Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
Besuch schicken!« klang eine metallisch kühle Stimme. Sie gehörte Vera. »Ich habe dir gesagt, meine Liebe, dass ich dir einen Denkzettel verpassen werde. Du wirst ihn bekommen, Herzchen.«
»Was willst du eigentlich?« fragte Rita. »Lass uns in Ruhe, sonst komm ich in die Kneipe und poliere dir noch einmal dein Gesicht.«
»Ich glaube, nun wirst du zunächst mal poliert werden. Und deine kleine Freundin dazu.« Es klackte in der Leitung.
»Wer war das? Hajo?«
»Von wegen«, sagte Rita und biss vor lauter Nervosität einen Nagel ab. »Das war Vera.«
»Was wollte sie?«
»Nicht viel«, wich Rita aus. »Sie will sich nach wie vor an uns rächen.«
»Du meinst an dir, denn du hattest ja den Zoff mit ihr.«
»Vergiss es«, tat Rita ab. »Es ist doch alles nicht so wichtig.«
Erst später musste Rita erkennen, dass dies ein grober Fehler gewesen war. Sie hätte sich Silke anvertrauen und mit ihr über Veras Drohung und Ankündigung sprechen müssen. Was Vera sagte, war durchaus ernst zu nehmen. Rita Dahlberg hätte es wissen müssen.
Es war kurz vor zehn Uhr, als es läutete.
»Das wird Hein sein. Du weißt schon, der mit den Strapsen. Er wollte, glaube ich, heute noch kommen!«, rief Silke und ging zur Tür. Rita fiel Veras Warnung ein. Aber es war zu spät.
Als Silke die Tür öffnete, standen zwei wohlbekannte Gestalten draußen: Eddy und Kooki, die beiden Zuhälter.
»Hallo, Süße!« sagte Eddy.
Silke wollte die Tür zuwerfen. Aber die beiden Männer waren schneller. Eddy stellte den Fuß dazwischen.
»Na, na, wer wird denn so unfreundlich sein«, sagte der Blonde und drückte die Tür auf.
Mit schreckbleichem Gesicht stand Rita im Flur. Das war also der von Vera angekündigte Besuch.
»Was wollt ihr denn hier?«
»Kaffeetrinken nicht«, sagte Eddy. »Ihr habt es sehr hübsch, macht gute Kasse, wie man hört. Aber ihr liegt schlecht, denn dieser Nuttendom gehört zu unserem Bezirk. Und hier ist ein heißes Pflaster, ihr zwei Süßen. Ein sehr heißes ...«
»Verschwinde, du Scheißer«, sagte Silke.
Da hatte sie Eddy gepackt. Aus seiner Jackentasche zog er einen Zuckerhut und wandte sich an Rita. »Weißt du, was das ist? Damit fahre ich ihr durch die Fresse und mache eine Zuckerpuppe aus ihr. Das heilt lange nicht, und sie sieht hinterher aus ... Na, Kooki, wie sieht die dann aus?«
»Wie eine aus Kenia, die die schwarzen Blattern hatte«, sagte Kooki mit einem breiten Grinsen.
»Ich kann es aber auch lassen, wenn wir fifty-fifty machen. Dafür sind wir immer für euch da. Wir besorgen es euch auch mit Liebe. Los, Kooki, lass mal die Hosen runter, damit die Herzchen einen Vorgeschmack kriegen.«
»Hört doch mit dem Scheiß auf!« flehte Rita.
»Du wirst vernünftig!« sagte Eddy und schleuderte Silke auf die Couch. »Und wenn dieses kleine Dreckstück die gleiche Vernunft annimmt, kommen wir ins Geschäft.«
»Klar kommen wir ins Geschäft«, versuchte Rita zu flachsen. Gab es überhaupt eine Möglichkeit, sich den Zuhältern zu entziehen? Rita versuchte Zeit zu gewinnen. Aber sie wusste nicht, was sie letztlich mit der gewonnenen Zeit anfangen sollte.
Silke war wandweiß im Gesicht und wagte kaum zu atmen. Einerder Zuhälter, der dunkle Eddy, hatte seinen Hosengürtel aufgemacht.
»Will mal sehen, was du so drauf hast. Deine freche Schnauze hat mich gereizt. Jetzt will ich mal sehen, ob nur die Schnauze so keck ist, oder ...«
»Nehmen Sie die Hände hoch!« schallte plötzlich eine Stimme von der Tür her. Zwei Polizisten standen dort mit erhobenen Waffen. Die Zuhälter hatten die Tür wohl nicht ganz geschlossen. Aber wer hatte die Polizei alarmiert?
Die Mädchen erfuhren es, nachdem die beiden Zuhälter aus der Wohnung gebracht waren. Da nämlich standen die Zwillinge im Flur. Sie hatten Blumensträuße dabei und fragten fast verschüchtert, ob sie mit ihrer Petersilie draußen bleiben sollten.
Als Silke und Hajo heirateten, blickte Tante Swolke Ernemann voller Stolz auf ihre Nichte.
»Ich hab' auch nicht fertig studiert«, raunte sie Silke zu. »Aber deinem Mann musst du eine gescheite Frau sein. Und auf deine kleine Freundin musst du gut achten. Nicht dass ihr irgendwann mal eure Männer verwechselt.«
»Keine Sorge, Tante Swolke«, sagte Silke. »Wir wissen, wie wir dran sind.« Und dann zwinkerte sie Rita zu, die nun in Ingos Armen, so wie Silke in denen von Hajo, ein neues Leben begann.
Rote Laterne wird fortgesetzt
mit Band 11
Die Hölle im
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