Das Ritterdrama von Schreckenstein
Rex laut hinausplatzte. „ Wenn Ihr etwa wagen solltet, um meine Hand anzuhalten“, entrüstete sich Strehlau, „ jo kommt Ihr zu spät. Ahnfried von Rülpshorst und Ebertstein war schneller!“
„Dann gebt mir die...ks... andere“, beharrte der kleine Herbert.
„Das schlagt euch aus dem Kopf!“ erwiderte Strehlau damenhaft. „ Was Ahnfried mir über euch erzählt hat ...“
Der kleine Herbert klapperte furchterregend mit der Rüstung.
„Seid vorsichtig mit voreiligen Verdächtigungen, Minnegard!“ warnte er.
„Ich seh, Euch fehlen die Worte!“ hohnlachte Strehlau.
Diesmal klapperte Herberts Kopfschütteln. „ Nach alter Schreckensteiner Tradition sage ich nichts Nachteiliges über Ahnfried, solange er nicht zugegen ist!“
Großer Beifall bestätigte diese Ritterregel.
Fräulein Dr. Horns Nase wurde immer spitzer. „ Aber wenn unsere Generation wegen Einflüsterungen Dritter das nachbarliche Vertrauen nicht wiederherstellen kann, wird es die nächste tun. Mein Sohn, Kraftmann von Schreckenstein, und Eure Tochter Ing...“ Der kleine Herbert räusperte und verbesserte sich, „... Eure Tochter Ehrengard von Rosenfels... “
Der Rest ging in brüllendem Gelächter unter.
Im weiteren Verlauf kamen der kleine Egon und der kleine Kuno als Bösewichtsgebrüder Ahnfried und Mutbold von Rülpshorst und Ebertstein auf die Bühne gestürmt. Mutbold verkündete, er habe Ehrentraut soeben entführt. Sie sitze, durch einen Pfahl unter der Türklinke an der Flucht gehindert, auf Ebertsteinburg, und jetzt seien sie gekommen, um Schreckenstein dem Erdboden gleichzumachen...
In diesem Augenblick ertönte hinter der Bühne ein Jagdsignal auf der Trompete, und mit den Worten „Hörtet ihr das Horn? Ich komme gerade von der Jagd zurück, mit reicher Beute!“ sprang Dampfwalze, der Kraftmann von Schreckenstein und Sohn Mauersäges, mitten unter die Bösewichter.
Die Ritter tobten, dass das Drama stockte. Dampfwalze besaß tatsächlich den Humor, sozusagen sich selbst samt seiner Schwäche für Ingrid auf die Bühne zu stellen. Das begeisterte die Mädchen nicht minder. „Mann! Der hat Nerven“, juchzte Armin. Und Ingrid klatschte sich schier die Hände wund.
Immer mehr spitzte sich das Drama zu. Das Publikum litt jede Phase mit. Von den Lehrern verstand Sonja die zahllosen Anspielungen am schnellsten und lachte jedes mal laut hinaus. Immer härter prallten die Gegensätze aufeinander. Mit überschnappender Stimme schrie Minnegard-Strehlau Dampfwalze an: „Ihr seid ein Lügner, Kraftmann von Schreckenstein! Ihr habt mein Schloss ausgeraubt, alle Kleider verschleppt und wollt mir nun auch noch meine Tochter Ehrengard rauben!“
„Unglaubliches Vorurteil! Wir Schreckensteiner lügen nicht!“ grollte Kraftmann. „ Wärt Ihr ein Ritter, ich würde Euch zum Turnier fordern, Schwert gegen Schwert!“
„Dann los, Nebenbuhler! Falls du dich traust.“ Mutbold Kuno zog blank.
„Ja, komm schon!“ Auch Ahnfried Egon hielt sein Schwert in der Hand. „ Spring über unsere Klingen! Dann gehört uns Schreckenstein und Ehrentraut dazu!“
„Zwei gegen... ks... einen. Wie ritterlich!“ lästerte Herbert, der alte Schreckenstein.
Über seinen langen Rock stolpernd, stürzte da Eberhard, die minnigliche Maid mit blonden Zöpfen, auf die Bühne. „ Pfui, Mutter! An diese Mordbuben wollt Ihr mich verkaufen! Ihren verlogenen Einflüsterungen seid Ihr erlegen!“
„Schweig, Ehrentraut!“ rief Mutbold, der abgeblitzte Freier.
„Die Burg ist umstellt. Ergebt euch. Alle!“
„Lüge! Lüge! Lüge!“ Ehrentrauts Zöpfe flogen wie die Rotorblätter eines Hubschraubers. „ War ich sonst hier hereingekommen? Bleibt stark!“
„Ein... ks... Schreckensteiner ergibt sich... ks.... nie!“ entgegnete Herbert.
„Bravo“, rief der echte Mauersäge hinauf.
Schon klirrten die Schwerter. Immer wieder wechselte das Kampfglück. Doch schließlich siegten Vater und Sohn Schreckenstein. Unter Ehrentrauts Mitwirkung.
„Nun denn! Das Schicksal hat entschieden!“ rief da Minnegard von Rosenfels. „ Vielleicht waren wir voreilig mit unserem Urteil. Mögt Ihr uns vergeben. Nimm er sie denn, meine Tochter, Kraftmann von Schreckenstein!“
Unter ohrenbetäubendem Jubel schloss Dampfwalze die falsche Ingrid in die Arme.
Und ich nehm ihn!“ Strehlau-Horn nahm den kleinen Herbert-Mauersäge auf die Arme wie ein Hündchen. Wieder ertönte ein Trompetensignal.
„Das war das... ks... Hochzeitshorn!“ sagte der auf den Arm
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