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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nicht erinnern«, stammelte er, um Zeit zu gewinnen.
    Die Schwester war nicht bei Laune, um sich in Geduld zu üben. »Wollt Ihr, daß ich …«
    »Ja, richtig«, beeilte er sich, bemüht unbekümmert zu klingen. »Jetzt erinnere ich mich. Es handelt sich um ein mit einem Bann belegtes Kästchen, das eine kleine Melodie spielt.«
    Das entsprach durchaus der Wahrheit. Die Schwester war noch immer in ihr Buch vertieft. Zedd warf einen Blick über die Schulter zu der auf einer Bank sitzenden Adie und sah ihren blinden Augen an, daß etwas in der Luft lag. Hoffentlich bemerkte es die Schwester nicht ebenfalls.
    »Es handelt sich also um eine Spieldose«, murmelte Schwester Tahirah, deren Hauptinteresse nach wie vor ihrer Liste mit magischen Objekten galt.
    »Ja, ganz recht. Ein Kästchen, das einen musikalischen Bann enthält. Entfernt man den Deckel, spielt es eine Melodie.« Der Schweiß troff ihm in den Nacken und rann zwischen seine Schulterblätter. Zedd schluckte, bemüht zu verhindern, daß sich sein Zittern auf seine Stimme übertrug. »Probiert es halt aus, dann seht Ihr es selbst.«
    Sie bedachte ihn über den Rand ihres Buches hinweg mit einem argwöhnischen Blick. »Ihr werdet den Deckel selbst abnehmen.«
    »Nun … das kann ich nicht. Man hat mir die Hände auf den Rücken gefesselt.«
    »Benutzt Eure Zähne.«
    »Meine Zähne?«
    Mit dem hinteren Ende ihres Stiftes schob die Schwester das gelbe, halbsonnenförmige Kästchen näher zu ihm hin. »Ganz recht, Eure Zähne.«
    Er hatte auf ihren Argwohn spekuliert, wagte aber nicht, es zu übertreiben. Also bewegte er seine Zunge im Mund und versuchte verzweifelt, ein wenig Speichel zu erzeugen. Blut wäre besser, aber er wußte genau, wenn er sich auf die Innenseite seiner Lippe biss, würde die Schwester Verdacht schöpfen. Blut war ein allzu gebräuchlicher Katalysator.
    Ehe die Schwester mißtrauisch werden konnte, beugte Zedd seinen Oberkörper vor und versuchte, seine Lippen über das Kästchen zu stülpen. Er bekam den unteren Rand der Sonne mit den Zähnen zu fassen und versuchte, seinen Oberkiefer über einen der spitzen Strahlen zu schieben. Das Kästchen war eine Spur zu groß. Ihre Hand auf seinem Hinterkopf, half Schwester Tahirah ein wenig nach. Das war alles, was er brauchte! Er packte den Deckel mit den Zähnen, doch statt nur den Deckel anzuheben, hob er das ganze Kästchen vom Tisch. Der Deckel löste sich erst nach einigem Hin- und Herwerfen des Kopfes. Er legte ihn daneben ab.
    Wurde ein Sonnenuntergangsbann nicht von einem am Diebstahl der in der Burg eingelagerten Gegenstände Beteiligten geöffnet, mußte er von einem Zauberer, den der Bann erkannte, aktiviert werden. Rasch, bevor sie merkte, was er tat, ließ er zu ebendiesem Zweck ein wenig Speichel in das Kästchen träufeln.
    Als die Musik ertönte, überkam Zedd ein übermütiges Glücksgefühl. Es funktionierte also, der Bann war noch aktiv. Er spähte durch den schmalen Schlitz der Zeltöffnung. Bald schon würde die Sonne hinter dem Horizont untergegangen sein.
    Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte zu der fröhlichen Melodie getanzt, wäre in lauten Jubel ausgebrochen. Trotz seines nahen Endes überkam ihn ein Gefühl unbeschwerter Heiterkeit. Seine Qualen würden bald ein Ende haben, in Kürze würden sämtliche aus der Burg entwendeten magischen Objekte vernichtet werden, und er mit ihnen. Sie würden nichts mehr aus ihm herausbekommen. Er würde ihre Sache nicht verraten.
    Es betrübte ihn zutiefst, daß die gefangenen Familien, mit deren Hilfe man seine Kooperation zu erzwingen hoffte, dabei ebenfalls umkommen würden, aber wenigstens mußten sie nicht länger leiden. Er verspürte einen traurigen Stich, als ihm bewußt wurde, daß auch Adie sterben würde. Diese Vorstellung war ihm mindestens genauso verhaßt wie der Gedanke, daß sie litt.
    Die Schwester legte den Deckel wieder zurück an seinen Platz. »Wie reizend.«
    Die Musik brach ab, doch das spielte keine Rolle mehr der Bann war längst aktiviert. Die Musik war lediglich eine Bestätigung - und gleichzeitig eine Warnung, sich außer Reichweite zu begeben. Die Chancen dafür waren gleich Null.
    Auch das war nicht mehr von Belang.
    Schwester Tahirah nahm das gelbe Kästchen vom Tisch und beugte sich mit den Worten zu Zedd herab: »Ich werde es jetzt wieder zurückbringen, und in meiner Abwesenheit werde ich die Wachen das nächste Mädchen hereinbringen lassen, damit Ihr es Euch genau ansehen und darüber

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