Das Reich des dunklen Herrschers - 8
vorübersauste. Das unverwechselbare Klirren des Stahls hallte noch nach, als es bereits in vernichtendem Schwung auf die Bedrohung zuhielt. Getrieben von Richards gewaltiger Körperkraft, sirrte die Schwertspitze durch die Luft. Der Arm des Sprechers hatte soeben den Scheitelpunkt seiner ausholenden Bewegung erreicht, als sie zu ihrem todbringenden Abwärtsschwung ansetzte. Richards Klinge grub sich seitlich in den Hals des Sprechers, durchschnitt Fleisch und Knochen und trennte Kopf, Schulter sowie den Messerarm in einer einzigen, fließenden Bewegung ab.
Sofort schwenkte Richard die blutbesudelte Klinge herum und richtete sie gegen die anderen Sprecher, von denen womöglich ebenfalls Gefahr drohte. Kahlan verbarg das Gesicht des Jungen an ihrer Schulter und hielt ihm die Augen zu.
Einige der Manner stürzten herbei und umringten Anson. Kahlan wußte nicht, wie schwer seine Verletzung war - oder ob er überhaupt noch lebte.
Unweit davon lagen der blutige Kopf und Arm des toten Sprechers vor einem mit Kerzen übersäten Tisch; seine Hand hielt das Messer immer noch in starrem Griff umklammert. Das Ergebnis des unvermittelten Gemetzels, das Blut, das sich für alle sichtbar auf dem Boden ausbreitete, bot einen schauderhaften Anblick. Alles schwieg entsetzt und starrte.
»Das erste Blut, geflossen durch die Hand eines eurer Großen Sprecher«, wandte sich Richard mit ruhiger Stimme an die Gruppe angstvoll verzagter Sprecher, »gehörte nicht etwa denen, die hergekommen sind, um euer Volk zu morden, sondern einem Mann, der euch kein Haar gekrümmt hat - einem Mann aus euren eigenen Reihen, der lediglich aufgestanden ist und euch erklärt hat, er wolle frei sein von der Unterdrückung der Tyrannei, frei sein, um für sich selbst zu denken.«
Kahlan erhob sich und sah, daß sich mittlerweile sehr viel mehr Menschen im Raum befanden als zuvor. Als Cara sich einen Weg durch die schweigende Menge bis zu ihr bahnte, nahm sie sie am Arm beiseite und beugte sich zu ihr.
»Wer sind all diese Menschen?«
»Die Bewohner der Stadt. Melder haben ihnen die Nachricht überbracht, daß die Stadt Witherton befreit worden ist. Sie hörten, daß unsere Leute hergekommen seien, um den Weisen aufzusuchen, und wollten Zeuge sein, was geschieht. Auf den Treppen und Fluren oben wimmelt es nur so von ihnen. Was hier unten gesagt wurde, hat sich längst bis nach oben herumgesprochen.«
Die Sorge, nahe genug bei Richard und Kahlan zu sein, um sie zu beschützen, war Cara deutlich anzusehen. Kahlan war überzeugt, daß Richards Worte auf viele Anwesende nachhaltigen Eindruck gemacht hatten, nur vermochte sie im Augenblick nicht einzuschätzen, wie sie sich verhalten würden.
Die Großen Sprecher schien alle Überzeugung verlassen zu haben, vor allem aber wollten sie nicht mit dem einen aus ihren Reihen in Verbindung gebracht werden, der eine so schreckliche Tat begangen hatte. Schließlich löste sich einer aus der Gruppe seiner Mitstreiter und begab sich auf den einsamen Weg hinüber zu dem Jungen, der, noch immer in Kahlans schützendem Arm, neben der mit Vorhängen verhüllten Plattform stand.
»Es tut mir leid«, wandte er sich im Tonfall aufrichtigen Bedauerns an den Jungen. Dann wandte er sich herum zu der Menge, die sie beobachtete. »Es tut mir leid. Ich möchte nicht länger Sprecher sein. Die Prophezeiung hat sich erfüllt; unsere Erlösung steht unmittelbar bevor. Ich denke, wir täten gut daran, uns anzuhören, was diese Leute zu sagen haben. Ich für meinen Teil möchte nicht länger mit der Angst leben, daß die Soldaten der Imperialen Ordnung uns alle töten könnten.«
Es gab keine Jubelrufe oder etwas in der Art, statt dessen schweigendes Einvernehmen. Alle, die Kahlan von ihrem Platz aus sehen konnte, nickten in der, so schien es, hoffnungsvollen Erwartung, ihr heimlicher Wunsch, von der brutalen Tyrannei der Imperialen Ordnung befreit zu werden, möge nicht doch ein sündiger, verbotener Gedanke sein, sondern in Wahrheit genau das Richtige.
Richard ließ sich neben Owen auf die Knie sinken, während einige der anderen damit beschäftigt waren, Ansons Oberarm mit einem Stoffstreifen zu verbinden. Er hatte sich aufgesetzt; sein gesamter Arm war über und über mit Blut bedeckt, doch der Verband schien die Blutung zu stillen. Kahlan stieß einen erleichterten Seufzer aus, als sie sah, daß Anson lebte und offenkundig nicht ernsthaft verletzt war.
»Sieht aus, als müßte es genäht werden«, sagte Richard.
Einige der
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