1380 - Blonder Satan Cynthia
Für sie war es die ideale Nacht und die perfekte Umgebung. Ein dunkler Himmel schützte sie. Es gab weder das Licht des Mondes, noch war das der Sterne zu sehen. Die Frau hatte ihren Körper in ein schwarzes Trikot gehüllt, in dem sie mit der Dunkelheit verschmolz.
Sie Schuhe aus Leinen hatten weiche Sohlen, und das sehr auffällige blonde Haar hatte sie unter einer Mütze verborgen.
Nächte wie diese liebte Cynthia. Da blühte sie auf, denn sie wusste, dass die Menschen auch bei Dunkelheit die Fenster der Häuser offen ließen, um nach heißen Tagen kühle Luft in die Räume strömen zu lassen. Allerdings gab es auch Nächte, in denen die Luft kaum abkühlte, und das hier war eine solche.
Viele Fenster standen offen. Sie hätte in unzählige Wohnungen einsteigen können, aber das wollte sie nicht. Cynthia war jemand, die nicht alles nahm, was sich ihr anbot. Die sich nur auf bestimmte Ziele konzentrierte. Auf solche, bei denen sie davon ausgehen konnte, dass es dort etwas zu holen gab.
Wie in diesem Haus, das für die Diebin wie geschaffen schien. Es war leicht gewesen, auf das Dach zu gelangen, dessen Enden an den Seiten weit hervorhingen, um nahe der Hauswand einen Schutz vor Regen zu bilden. Sie hatte nicht mal eine Leiter zu Hilfe nehmen müssen. Ein Zug an der Dachrinne hatte genügt.
Dass man ihre Gestalt auf dem Dach sah, das brauchte sie nicht zu befürchten, denn das Haus stand einsam und außerhalb jeder Ortschaft. Wer hier lebte, derwollte seine Ruhe haben. Ermusste allerdings auch damit rechnen, nicht immer in Ruhe gelassen zu werden, wie es jetzt der Fall war.
Cynthia duckte sich noch tiefer, als sie in die Nähe des ersten offen stehenden Dachfensters geriet. Obwohl sie niemanden hörte, hielte sie den Atem an, sodass nicht mal mehr ein leises Schnauben zu hören war. Sie konzentrierte sich, spitzte die Ohren, weil sie auf jedes Fremdgeräusch lauschen wollte.
Auf Cynthias Gesicht erschien ein knappes Lächeln. Danach erstarrten die Züge wieder. Emotionen zu zeigen, das konnte und wollte sie sich nicht leisten. Hier ging es um andere Dinge, und sie durfte sich auf keinen Fall ablenken lassen.
Die Frau legte sich flach auf den Bauch. Sie kontrollierte noch mal ihren Atem, bevor sie sich auf das Fenster zuschob.
Sie kam von oben her und hatte sich für die schmale Seite entschieden. Die meisten Häuser besaßen in den Dachgeschossen genormte Fenster. Das traf hier nicht zu. Dieses Fenster war um einiges größer. Es hatte von außen ein Rollo, das bei starkem Sonnenschein zugezogen werden konnte.
Die Diebin glitt noch weiter, erreichte die Kante, schob ihren Kopf vor und schaute nach unten. Ein erster vorsichtiger Blick – sie war bereit, den Kopf sofort wieder zurückzuziehen, was sie aber nicht brauchte, denn der Raum unter ihr war leer.
Ihre Blicke glitten über die Einrichtung, wobei sie der perfekte Dachausbau mit seinen Balken nicht weiter interessierte.
Alles war sehr geräumig. Man hatte Platz. Eine Couch, die mit einem hellroten Stoff überzogen und mit Kissen übersät war. Man hätte dieses Möbelstück als Spielwiese bezeichnen können, denn sie bildete einen Halbkreis und hatte eine sehr breite Sitzfläche, von den Maßen her mit einem Französischen Bett zu vergleichen.
Es lagen auch einige Kissen auf dem Boden. Sie verteilten sich in der Nähe eines sehr modernen Kamins aus Stahl und Glas. Dort lag ein dicker Teppich. Rund wie der Vollmond.
Der Fernseher mit dem Flachbildschirm und die HiFi-Anlage interessierten sie nicht, obwohl sie schon einiges an Wert hatten. Ihr Augenmerk galt anderen Dingen. Für sie war vor allem Schmuck wichtig. Darauf war sie spezialisiert. Im Laufe ihrer Karriere hatte sie viele Erfahrungen sammeln können und wusste sehr gut, wo die meisten Menschen ihren Schmuck aufbewahrten, wenn nicht in einem Safe.
Das einzige Problem waren die Stimmen. Ein Mann und eine Frau hielten sich in der Nähe auf. Leider waren sie nicht zu sehen. Von ihrer Position aus war es nicht möglich, das gesamte Dachgeschoss zu überblicken.
Aber sie wusste sich auch so durchzusetzen. Sollte sie überrascht werden, hatte sie eine Waffe, um sich wehren zu können.
Es war eine Spezialanfertigung, die Betäubungspatronen verschoss.
Der Mann und die Frau beschäftigten sich miteinander. Möglicherweise beim Vorspiel zur schönsten Nebensache der Welt. Da hatten sie für andere Dinge keine Augen. Das musste sie ausnutzen.
Sie schätzte die Entfernung ab. Für einen sicheren
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