Das Reich des Lichts
und die Ränder der Erdspalten verloren ihre rötliche Färbung. Das Feuer war erloschen.
„Nicht für immer“, sagte Arquitamius. „In bestimmten Abständen lebt das Feuer wieder auf. Es nährt sich vom Blut der Erde. Dort unten, in den tiefsten Tiefen, schlägt ein Herz, das Feuer erzeugt und den Vulkanen Leben einhaucht. Aber ich kann euch versichern, dass es sehr lange dauern wird, bis es die Bewohner dieser Region erneut quält. Fürs Erste wird es keine Erdbeben mehr geben.“
„Das heißt, ein Alchemist gibt einem Königreich den Frieden zurück, dessen Bewohner seine Freunde beschuldigen, die Beben verursacht zu haben“, stellte Dédalus fest. „Sie hassen die Alchemisten, die ihnen helfen, und verehren die Hexenmeister, die ihnen das Blut aussaugen! Wie dumm sind die Menschen!“
„Die Menschen trifft keine Schuld. Rugiano hat ihnen weisgemacht, dass die Alchemisten die Vulkane erzürnt und so die Erdbeben ausgelöst haben“, entschuldigte Astrid ihre Untertanen.
„Rugiano hat sie belogen, um den Hexenmeistern mehr Macht zu verleihen und die Menschen in ständiger Angst zu halten“, ergänzte Arquitamius. „Niemand hat es bisher gewagt, sich ihm zu widersetzen. Doch damit ist jetzt Schluss! Wir werden beweisen, dass alles eine große Lüge war. Dass es die Hexenmeister waren, die auf Rugianos Befehl hin den Zorn der Vulkane herausgefordert haben.“
„Rugiano ist tot“, verkündete Crispín. „Es ist gleich, was er getan hat.“
„Vielleicht kann Königin Astrid dem Reich den Frieden zurückgeben“, sagte Arquitamius. „Eine gerechte Königin ist das Beste für das Wohlergehen eines Volkes.“
„Wir werden ihr helfen, den Thron wieder zu besteigen“, versicherte Arturo, „bevor es jemand anders tut.“
„Ich weiß nicht, ob ich das will“, sagte Astrid. „Rugiano hat eine blutige Spur hinterlassen, und es wird lange Zeit brauchen, bis das Volk das vergisst.“
„Darin wird Eure Aufgabe bestehen, Herrin“, sagte Crispín. „Das Volk dürstet nach Gerechtigkeit. Und Ihr könnt ihm dazu verhelfen.“
„Wir werden Euch dabei unterstützen, Königin Astrid“, wiederholte Arturo. „Wir verfügen über die nötigen Waffen, um Euch zu Eurem Thron zu verhelfen.“
„Ihr habt ja gesehen, dass Arturo unbesiegbar ist“, sagte Arquitamius, der trotz seiner Verletzungen aufgestanden war. „Ich stehe in deiner Schuld, mein Freund. Du hast ganz allein die Feuerbestie besiegt und mich so vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt. Ich werde dir helfen, Alexia und Émedi in die Welt der Lebenden zurückzuholen.“
„Ich habe nur getan, was ich tun musste, Meister“, erwiderte Arturo bescheiden. „Ihr seid es, dem der eigentliche Verdienst gebührt. Ihr habt die Bedingungen geschaffen, um diese Bestie zu besiegen. Kein anderer Alchemist hätte das vollbracht.“
„Sagen wir, wir haben es gemeinsam geschafft“, sagte Arquitamius mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Wir haben gut zusammengearbeitet.“
Ein Hoffnungsschimmer durchzuckte Arturos Herz. Die Worte des Weisen waren Balsam für seine verwundete Seele, und zum ersten Mal nach langer Zeit zeichnete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ab.
„Lasst mich Eure Wunden versorgen“, sagte Amedia zu Arquitamius. „Setzt Euch bitte hin.“
„Ich helfe dir“, bot Dédalus seiner Tochter an. „Zu zweit werden wir ihn heilen können.“
„In dem Lederbeutel da befindet sich eine Brandsalbe“, sagte Arquitamius und zeigte auf die Gegenstände, die auf dem Boden verstreut waren, einige von ihnen zerbrochen. „Ich benutze sie seit vielen Jahren.“
Crispín hob den Lederbeutel auf und reichte ihn Amedia. Sie holte den Tiegel mit der Salbe heraus und trug sie vorsichtig auf die zahlreichen Wunden des alten Mannes auf.
„Ihr seid ein mächtiger Alchemist“, sagte Arturo respektvoll. „Arquimaes hat gut daran getan, mich zu Euch zu schicken.“
„Ich kenne nicht alle Geheimnisse des Lebens und des Todes“, widersprach Arquitamius. „Nur ein paar … Meine Erfahrung ist mein wichtigster Verbündeter. Ich habe entdeckt, dass die Unsterblichkeit dort endet, wo sie beginnt. Das bedeutet, dass niemand gegen den Tod gefeit ist. Auch wir Unsterbliche sind angreifbar … Und jetzt erzähle mir, was genau mit Königin Émedi geschehen ist. Wer hat sie getötet?“
„Alexia. Sie stand unter dem Einfluss ihrer Mutter Demónicia“, erklärte Arturo. „Es war ein Unfall. Sie trifft keine Schuld.“
„Und wer hat Alexia
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