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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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bereits. Warum verstopfst du dir nicht auch noch die Ohren und summst eine Melodie vor dich hin, um nicht von irgendwelchen Gedanken behelligt zu werden?« Richard beugte sich weiter vor und senkte bedrohlich die Stimme. »Und dann möchte ich dich bitten, in deinem Zustand grenzenloser Weisheit zu erraten, was ich gleich mit dir machen werde.«
    Der Junge stieß einen erschrockenen Schrei aus und krabbelte ein Stück nach hinten.
    Energisch schob Kahlan sich zwischen Richard und Anson hindurch und stieg auf das Podium, ließ sich dort nieder, legte einen Arm um den verängstigten Jungen und zog ihn zu sich heran, um ihn wieder zu beruhigen. Der Junge schmiegte sich in ihre schützenden Arme.
    »Du machst dem Jungen Angst, Richard. Sieh ihn dir doch an; er zittert am ganzen Leib.«
    Richard zog dem Jungen die Augenbinde vom Kopf, der darauf, in seiner Verwirrung und Bestürzung, verängstigt zu ihm hochlinste.
    »Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das sich freiwillig in die Fänge eines Raubtieres begibt. Nur der Mensch, vorausgesetzt, er war fortwährend solch unsinnigen Lehren ausgesetzt wie du, ist imstande, gegen die Werte zu verstoßen, die dem Erhalt des eigenen Lebens dienen. Trotzdem hast du dich instinktiv richtig verhalten, indem du bei meiner Frau Schutz gesucht hast.«
    »Hab ich das?«
    »Ja. Dein gewohntes Verhalten konnte dich nicht schützen, also hast du darauf spekuliert, daß sie es für dich tut. Hätte ich tatsächlich die Absicht gehabt, dir etwas anzutun, hätte sie mich gewaltsam daran zu hindern versucht.«
    Der Junge blickte in Kahlans freundlich lächelndes Gesicht. »Das hättest du getan?«
    »Ja, das hätte ich. Ich glaube nämlich auch an die Würde des Lebens.«
    Er starrte sie ungläubig an.
    Kahlan schüttelte bedächtig den Kopf. »Nur hätte dir deine instinktive Suche nach Schutz nichts genutzt, wenn du ihn statt dessen bei Leuten gesucht hättest, die nach den irrigen Lehren leben, die du andauernd nachplapperst. Diese Lehren verdammen Selbstverteidigung als eine Form des Hasses. Dein Volk wird mit Hilfe seiner eigenen Überzeugungen abgeschlachtet.«
    Er machte ein niedergeschlagenes Gesicht. »Aber das will ich doch nicht.«
    Kahlan lächelte. »Wir genauso wenig. Deswegen sind wir hergekommen, und deswegen mußte Richard dir zeigen, daß man die Wirklichkeit durchaus erfassen kann und dies einem hilft zu überleben.«
    »Danke«, sagte er an Richard gewandt.
    Ein Lächeln auf den Lippen, glättete Richard ihm sein blondes Haar. »Tut mir leid, daß ich dir Angst machen mußte, um dir zu zeigen, daß du ziemlichen Unsinn von dir gegeben hast. Ich mußte dir beweisen, wie wenig hilfreich die dir eingetrichterten Lehren sind - sie sind unbrauchbar, weil es ihnen an Klarsicht und Vernunft fehlt. Du scheinst mir ein Junge zu sein, der Freude am Leben hat. Ich war in deinem Alter genauso und bin es noch heute. Das Leben ist großartig, genieße es, schau dich mit den Augen, die dir gegeben wurden, um und erfasse es in seiner ganzen Herrlichkeit.«
    »So hat mit mir noch niemand über das Leben gesprochen. Ich kriege ja kaum was zu sehen. Ich muß immer daheim bleiben.«
    Richard wandte sich wieder zu den Männern herum. »Das ist es, was man eurem Volk als Quelle der Weisheit vorgegaukelt hat - es mußte sinnlose Sprüche nachplappernden Kindern lauschen. Ihr besitzt einen Verstand, um damit zu denken und die Welt zu begreifen. Diese selbstauferlegte Blindheit ist ein schlimmer Verrat an euch selbst.«
    Die Männer in der ersten Reihe, soweit Kahlan sie von ihrem Platz aus sehen konnte, senkten beschämt den Kopf.
    »Lord Rahl hat Recht«, sagte Anson und wandte sich wieder zu den Männern herum. »Bis zum heutigen Tag hatte ich das nie wirklich bezweifelt oder darüber nachgedacht, wie dumm es in Wahrheit ist.«
    Einer der Sprecher, der mit dem spitzen Kinn, beugte sich plötzlich vor und riß Anson das Messer aus dem Gürtel.
    Mit einem wütenden Aufschrei stieß der Sprecher unvermittelt zu und durchbohrte Ansons Arm, ehe dieser reagieren konnte, mit dem Messer. Kahlan hörte, wie die Klinge einen Knochen traf. Getrieben von blindwütigem Haß, zog der Sprecher die Hand mit der jetzt blutverschmierten Klinge zurück und stach erneut auf Anson ein. Anson. das Gesicht entsetzt verzogen, sank in sich zusammen.
    Die Lichtpunkte vom Widerschein der Kerzen auf dem blank polierten, rasiermesserscharfen Stahl verschwammen zu glänzenden Streifen, als Richards Schwert an Kahlan

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