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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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berechtigt, was dann? Unsere Zukunft, unser aller Leben, steht auf dem Spiel.
    Bringt den Weisen her. Wir werden uns anhören, was er zu sagen hat, und dann entscheiden, ob er tatsächliche weise ist und unsere Loyalität verdient.«
    In diesem Moment traten einige Männer aus dem Hinterzimmer, mit rotem Tuch drapierte Stangen sowie mit Kerben versehene Bretter und Planken in den Händen, und gingen daran, vor der Tür des Hinterzimmers ein einfaches Podium mit vier Stangen an den Ecken sowie schweren roten Vorhängen als Blickschutz zu errichten. Als die Konstruktion schließlich stand, plazierten sie ein großes Sitzkissen auf das Podium und schlossen die Vorhänge. Zwei Tische mit einigen Kerzen darauf wurden hereingetragen und zu beiden Seiten des mit Vorhängen verhangenen, zeremoniellen Sitzes der Weisheit abgesetzt. Im Handumdrehen hatten die Sprecher eine schlichte, aber Ehrfurcht gebietende Umgebung geschaffen.
    Kahlan kannte mehrere Personen in den Midlands, die magische Kräfte besaßen und in derselben Eigenschaft dienten wie vermutlich dieser Weise. Gewöhnlich hatten sie Gehilfen, wie eben diese Sprecher. Im Übrigen war sie klug genug, diese einfachen Schamanen und ihre Verbindungen zur Welt der Seelen nicht zu unterschätzen. Nicht wenige von ihnen verfügten über sehr reale Verbindungen zum Totenreich und vor allem über eine sehr reale Macht über ihr Volk.
    Nur konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Volk bar aller magischen Kräfte einen solchen Mittler zu den Seelen besitzen konnte. Falls aber doch, und der Betreffende stellte sich gegen sie, wären womöglich all ihre Mühen umsonst gewesen.
    Die Sprecher nahmen zu beiden Seiten des Podiums Aufstellung und öffneten die Vorhänge gerade weit genug, daß man in das dunkle Innere blicken konnte.
    Dort auf dem Kissen saß mit übereinander geschlagenen Beinen ein, so schien es, kleiner, in ein weißes Gewand gehüllter Junge, die Hände wie zum Gebet im Schoß gefaltet. Er schien acht oder allerhöchstens zehn Jahre alt zu sein. Um seinen Kopf hatte man ein schwarzes Tuch gewickelt, um seine Augen zu bedecken.
    »Es ist ein kleiner Junge«, stellte Richard erstaunt fest.
    Die Störung bewog einen der Sprecher, Richard einen mörderischen Blick zuzuwerfen. »Nur ein Kind ist unverdorben genug, um zu wahrer Weisheit zu gelangen.« Beifälliges Nicken allenthalben im Kellersaal.
    Richard warf Kahlan einen heimlichen Seitenblick zu.
    Einer der Sprecher ließ sich vor der Plattform auf die Knie nieder und verneigte sein kahles Haupt. »Weiser, wir sehen uns gezwungen, dich um Unterweisung zu ersuchen, denn einige aus unserem Volk möchten einen Krieg beginnen.«
    »Krieg ist niemals eine Lösung«, antwortete der Weise mit frömmelnder Stimme.
    »Vielleicht möchtest du seine Gründe hören.«
    »Es gibt keinen stichhaltigen Grund für das Kämpfen. Krieg kann niemals eine Lösung sein. Krieg ist das Eingeständnis des eigenen Scheiterns.«
    Verlegen wichen die Anwesenden ein Stück zurück; offenbar erfüllte es sie mit Unbehagen, den Weisen mit solch geistlosen Fragen zu bedrängen, Fragen, die er offenbar keine Mühe hatte, mit seiner kindlichen Weisheit, die ihre eigene Lasterhaftigkeit augenblicklich offenbar werden ließ, zu klären.
    »Sehr weise. Du hast uns Weisheit in ihrer wahren, schlichten Vollkommenheit gezeigt. Alle Menschen täten gut daran, diese Wahrheit zu achten.« Der Sprecher neigte abermals sein Haupt. »Wir haben es diesen Leute nahezubringen versucht …«
    »Wieso trägst du eigentlich eine Augenbinde?«, fiel Richard dem vor der Plattform knienden Sprecher unvermittelt ins Wort.
    »Ich höre Zorn in deiner Stimme«, antwortete der Weise. »Du wirst nichts erreichen, ehe du nicht deinen Haß ablegst. Wenn du mit deinem Herzen suchst, wirst du in jedem das Gute finden.«
    Richard drängte Owen vorzutreten. Dann langte er nach hinten, in die Gruppe der Männer, packte mit zwei Fingern Anson am Hemd und zog ihn ebenfalls nach vorn. Zu dritt traten sie bis vor die Plattform des Weisen. Richard war der einzige, der seine aufrechte Haltung beibehalten hatte. Er zwang den auf den Knien liegenden Sprecher mit dem Fuß, Platz zu machen.
    »Ich fragte, warum du eine Augenbinde trägst«, wiederholte Richard.
    »Man muß das Wissen leugnen, um für den Glauben Raum zu schaffen. Nur durch Glauben gelangt man zur reinen Wahrheit«, verkündete der Weise. »Man muß erst glauben, wenn man lernen und erkennen können

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