Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
trotzdem«, bat Hajos Zwillingsbruder.
»Gar nicht so einfach«, meinte Hajo und rieb sich vor Verlegenheit die Hände. Er schien nicht zu wissen, wo er beginnen sollte. »Also ich kenne da zwei Mädchen ...«
»Das überrascht mich nicht«, fiel ihm Ingo grinsend ins Wort.
»Unterbrich mich doch nicht. Ich kenne sie schon eine ganze Weile. Mit einer hatte ich früher mal was. Eine kurze Sache. Jetzt habe ich beide unter sehr ungewöhnlichen Umständen wiedergetroffen.«
»Ungewöhnliche Umstände?«
»Ja, sie arbeiten beide als Telefondirnen«, erklärte Hajo, und seine Stimme klang nicht gerade glücklich.
»Na bravo!«
»Was heißt das?«
»Musst du jetzt für die Liebe bezahlen und willst mich deshalb anpumpen?«
»Quatsch«, antwortete Hajo Lüthers wegwerfend. »Eines der Mädchen heißt Silke. Ich bin einfach in sie verknallt. Ja, ich bin in eine Dirne verliebt. Das ist doch grotesk, oder nicht?«
»Wo die Liebe hinfällt«, meinte Ingo. »Und was ist mit dem zweiten Mädchen?«
»Rita scheint auch in mich verschossen zu sein. Ich habe mich, um des Friedens willen, mit ihr verabredet. Mal treffe ich mich mit Rita, mal mit Silke. So geht das schon eine ganze Weile.«
»Und warum machst du nicht reinen Tisch?«
»Weil das gar nicht so einfach ist«, erklärte Hajo. »Beide sind so nett. Ich schaffe das einfach nicht, mich bei Rita aus der Affäre zu ziehen. Ich kann es dir nicht erklären, vielleicht bin ich ein Schlappschwanz, nenne es, wie du willst. Aber meine Situation ist durchwegs scheußlich. Ich komme immer mehr ins Schleudern. Wenn sich Rita mit mir treffen will, will es Silke zum gleichen Zeitpunkt, oder umgekehrt. Ich verliere den Kopf.«
»Und was habe ich nun damit zu tun?« fragte Ingo amüsiert. »Du könntest mich vertreten!« »Ich - dich?«
»Ja, natürlich«, sagte Hajo. »Du könntest mir Rita abnehmen. Sie ist wirklich sehr nett. Ganz okay ist sie und ich ...«
»Moment mal«, unterbrach der Zwillingsbruder.
»Wir sehen uns zum Verwechseln ähnlich, oder nicht? Rita würde absolut nichts merken.«
»Aber sie könnte Fragen stellen, die ich ihr nicht beantworten kann. Sie könnte Themen anschneiden, bei denen ich gar nicht mitreden könnte.«
»Es gibt nicht viel, was man von Rita wissen muss. Sie erzählt selber genug. Du musst gar nicht viel sagen. Und es wäre ja auch nur so lange, bis ich Silke von diesem Strich weggeholt habe.«
Ingo zog die Brauen hoch. Dann sah er den Bruder an und schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Weißt du, was du dir das vorgenommen hast?« fragte er. »Eine Dirne vom Strich zu holen? Hast du 'ne Ahnung, ob sich vielleicht einer von diesen Zuhältern hinter allem versteckt? Weißt du, wie die mit einem Mann umgehen, der ihnen ins Gehege kommt? Ich habe da die tollsten Sachen gehört.«
»Die Mädchen haben keine Zuhälter«, sagte Hajo. »Das hätte ich merken müssen. Und außerdem, so eingefleischte Nutten sind das noch nicht. Wir könnten ihnen beiden helfen. Du Rita und ich Silke.«
Nun begann Ingo zu lachen.
»Du tust, als wäre ich bei der Heilsarmee. Die haben sich ja der Aufgabe verschrieben, Huren und Säufer zu retten. Ich glaube nicht, Bruderherz, dass es der richtige Job für mich wäre. Du hast unsere Ähnlichkeit schon oft genug ausgenutzt. Oder erinnerst du dich nicht mehr an die kleine Rothaarige aus dem Alten Land? Ich musste dich auch vertreten und bekam von dem Bauern beinahe 'ne Ladung Schrot in den Hintern.«
»Das sind doch alte Geschichten«, wehrte Hajo ab. »Vielleicht findest du sogar Spaß daran?«
Ingo überlegte. »Hast du ein Foto von den Damen?«
»Na klar«, sagte Hajo und griff in seine Brusttasche. »Hier, die Blonde, das ist Silke, meine Silke. Und die Schwarze heißt Rita. Sieht doch nicht übel aus, oder?«
»Keinesfalls unübel!« bemerkte Ingo Lüthers und nahm das Foto in die Hand. Es zeigte Rita mit sparsamem Make-up und in braver Pose. »Und die arbeitet als Dirne?«
»Sie haben gemeinsam eine Wohnung in City-Nord. Ich traf Silke dort, als ich bei unserer alten Charlotte auf Schnorren war. Naja, und es hat sich so ergeben.«
Hajo erzählte, dass er ein paar Tage später Rita in der Wohnung getroffen hatte und berichtete, wie sich die Dinge entwickelten, ohne dass man eigentlich jemanden als den konkret Schuldigen bezeichnen konnte. Jedenfalls hatte sich Hajo in diese Lage manövriert und sah nun kein Land mehr, wie es der alte Käpt'n Ernemann bezeichnet hätte.
»Du bist aber auch ein
Weitere Kostenlose Bücher