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Das Ritterdrama von Schreckenstein

Das Ritterdrama von Schreckenstein

Titel: Das Ritterdrama von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Elfriede.
    „Damit könnt ihr nachher obendrauf garnieren.“
    „Mann! Da hätt ich mich nicht so beeilt!“ brummte der Muskelprotz.
    „Lass mal! War ein gutes Training“, meinte Mücke.
    „Halt!“ Elfriede hob die Hand. „Jetzt nicht mehr rühren. Feierabend!“
    „Endlich!“ Stephan und Andi waren ganz schön ins Schwitzen geraten. Vorsichtig zogen sie die langstieligen Löffel heraus. Da war Hans-Jürgens vorwitzige Zunge schon dran.
    „Aua! Ist das heiß.“
    Die andern warteten, bis sich die Masse abgekühlt hatte, bevor sie danach züngelten.
    „Hm. Schmeckt wie Spargelcremesuppe. Nur süßer“, alberte Mücke.
    „Stimmt überhaupt nicht“, widersprach Klaus. „Wie Himbeeren mit Pilzen, Senf und Ananas.“
    „So“, sagte Elfriede. „Jetzt wartet ihr, bis er für die Hand nicht mehr zu heiß ist. Dann könnt ihr die Ostereier reinkippen, aber schön langsam. Und dann wartet ihr wieder. Erst wenn er abgekühlt und fest ist, stürzen! Nicht zu früh. Haben wir überhaupt eine so große Platte?“
    Alle suchten in der Küche und den Nebenräumen. Sie fanden jedoch keine.
    „Beruhigt euch!“ sagte Mücke. „Wir brauchen sowieso eine Tischplatte, eine runde. Und die hab ich. Da legen wir Folie drüber, und auf die wird er draufgeknallt.“
    „Gut. Ich leg mich wieder schlafen.“ Elfriede ging zur Tür.
    „Ja, schlaf dich aus. Und vielen Dank!“ rief ihr Ottokar nach.
    „Vor morgen Mittag brauchen wir garantiert nichts mehr!“
    Dieter öffnete die Feuertür des Herdes und verteilte die Glut. Mücke zog mit Andi und Dampfwalze ab, um die Tischplatte zu holen. Stumm starrte Ottokar den Kupferkessel an.
    „Der lässt sich Zeit! Und wenn du ihm noch so eisige Blicke zuwirfst“, sagte Klaus.
    Als die drei mit der Tischplatte zurückkamen, gab es im Esssaal wieder Arbeit. Hans-Jürgen blieb allein in der Küche zurück. Er übertrug seine hingekritzelten Notizen, das Rezept vor allem, in leserliche Schrift. Ab und zu tippte er mit dem Finger auf die Masse im Kupferkessel. Sie wurde allmählich fester, und er ließ probeweise ein Ei darauf fallen. Es versank. Auch das nächste und übernächste, in Zeitlupe sozusagen. Da konnte er nicht mehr aufhören. Er versenkte sie alle, eins nach dem andern — schön gleichmäßig verteilt! Im Esssaal waren nach etlichen Versuchen die Vorbereitungen abgeschlossen. Draußen wurde es bereits hell. Kopfschüttelnd betrachtete Mücke das Werk. „Sieht so einfach aus, und hat so viel Mühe gemacht!“
    In der Küche herrschte allgemeine Zufriedenheit, dass Hans-Jürgen die Eier schon im Pudding untergebracht hatte.
    „Dann können wir ihn ja stürzen“, meinte Dieter und fasste den Kessel an. „Ist nur noch lauwarm.“
    „Der müsste kalt sein“, meinte Andi. „Denn innen...“
    Fragend sahen sie einander an.
    Da krempelte Ottokar einen Ärmel hoch. Bis zum Ellbogen tauchte er in die Masse hinein, zog den Arm aber sofort wieder heraus. „Mann! Das ist, wie wenn du in den Vesuv reinlangst!“
    „Winter müsste sein!“ flachste Mücke.
    „Fasst mal an!“ Stephan griff nach dem Kessel, Dampfwalze, Klaus und Dieter ebenso. Mit vier Ritterstärken hoben sie das sperrige Monstrum auf den Rand des Spülsteins. Den Kessel ganz hineinstellen, gestattete sein Durchmesser nicht. Mücke drehte den Kaltwasserhahn auf, und nun begann ein Wettlauf mit der Zeit.
    Hans-Jürgen stoppte sie. „Weiter drehen!“ sagte er alle fünf Minuten.
    Stephan, Dampfwalze und Dieter drehten darauf den Kessel um ein paar Grad, und das nächste Teilstück wurde der eiskalten Berieselung ausgesetzt.
    Mücke fand ein Thermometer. Er band es an den Stiel eines Kochlöffels und senkte es in die festerwerdende Masse. Das Loch, von Ottokars Arm hineingebohrt, hatte sich von selbst geschlossen — ein Beweis, wie weich der seltsame Pudding zu diesem Zeitpunkt noch gewesen war.
    Jetzt zog Mücke das Thermometer heraus und las ab: „Das Pfingstkaninchen hat kein Fieber mehr!“ verkündete er. „Nur noch zwanzig Grad.“
    Eine halbe Stunde später — es ging auf neun Uhr zu — stellte er fest: „Jetzt kriegt es allmählich kalte Füße.“
    „Wenn die so kalt sind wie meine Finger, können wir ihn stürzen“, meinte Stephan, die Hände auf dem nassen Kupfer.
    Mit dem längsten Messer fuhr Ottokar innen am Rand entlang. „Damit es nicht festklebt“, sägte er.
    Noch eine gründliche Berieselung unter ständigem Drehen, dann war es endlich soweit. Dampfwalze, Ottokar und Stephan

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