. »Dann wärt
ihr wahrscheinlich jetzt beide tot. Du konntest ihm nicht helfen. Und nun lasst
uns gehen, bevor Gordon zurückkommt. Lasst uns das Portal durchschreiten. Wir
wollen endlich wissen, wofür wir so viel in Kauf genommen haben. Wollen endlich
dem Geheimnis um Bastets Thron und wer ihn besteigen soll, auf die Spur
kommen.«
     
    Die Stadt übertraf alle ihre Vorstellungen.
Sie strahlte einen derartigen Glanz aus, dass die Katzen für einige Sekunden
geblendet die Augen schlossen. Die gläsernen Gebäude waren alle von

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