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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Streitrossen. Ein Kordon der Stadtwache von Hissar bildete den Pfropfen für den Flaschenhals am Ende des Docks, dort, wo es sich zu einem gepflasterten Halbkreis weitete. Die Wachen, allesamt Einheimische aus dem Reich der Sieben Städte, hatten ihre runden Schilde festgehakt und ihre Tulwars gezogen; sie schwangen jetzt drohend die breiten, gekrümmten Klingen – eine Geste, auf die die Wickaner mit lautstark gebrüllten Herausforderungen antworteten.
    Zwei Männer erschienen auf der Brustwehr. Duiker nickte ihnen grüßend zu. Mallick Rel ließ sich nicht dazu herab, auch nur einen der beiden zu grüßen – weder den raubeinigen Hauptmann noch den einzigen noch lebenden Kadermagier der Siebten; beide Männer waren von ihrer Stellung her eindeutig zu gering, als dass der Priester mit ihnen Umgang gepflegt hätte.
    »Nun, Kulp«, sagte Duiker zu dem untersetzten weißhaarigen Magier, »es könnte sein, dass Ihr gerade rechtzeitig gekommen seid.«
    Kulp verzog das schmale, sonnenverbrannte Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. »Ich bin hier hochgekommen, weil ich dafür sorgen wollte, dass meine Knochen heil bleiben, Duiker. Ich habe kein Interesse daran, Coltaine auf dem Weg zu seiner neuen Position als Teppich zu dienen. Außerdem sind es schließlich seine Leute. Dass er bis jetzt noch nicht einmal den kleinen Finger gerührt hat, um diesen brodelnden Beinahe-Aufstand im Keim zu ersticken, verspricht wenig Gutes, würde ich sagen.«
    Der Hauptmann an seiner Seite ließ ein zustimmendes Grunzen hören. »Das Ganze ist ein Schlag ins Gesicht«, knurrte er. »Die Hälfte der Offiziere hier haben ihre ersten richtigen Schlachten gegen diesen Bastard Coltaine geschlagen, und jetzt ist er hier, um das Kommando zu übernehmen. Bei den Fingerknöcheln des Vermummten« – er spuckte aus –, »es würde nicht eine einzige Träne vergossen werden, wenn die Hissar-Garde Coltaine und seine verdammten wickanischen Wilden direkt hier am Kai niedermähen würde. Die Siebte braucht die da unten nicht.«
    »Das ist angesichts der Gefahr von Aufständen nur zu wahr«, sagte Mallick Rel mit verschleierten Augen zu Duiker. »Dieser Kontinent ist ein Schlangennest, die Entscheidung für Coltaine eine merkwürdige Wahl ...«
    »So merkwürdig auch wieder nicht«, entgegnete Duiker schulterzuckend. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Szenario unten am Kai. Die Wickaner, die der Hissar-Garde am nächsten waren, hatten begonnen, direkt vor der vordersten Linie der Bewaffneten auf und ab zu stolzieren. Jeden Augenblick konnte ein blutiger Kampf ausbrechen – der Flaschenhals stand kurz davor, zu einem Schlachtfeld zu werden. Der Historiker spürte, wie sich in seinem Magen ein eiskalter Klumpen zusammenzog, als er sah, wie einige Wickaner die Sehnen ihrer Hornbögen einhängten. Eine weitere Kompanie der Wache erschien auf der Straße rechts der Haupt-Kolonnade, die Piken hoch erhoben.
    »Könnt Ihr das näher erläutern?«, fragte Kulp.
    Duiker drehte sich um und stellte überrascht fest, dass alle drei Männer ihn fragend anstarrten. Er rief sich kurz seinen letzten Kommentar ins Gedächtnis zurück, dann zuckte er noch einmal die Achseln. »Coltaine hat die wickanischen Clans unter seiner Führung vereint und einen Aufstand gegen das Imperium angezettelt. Der Imperator hatte ziemliche Mühe, ihn wieder zurechtzustutzen, was einige von euch noch aus eigener Erfahrung wissen müssten. Wie es typisch für ihn war, hat der Imperator sich Coltaines Loyalität gesichert und ...«
    »Wie?«, bellte Kulp.
    »Das weiß niemand.« Duiker lächelte. »Der Imperator hat so gut wie nie erklärt, wie er zu seinen Erfolgen gekommen ist. Wie auch immer, da Imperatrix Laseen den von ihrem Vorgänger gewählten Kommandeuren keine besonders große Zuneigung entgegengebracht hat, sollte Coltaine eigentlich irgendwo in der tiefsten Provinz von Quon Tali verfaulen. Und dann hat sich die Situation plötzlich geändert. Mandata Lorn wird in Darujhistan getötet, Hohefaust Dujek wird zum Renegaten, und seine gesamte Armee folgt ihm, was praktisch den ganzen Genabackis-Feldzug zum Scheitern bringt – und hier, im Reich der Sieben Städte, naht das Jahr von Dryjhna, das in den Prophezeiungen als Jahr der Rebellion bezeichnet wird. Laseen braucht fähige Kommandeure, ehe ihr alles entgleitet. Die neue Mandata Tavore hat noch keinerlei Erfahrung. Also ...«
    »Coltaine«, nickte der Hauptmann. Sein Gesichtsausdruck wurde womöglich noch

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