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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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plötzlich wieder seiner Aufgabe. Er blickte hinüber zu Cannon, aber der schaute gebannt nach vorne, um die dortigen Aktionen zu verfolgen. Sander zwängte sich in den schmalen Spalt zwischen den hinteren Bankreihen, um an die Fensteröffnung zu gelangen, darauf bedacht, Gerds verwundetes Bein nicht zu berühren. Mochte John nach vorne schauen, er würde sichern! Er brachte die Kalaschnikow in Stellung, lehnte sich aus dem Fenster. Der Mond stand im Zenit, tauchte das weite Gebirgstal in milchiges Licht. Unterbewußt fühlte Sander sich beobachtet. Er schaute nach rechts. Dort stand Dirk an den Bus gelehnt, die Waffe im Anschlag. Der Unteroffizier schaute kurz hoch, dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe. Er hatte keinen Blick mehr für den Ingenieur. Sander fühlte sich überflüssig, irgendwie demaskiert. Hatten sie sein Versagen im Straßengraben mitbekommen? Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß.
     
     

26. August, 19:30 Uhr Ortszeit; Arbeitszimmer des Bundeskanzlers, Bundeskanzleramt, Berlin
    Dr. Hagemeyer steckte den Kopf zur Tür herein. „Wir müssen los, Werner!“
    Der Bundeskanzler blickte von seinem Schreibtisch auf. „Komm erst mal rein! Die fangen auch ohne uns an. Unsere Frauen werden uns schon zu vertreten wissen.“ Er raffte einige Papiere zusammen, um Platz für den Aschenbecher zu schaffen, dann griff er nach der Blechdose mit den kubanischen Lieblingszigarillos. Hagemeyer zückte unaufgefordert sein Feuerzeug. „Ich lese gerade die Einladung nach Moskau. Ist ungewöhnlich, einen solchen Termin so kurzfristig anzusetzen. Worum geht‘s da wirklich? Wer kommt da alles? Wissen wir das schon?“
    Hagemeyer schloß die Tür hinter sich. „Die Einladung erfolgt ‚aus konkretem Anlaß‘, mehr wurde nicht mitgeteilt. Schirmherr der Veranstaltung ist der russische Präsident, Thema ist der internationale Terrorismus, vorrangig die Dringlichkeit der Koordination der Abwehrmaßnahmen. Eingeladen sind die Innen- und Verteidigungsminister der G7-Staaten. Kleinster Kreis, keine Medien. Wer kommt, ist noch nicht bekannt.“
    Der Bundeskanzler schaute Hagemeyer nachdenklich an. „Da ist doch was im Busch! Vermutlich Tschetschenien, Tadschikistan oder Usbekistan. Dort ist Al Qaida in jüngster Zeit ja äußerst aktiv. Was sagen die Nachrichtendienste?“
    Hagemeyer hockte sich auf die Rückenlehne eines Besuchersessels. Er nahm bewußt nicht Platz, denn das Gespräch sollte möglichst von kurzer Dauer sein, warteten doch ihre Frauen schon im Theater am Potsdamer Platz. Die Damen haßten nichts mehr als jeglichen dem Personenschutz geschuldeten Auftrieb. Hierunter litt unzweifelhaft ihre Geduld und damit nicht minder unzweifelhaft die Atmosphäre des Abends, der eigentlich den wenigen familiären Freiräumen ihres Politikerdaseins geschuldet war. „Es gibt Ungereimtheiten, über deren Hintergründe wir momentan nur spekulieren können. Es bilden sich innerhalb der russischen Geheimdienste offensichtlich Fraktionen, die außerhalb Moskaus unabhängig voneinander operieren. Es gibt Anzeichen, daß – vorrangig in Sibirien – die russische Regierung auf Teilbereiche des FSB keine tatsächliche Kommandogewalt mehr ausübt. Da entwickelt sich eine Art ‚struktureller Konspiration‘, deren Zielsetzung uns und vermutlich den Russen noch nicht klar ist. Die Leute tauchen ab, sobald sie Gefahr laufen, enttarnt zu werden. In Moskau wird ferner gemunkelt, daß aus dem westsibirischen Sammellager für radioaktive Rest- und Kampfstoffe in erheblichem Umfang Container verschwunden sind. Das funktioniert nur, wenn Insider, und zwar hochrangige Autoritäten, in solche Machenschaften verwickelt sind. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang. Wenn dem so ist, ist die Dringlichkeit des erbetenen Treffens sicherlich angesagt!“
    Der Kanzler zog an seinem Zigarillo, preßte nach kurzer Verweilzeit den Rauch in filigranem Wirbel aus dem rechten Mundwinkel. Hagemeyer kannte dieses Signal: Der Kanzler dachte nach! „Du sagtest, da verschwindet radioaktives Material aus einem Sammellager in Westsibirien. Da ist es ja nicht weit bis Tschetschenien, Usbekistan oder Tadschikistan; vielleicht auch Afghanistan. Glaubst du, da bahnt sich eine Sauerei an? Ausgerechnet jetzt? Dann kann ich meine Appeasementstrategie gleich einstampfen!“
    Hagemeyer nickte. „Auszuschließen ist das nicht.“ Er blickte auf die Uhr. „Werner, wir müssen!“
    Der Kanzler drückte mit dem Gesichtsausdruck grenzenlosen

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