Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
Unglücksrabe!« meinte Ingo kopfschüttelnd. »Also gut, ich werde mir Rita, diese schwarze Krabbe, mal ansehen ...«
»Ich könnte dich umarmen!«
»Lass es. Wann sollte das nächste Treffen stattfinden?«
»Morgen Nachmittag in einem Café an den Alsterarkaden.«
»Und hinterher? Seid ihr ... ich meine ...?«
»Ich bin nicht mit ihr ins Bett gestiegen, wenn du das meinst«, sagte Hajo vernichtet. »Ich habe mich drücken können. Aber Rita hat eine Wohnung irgendwo in Fuhlsbüttel. Ich wette, sie hat die Betten schon aufgedeckt.«
»Das sind ja verlockende Aussichten.«
»Machen wir uns halt einen Spaß daraus!«
»Ein schöner Spaß, von dem niemand weiß, wie er ausgehen wird.«
»Triff dich einmal mit ihr. Dann sehen wir weiter. Morgen um punkt zwei Uhr nachmittags erwartet sie dich in diesem Café. Es liegt genau gegenüber von dem teuren Pulloverladen ...«
» ... und ist wenigstens genau so teuer wie derselbe, nicht wahr? Alles an den Alsterarkaden ist teuer.«»Ich ersetzte dir die Spesen, denn die Ausgaben hätte ich ja ohnehin.«
»Das ist sehr großzügig«, meinte Ingo grinsend, und in seinen Augen blitzte es schalkhaft auf. Eigentlich waren sie beide ein Herz und eine Seele. Schon früher war ihre Ähnlichkeit die Basis zu vielen Streichen gewesen, mit denen sie allgemeine Verwirrung stifteten. Das hatte ihnen immer großen Spaß bereitet. Noch ahnten sie nicht, welch heillose Verwirrung sie jetzt anstiften würden.
»Ich finde, du hast auffällig oft private Verabredungen«, stellte Rita einmal fest, als Silke im Begriff war, die Wohnung in City-Nord zu verlassen. »Mit wem triffst du dich eigentlich?«
»Ich frage dich doch auch nicht«, gab Silke zurück. »Du bist nicht weniger oft unterwegs als ich. Ich denke, man sollte sein Privatleben haben.«
Rita konnte darauf nichts erwidern. Es war richtig, was Silke sagte. Rita traf sich mit Hajo. Natürlich sollte Silke davon nichts wissen. Rita wollte keine schlafenden Hunde wecken, wie sie es zu bezeichnen pflegte.
Und Silke dachte nicht anders. Sie fand, es ging Rita nichts an, dass sie ein Verhältnis mit Hajo hatte. Ob er ihren Beruf wirklich akzeptierte, konnte Silke nicht sagen. Sie vermied es beinahe ängstlich, bei den Zusammentreffen dieses peinliche Thema zu berühren. Fragte er sie einmal vorsichtig danach, murmelte sie etwas von ganz schlechten Geschäften. Man habe kaum etwas zu tun.
Eher das Gegenteil war der Fall. Die Mädchen hatten ziemlich viele Kunden. Meistens waren es Männer, die sie in regelmäßigen Abständen besuchten. Bei jedem dieser Kunden hatte sich im Laufe der Zeit ein gewisses Ritual eingependelt.
Manchmal dachte Silke daran aufzuhören. Aber sie verdiente gut. Und mit dem Gedanken ans Aufhören verband sich auch unweigerlich eine leise Zukunftsangst und die Furcht, den gewohnten Lebensstandard aufgeben zu müssen.
Allerdings war es anders gewesen, bevor sie Hajo wiedergetroffen hatte. Es war fast jedes Mal ein ungeheuer prickelndes Gefühl gewesen, den Kunden zu verführen, ihm etwas zu bieten.
Bei Hajo war es anders. Silke fühlte sich in den Armen dieses Mannes geborgen und sicher. Sie tat es aus Liebe. Und damit verband sich naturgemäß auch der Gedanke, ihn mit jedem Freier zu betrügen. Das war für Silke kein gutes Gefühl.
Rita hingegen kämpfte um Hajo.
Er war sehr nett und charmant. Aber es hatte sich nichts von dem wiederholt, was seinerzeit zwischen ihnen im Park geschehen war. Das enttäuschte Rita. Aber aufdrängen wollte sie sich nicht.
Silke fuhr zur ihrer Wohnung. Hajo saß bereits im parkenden Auto und wartete.
Diesmal brachte Hajo später die Rede auf Silkes Tätigkeit.
»Sag mal«, fragte er vorsichtig. »Wie lange willst du dieses Leben eigentlich noch führen? Und frag mich jetzt nicht, was ich damit meine.«
»Bis ich genug Geld habe«, antwortete sie ein wenig trotzig. »Es ist alles nicht so schlimm wie du denkst. Ich liebe dich. Diese Männer, die anderen, die bedeuten mir nichts.«
»Das glaube ich dir«, gestand Hajo ein. »Aber offengestanden stören sie mich. Immerhin bin ich ein normal denkender Mann.«
»Bist du nicht«, hielt Silke dem entgegen und versuchte schelmisch zu lächeln.
»Und warum - bitte schön, bin ich das nicht?«
»Weil du dich mit 'ner Nutte ins Bett legst und daran Gefallen findest. Stell dir doch mal vor, du wärst mein Zuhälter.«
»Ein abscheulicher Gedanke.«
»Warum?« fragte Silke. »Ich habe gehört, die Herren leben
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