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Das Reich des Lichts

Das Reich des Lichts

Titel: Das Reich des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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ihm. „Verstanden?“
    Damit war das Thema erledigt. Zwar hätten es alle begrüßt, wenn ihre Reise abgekürzt worden wäre, doch sie zogen es vor zu schweigen.
    Für Arturo war es das Wichtigste, dass der Weise eingewilligt hatte, sie zu begleiten. Alles andere war nebensächlich. Und auf gar keinen Fall wollte er den mächtigen Alchemisten verärgern.
    „Tu das nie wieder“, ermahnte er Crispín.
    „Ganz bestimmt nicht, Arturo“, antwortete der Junge zerknirscht. „Tut mir leid.“
    Arquitamius hörte, dass Arturo seinen Knappen zurechtwies, sagte aber nichts dazu.
    ***
    F RÓMODI, G ÓRGULA UND Escorpio suchten eine Stelle, an der sie sich ausruhen konnten. Obwohl sie in vollem Galopp geritten waren, hatten ihnen einige Soldaten folgen können. Und so hatten sie sich gezwungen gesehen, mehr als einen halben Tag weiterzureiten, bis sie ihre Verfolger schließlich abgeschüttelt hatten. Jetzt waren sie erschöpft.
    Gegen Abend fanden sie eine von Bäumen verdeckte Höhle. Sie richteten sich dort ein und machten ein kleines Feuer. Da sie keine Vorräte bei sich hatten, mussten sie sich mit Brombeeren und Früchten begnügen, die sie in der Umgebung sammelten.
    „Wir sind arme Teufel“, sagte Górgula. „Unser ganzes Leben sind wir auf der Flucht.“
    „Willst du etwa aufgeben, du alte Hexe?“, schimpfte Frómodi. „Ich hatte dich für mutiger und ehrgeiziger gehalten!“
    „Glaubt Ihr, ich hätte in meinem Leben nicht schon genug gekämpft?“, entgegnete Górgula. „Ich habe alles versucht, um dem Elend zu entrinnen!“
    „Und was ist dabei herausgekommen?“, höhnte Frómodi. „Dein Leben ist ein Scherbenhaufen! Ein einziger Misserfolg!“
    „Mein lieber König Frómodi“, begann Górgula, „ich glaube, Ihr versteht nicht …“
    „Nenn mich nicht König Frómodi!“, herrschte er sie an. „Ich bin kein König mehr! Von nun an bin ich wieder Graf Morfidio, hast du verstanden?“
    „Ja, Herr“, sagte Górgula kleinlaut.
    „Und du, Escorpio? Hast du mich auch verstanden?“
    „Ja, Herr. Und es ist mir auch lieber so. Ich habe mich immer besser mit Graf Morfidio verstanden als mit König Frómodi.“
    „Was wolltest du sagen, Hexe?“, fragte der Graf.
    „Ich hätte Königin sein können, Graf Morfidio. Im Wald der Geächteten war ich eine große Zauberin … Zweimal befand sich dieser Arturo Adragón in meiner Hand, und fast hätte ich ihm die Haut abgezogen! Jetzt stehe ich kurz davor, die magische Tinte zu finden …“
    „Vergiss deinen Sohn nicht!“, unterbrach sie der Graf. „Oder stimmt es nicht, dass du einen Sohn hattest? Hast du ihn nicht den Mönchen überlassen?“
    „Sagt so etwas nicht! Das ist eine Lüge! Ein Gerücht, das verbreitet wurde, um mich bei Benicius in Misskredit zu bringen! Ich hatte nie einen Sohn!“
    „Doch!“, schrie Morfidio wütend. „Alle Welt weiß, dass du ihn weggegeben hast!“
    Escorpio warf ein paar Zweige auf das Feuer, um es anzufachen.
    „Viele Kinder, die ausgesetzt werden, kommen zu den Mönchen“, sagte er und blies in die Glut. „Ich weiß, wovon ich spreche.“
    „Wer sind eigentlich deine Eltern, Escorpio?“, fragte der Graf und stopfte sich eine Handvoll Beeren in den Mund. „Hast du sie gekannt?“
    „Nein“, antwortete der Spion. „Ich hoffe, sie sind tot. Ich habe bisher sehr gut ohne sie gelebt. Und jetzt, da ich bald reich sein werde, kann ich erst recht auf sie verzichten. Im Grunde habe ich sie nie vermisst.“
    „Zeit zu schlafen“, sagte Morfidio unvermittelt. „Mir ist egal, wer wessen Kind ist. Manche Eltern tun seltsame Dinge mit ihren Kindern. Sie kriegen sie, sie verkaufen sie, sie verschenken sie, sie verstoßen sie …“
    „Und manche Kinder tun seltsame Dinge mit ihren Eltern“, sagte Górgula in ironischem Ton. „Nicht wahr, Graf?“
    Morfidio zog seinen Dolch aus der Scheide und presste der Alten die Klinge an die Gurgel.
    „Provoziere mich nicht, du verdammte Hexe!“, drohte er. „Sonst murkse ich dich ab!“
    „Entschuldigung! Entschuldigung!“, wimmerte Górgula. „Ich wollte Euch nicht beleidigen!“
    „Wenn du mich noch einmal provozierst, schneide ich dir die Kehle durch!“, schrie er und zog die Waffe zurück. „Tu das nie wieder!“
    ***
    A LS SIE R UGIANOS Festung vor sich sahen, waren sie erschöpft. Crispín schlug vor, eine Rast zu machen und am nächsten Morgen weiterzureiten.
    „Wir sollten in die Festung gehen“, sagte Arturo. „Rugianos Tod könnte einen Machtkampf

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