Das Reich des Lichts
auslösen. Wir werden dafür sorgen, dass Königin Astrid den Thron besteigt. Er gehört jetzt ihr.“
„Ich möchte die Herrschaft nicht übernehmen“, erwiderte Astrid. „Ich will nicht an diesen düsteren Ort zurückkehren. Ich verzichte auf das verfluchte Königreich.“
„Das dürft Ihr nicht, Herrin“, widersprach Dédalus. „Wenn der Thron verwaist bleibt, wird es erbitterte Machtkämpfe geben, und viel unschuldiges Blut wird fließen.“
„Da hast du wohl recht, doch mein Herz weigert sich, den Thron zu besteigen, den ich mit Rugiano geteilt habe“, sagte Astrid. Doch dann fügte sie, ihrer Verantwortung bewusst, hinzu: „Aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, ein Blutbad zu verhindern, bin ich bereit, mich dem Hofstaat zu präsentieren.“
„Das wird das Beste sein“, stimmte Arquitamius zu. „Ein Königreich ohne Herrscher ist sehr gefährlich. Es könnte viele Menschen das Leben kosten.“
Sie verbrachten die Nacht unter freiem Himmel, wobei sie sich bei der Wache ablösten. Sie mussten äußerste Vorsicht walten lassen. Das Land war unsicher geworden. Es herrschten Chaos und Gesetzlosigkeit. Deswegen waren sie bemüht, kein Aufsehen zu erregen und sich von Menschenansammlungen fernzuhalten.
Am nächsten Morgen machten sie sich auf in die Festung. Eine Patrouille von sechs Soldaten ritt ihnen entgegen.
„Königin Astrid, ich bin Ritter Cordian“, sagte der Offizier. „Wir werden Euch ins Schloss geleiten.“
„Danke für Eure Fürsorge“, antwortete die Königin überrascht. „Aber woher wusstet Ihr von meiner Ankunft?“
„Wir haben unsere Augen und Ohren überall“, erklärte der Ritter. „Und viele Menschen sind bereit, uns für ein paar Münzen zu erzählen, was sie sehen.“
Sie eskortierten die kleine Gruppe bis vor das Haupttor der Festung. Auf der Zugbrücke standen Wachposten, die der Königin ihre Ehrerbietung erwiesen.
„Ich werde Euch persönlich in den Thronsaal begleiten, Majestät“, sagte Ritter Cordian. „Niemand soll Euch daran hindern.“
Astrid lächelte dankbar. Während Arturo und seine Freunde zu den Stallungen geführt wurden, betrat die Königin den Thronsaal.
„Das verstehe ich nicht“, sagte Crispín argwöhnisch. „Man sollte doch annehmen, dass die Festung hart umkämpft ist! Aber alles scheint ganz normal …“
„Du hast recht, mein Freund“, erwiderte Arturo verwundert. „Inzwischen sollten doch alle vom Tod ihres Königs erfahren haben. Merkwürdig …“
„Vielleicht hat ja die Vernunft hier Einzug gehalten, und sie haben auf Astrids Rückkehr gewartet“, überlegte Amedia. „Schließlich ist sie ihre Königin.“
„Machen wir uns nichts vor“, warnte Dédalus. „In diesem Land bessert sich nie etwas. Korruption ist an der Tagesordnung.“
„Das stimmt“, mischte sich Arquitamius ein, „aber die Menschen benehmen sich nicht so, wie es nach dem Tod des Königs üblich wäre. Hier ist etwas faul.“
„Bald werden wir wissen, was hier vor sich geht“, sagte Arturo. „Auf jeden Fall bleiben wir zusammen und trennen uns nicht von unseren Waffen. Man kann nie wissen.“
II
B ATTAGLIAS R ÜCKKEHR
„A RTURO!“
„General? General Battaglia?“, frage ich, überrascht von dem unerwarteten Anruf.
„Ich bin wieder zurück!“
„Wie schön! Wann sind Sie angekommen?“
„Gestern Abend. Wir müssen uns unbedingt sehen, mein Junge. Ich habe dir viel zu erzählen. Ich habe sehr wichtige Informationen für dich …“
„Morgen …“
„Wie, morgen? Gleich heute Nachmittag! Komm um fünf zu mir!“, schlägt er vor.
„Ich muss zu …“
„Ich erwarte dich um fünf! Sei pünktlich!“
„Gut, einverstanden. Ich werde kommen, pünktlich auf die Minute.“
„Bringst du auch … Metáfora mit?“, fragt er zögernd.
„Möchten Sie nicht, dass sie mitkommt?“, erwidere ich einigermaßen verwundert. „Soll ich ihr Bescheid sagen oder lieber nicht?“
„Entscheide du. Ich weiß nicht, ob es gut ist, dass sie hört, was ich dir zu sagen habe. Tu, was du für richtig hältst.“
„Okay, General. Ich überleg’s mir. Bis später.“
***
A LS ICH M ETÁFORA von Battaglias Anruf erzähle, will sie mich natürlich unbedingt begleiten.
„Was genau hat er gesagt?“, fragt sie neugierig.
„Hab ich dir doch alles schon erzählt! Er hat wichtige Informationen für mich. Mehr weiß ich auch nicht. Bestimmt hat er neue Entdeckungen gemacht.“
„Aber warum die Eile? Hat das nicht bis morgen Zeit?“
„Na
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