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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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allen. Du musst dein Schicksal annehmen. Deswegen darfst du nicht sterben. Du musst deinen Eltern Ehre erweisen.“
    „Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin.“
    ***
    D IE N ACHT, IN der die Aufständischen hingerichtet wurden, stand unter schlechten Vorzeichen. Mehrere brennende Pfeile, die aus dem Wald abgeschossen wurden, kündigten den Beginn des großen Aufstands an, auch wenn niemand im Schloss sich sein Ausmaß vorstellen konnte.
    „Feuer!“, schrie ein Wachposten, als die ersten Pfeile auf die Strohdächer der Stallungen niedergingen. „Feuer!“
    Während man bemüht war, das Feuer zu löschen, das bereits die Stützbalken der neuen Außentreppe erreicht hatte, prasselten Dutzende von Pfeilen auf die Zugbrücke nieder und setzten das Haupttor in Brand.
    „Herr, die Bauern attackieren uns!“, rief ein Diener, um den König zu wecken. „Das Schloss brennt!“
    „Die verdammten Feiglinge!“, knurrte Frómodi. Er sprang aus dem Bett und ergriff sein Schwert. „Sind nicht mal in der Lage, diese Hungerleider in Schach zu halten! Ruf meine Offiziere zusammen!“
    Auf dem Hauptturm erkannte er, dass die Lage brenzlig wurde. Hunderte von Bauern, zu denen weitere aus den umliegenden Ortschaften gestoßen waren, näherten sich der Festung mit Leitern, obwohl diese gar nicht nötig sein würden: Das Haupttor, das inzwischen ein Raub der Flammen geworden war, stellte keinerlei Hindernis mehr dar.
    „Was ist los?“, fragte Górgula erschrocken.
    „Sie stürmen das Schloss“, antwortete Frómodi. „Diese Hunde werden hier eindringen und uns alle aufhängen! Wir müssen so schnell wie möglich von hier fliehen, sonst sind wir verloren!“
    „Aber wie?“, fragte Górgula. „Wir sind eingekesselt!“
    „Mir nach!“, schrie Frómodi. „Haltet euch dicht bei mir!“
    Górgula und Escorpio liefen hinter ihm her. Der König bahnte sich gewaltsam einen Weg durch die Soldaten, die sich auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatten.
    Kurz darauf schwangen sie sich auf ihre Pferde und ritten im Galopp auf das Haupttor zu, wobei sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte, niedertrampelten oder erschlugen. Unter einem Hagel von Pfeilen, Lanzen und Äxten, die ihnen die Rebellen hinterherschickten, verloren sie sich in der Dunkelheit.
    Erst auf einem Hügel hielten sie an, um das Spektakel zu betrachten. Das Schloss brannte an allen Ecken.
    „Es ist nicht mehr zu retten“, verkündete Frómodi. „Dieses Schloss ist Geschichte.“
    Górgula wurde es weh ums Herz, als sie den Ort untergehen sah, an dem sie vor langer Zeit einmal Träume von Pracht und Herrlichkeit gehegt hatte, die fast in Erfüllung gegangen wären.
    „Denken wir an unser Ziel!“, rief Frómodi und gab seinem Pferd die Sporen. „Jetzt holen wir uns die Tinte!“
    ***
    W ENN A RTURO DIE furchtbaren Erschütterungen des Geistes jemals kennenlernte, dann in jener Nacht. Die Unterhaltung mit Arquitamius hatte in ihm ein Gewitter ausgelöst. Seine Erinnerungen und Gefühle wurden zu einem so explosiven Gemisch wie die Lavaströme in den Kratern der Vulkane, die sie jetzt bald hinter sich lassen würden.
    Nichts wollte sich zusammenfügen. Immer wenn er dabei war, sein Leben neu zu organisieren, schmolz es dahin wie der Schnee im Frühling und wurde zu einer gefährlichen Lawine, die alles mit sich zu reißen drohte.
    Einerseits war er froh, dass Arquitamius ihm die Geschichte seines Lebens erzählt hatte; andererseits jedoch wäre es ihm lieber gewesen, sie nicht gehört zu haben.
    Kurz vor Morgengrauen, als die Eingeweide des Vulkans sich endgültig beruhigt hatten, stellte er sich nur die eine Frage: Wer war der Junge, der ihm zu seiner Wiedergeburt verholfen hatte? In welchem Körper war seine Seele auferstanden?
    „Meister, könnt Ihr Euch an einen Jungen namens Horacles erinnern?“, fragte Crispín den Weisen, während sie das Gepäck auf die Pferde luden.
    „Ich hatte einen Schüler dieses Namens“, antwortete Arquitamius. „Seid ihr ihm etwa begegnet?“
    „Wir haben ihn aus den Händen eines Säuberungstrupps befreit“, erklärte der junge Knappe. „Er hat uns hierhergebracht und uns gesagt, wo wir Euch finden konnten. Doch im letzten Augenblick ist er auf und davon.“
    „Horacles war ein ausgezeichneter Schüler, der mein vollstes Vertrauen genoss …“, erklärte der Alchemist, „bis er mich verraten hat.“
    „Er hat uns so etwas erzählt“, sagte Amedia. „Aber nähere Einzelheiten wollte er uns nicht

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