Das Remake
Spuckweite von mir entfernt steht ein Lufttaxi mit längerem Abrieb von schwarzem Gummi als die Wäscheliste einer Bondage-Queen. Auf der glänzenden Kanzel wirft der Mond ein Zyklopenauge zu dem vorbeirasenden Himmel hinauf. Im polierten Chrom der mächtigen Stoßstangen spiegelt sich ganz verzerrt und unförmig das Bild einer kleinen rennenden Gestalt. Ziemlich dichte Atmosphäre, eh? Aber wir reden hier schließlich auch von einem ziemlich klassischen Schluss.
Der Junge reißt die Fahrertür auf und wirft sich selbst hinter das Steuer.
Ich zähle langsam bis drei.
Weil ich nämlich weiß, was als nächstes kommt.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Die Tür fliegt auf, und der Junge springt heraus.
»Du klingst ziemlich Scheiße, Junge«, sage ich. »Suchst du nach denen hier?« Ich halte ihm die Wagenschlüssel hin. Nur die eine Hand, verstehen Sie, bleich und hell taucht sie aus den Schatten auf. Ich klimpere ein wenig mit den Schlüsseln. Sie funkeln brillanter als Crawfords Konversation.
»Scheiße!« Der Junge ist mächtig am Schwitzen, was seinem Anzug nicht sonderlich gut bekommt. Sein gemeiner kleiner Mund zuckt, und seine kleinen Knopfaugen drohen aus den kleinen Höhlen zu quellen. Er befingert seinen Hemdenkragen und sieht mich ziemlich nervös an. »Gib mir die Schlüssel, du verdammter Bastard!«, sagt er ohne jede Spur von Benehmen.
Ich stecke die Schlüssel wieder in meine Tasche zurück und zeige ihm statt dessen den Lauf meiner zuverlässigen Smith and Wadgassen [37] . »Los, streck sie hoch«, sage ich zu ihm.
»Ich soll sie hochstrecken? Ich soll sie hochstrecken? Bist du jetzt vielleicht völlig durchgeknallt?« Er kommt auf mich zu wie Sankt Vitus mit Samstag-Nacht-Fieber. »Wirf mal einen Blick auf deine Uhr! Wie spät ist es? Irgendjemand hat an der Bombe herumgefummelt. Wir haben weniger als eine Minute! Es ist keine Zeit mehr! Die Zeit ist uns ausgegangen!«
»Zeit?«, sage ich. »Was kannst du über die Zeit sagen, hm?
Sie ist ein großer Heiler, die Zeit, schätze ich. Und sie kann dein bester Freund oder deine gemeinste Feindin sein. Manche sagen, die Zeit…«
»Halt dein Maul!« Der Junge hat tatsächlich Schaum vor den Lippen. »Gib mir einfach nur die Schlüssel. Ich muss verschwinden, jetzt. Es ist keine Zeit mehr! Keine Leben mehr!«
»Junge«, sage ich mit mehr Redegewandtheit als der Hanswurst eines Quacksalbers auf Heimaturlaub, »Junge, du wirst dir die Zeit nehmen, mir zuzuhören. Ich bin Lazlo Woodbine… du machst dir gerade die Hosen voll. Lazlo Woodbine, der größte Privatschnüffler, der je über diese finsteren Straßen gegangen ist, die ein Mann gehen muss. Ich weiß zwar nicht, was aus all diesem kostenlosen Sex und der Spur aus Leichen geworden ist, die traditionellerweise die makellose Prosa meiner früheren Publikationen durchziehen – vielleicht stammen sie noch aus den Neunzigern, als der Autor sich noch liebevoller um die Ausarbeitung seiner Charaktere bemüht hat, ich weiß es nicht. Aber es gibt zwei Dinge, die weiß ich ganz genau. Erstens, ich bin hier. Und zweitens, du bist hier. Das heißt erstens, wir sind am Schluss des Buches, und zweitens, jetzt kommt der finale Showdown auf dem Dach. Begreifst du, was ich dir zu sagen versuche?«
»Bist du bald fertig?« Johnnyboy tritt nervös auf der Stelle. Offen gestanden, ich hab schon bessere Beinarbeit bei einem zusammenklappbaren Strandkorb gesehen. »Bist du bald fertig mit deiner… deiner… du…!«
»Fertig? Jungchen, wir haben kaum angefangen! Ich schätze, ich werde dir jetzt deine Rechte vorlesen, falls du genügend Mumm dazu hast. Du könntest natürlich versuchen auszubüchsen – das geht in Ordnung, dann könnte ich dir ein paar Kugeln in die Beine schießen. Oder vielleicht möchtest du versuchen, mich zu überwältigen und mir die Waffe zu entreißen, in welchem Fall wir uns an der Dachkante wälzen könnten, bis es für dich an der Zeit ist, über den Rand zu fallen. Mir ist das gleich.«
»Hören Sie!« Crawford schiebt sich vorsichtig in meine Richtung, während er mich plötzlich siezt. »Ich kann Sie aus allem rausschaffen! Sie müssten nicht wieder hierher zurückkommen. Sie müssten nie wieder bei dieser Geschichte mitspielen. Ich werde alles so korrigieren, dass Dee und Kelley den Presley-Schatz beim nächsten Mal zweihundert Jahre vor Ihrer Geburt stehlen! Sie könnten zurückkehren und wieder ein ganz
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