Das Reine Karma 1

der feinen Ebene dann zu sehen beginne, wenn ich zu verstehen beginne. Die Besonderheit meiner Methode besteht darin, dass es bei ihr Wichtiger ist, zu verstehen als zu sehen. Zu den feinen Strukturen vorzustoßen und sie zu sehen — das sind fünf Prozent, doch fünfundneunzig Prozent macht die ununterbrochene Arbeit, sie zu verstehen, aus. Die Konzeptionen, mit denen ich zu den Informationsfeldern vordringe, ermöglichen es, eine Auswahl zu treffen und Kräfte zu sparen. Ich möchte erklären, wie ich den Mechanismus, die Strukturen zu verstehen, aufdeckte.
    Gehen wir von der Anwendung des dritten Newtonschen Axioms „ Wirkung = Gegenwirkung“ auf einen Stein aus. Im lebenden Organismus verlaufen diese Prozesse etwas anders. Die mechanische Erregung verwandelt sich in Nervenerregung. Die Antwort darauf erfolgt erst ein wenig später. Je größer die Zeitspanne zwischen der Erregung und der Reaktion ist und je schwächer die äußere Reaktion ist, desto mehr physische Energie geht in Nervenenergie über. Von Kindheit an war bei mir der Wunsch, das Geschehen zu verarbeiten und zu erschließen, stärker als der Wunsch, eine Antwort auf die Situation zu geben. Seit dem zehnten Lebensjahr war ich diesbezüglich gehemmt, und wenn man mich schlug, konnte ich mich nicht verteidigen. Die ganze Energie, die beim Zusammenwirken mit der Außenwelt entsteht, habe ich bewusst nicht nach außen, sondern nach innen gerichtet. Ich hatte immer weniger emotionalen Kontakt zur Umwelt, und immer stärker wurde mein Wunsch, die Welt zu verstehen und zu begreifen. Gewöhnlich hört die innere Einkehr einmal auf und der Mensch beginnt wieder, auf die Außenwelt zu reagieren. Doch dieser innerliche Zustand gefiel mir so, dass ich beschloss, darauf nicht zu verzichten. Da war nur das Problem der Reaktion auf die Außenwelt. Es konnte nur einen Ausweg geben — gleichzeitig unter beiden Bedingungen zu arbeiten.

    Kommen wir auf meine Patientin zurück. Die Abhängigkeit von Image, Arbeit und Schicksal wird nicht beseitigt, ebenso wenig das gegen die Kinder gerichtete Vernichtungsprogramm. Hier haben wir es also mit einem Folgeglied zu tun, das vorhergehende Glied muss gefunden werden. Ich versuche, nach einem seit kurzem angewendeten Schema vorzugehen, und erkläre:
    „Die erhöhte Abhängigkeit vom Irdischen führt zu Aggression und Krankheit. Doch allen Abhängigkeiten auf der Erde liegt ein erstes Hauptglied zugrunde — das sind Vater und Mutter. Von ihnen hängt das Leben des Kindes und seine Existenz ab. Die Versuchung, Vater und Mutter über Gott zu stellen, ist am größten. Daher hat Christus in dem Hauptgebot dieser Tendenz einen Riegel vorgeschoben: , Du sollst Gott mehr als Vater, Mutter und deinen Sohn lieben .‘ Wenn ich den Vater über Gott stelle, dann stelle ich mich selbst über Gott, denn ich bin ein Teil von ihm, d.h. ich stelle meine Kinder, den geliebten Menschen, die Frau, das Haus, in dem die Familie lebt, den Wagen und die Datsche ebenfalls über Gott. Die Bindung an die Erde entsteht dadurch, dass die Liebe zu Vater und Mutter stärker als die Liebe zu Gott ist. Wenn ich den Vater über Gott stelle, dann muss er, um diese gefährliche Tendenz zu unterdrücken, mich kränken, beleidigen und sich von mir trennen. Wenn ich in diesem Leben den Vater verehre, dann erhalte ich im nächsten Leben denselben Vater, aber dann als Schurken, Schuft und Säufer, d.h. als einen Menschen, der sich nicht ehrenwert verhält. Wenn ich nicht verurteilt, übel genommen und verachtet habe, dann habe ich mich gereinigt und das erste Glied der Bindung an das Irdische beseitigt. Wenn ich jedoch verurteilt, gehasst und übel genommen habe, dann habe ich das Programm der Bindung an die Erde aktiviert und bin nunmehr noch stärker an die Erde gebunden. Ich werde dann von ihr durch Krankheiten, Traumata und Unglücksfälle getrennt. Unsere Krankheiten beginnen damit, dass wir unsere Eltern verurteilen und ihnen etwas übel nehmen.“
    „Sagen Sie, ist ein Kränkungsgefühl gegenüber der Mutter ebenso gefährlich wie das gegenüber dem Vater?“
    „Wenn Sie sich von der Mutter gekränkt fühlen, ist Ihre unterbewusste Aggression geringer, weil die Mutter Sie geboren und mit ihrer Brust ernährt hat. Der Vorrat an Liebe und Güte lässt nicht zu, dass die Kränkung ins Innere eindringt. Der Vater ist auf physischer Ebene weiter entfernt, doch auf Geistesebene steht er näher, deshalb sind Kränkungen und Verurteilung des Vaters weitaus