Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
Küche.«
Martin schlurfte durch den schmalen Durchgang zur Küche, wo der Wirt gerade dabei war, das Fleisch für den Abend vorzubereiten. Tiana schrubbte in einem Eimer die Holzplatten, auf denen das Essen serviert worden war, während Vinjala auf einem steinernen Herd Wasser in einem Blechtopf erhitzte.
»War der Abend erfolgreich, Velus?«, erkundigte sich Martin freundlich.
Der Wirt schnaubte. »Zig Zechpreller. Musste nachher noch die Garde holen und vier Soldaten haben sie gleich zum Schuldturm mitgenommen.«
»Hallo, Martin«, begrüßte ihn Tiana. »Wir sind gleich fertig. Dort drüben steht noch Brot und etwas Creme von gestern Abend. Und ein Krug Wasser ist auch noch da.«
Martin bedankte sich, nahm sich einen Becher voll Wasser und ein Stück Brot und sah den Dreien bei der Arbeit zu, während er auf dem schon recht trockenen Brot herumkaute. Nachdem Tiana die letzte Platte sauber geschrubbt hatte, gingen sie alle drei in den Schankraum und setzten sich an einen Tisch.
»Und?«, fragte Martin gespannt. »Habt ihr einige Paladjur gefunden?«
»Nur zwei«, antwortete Tiana. »Aber die beiden erzählten, dass die meisten wohl direkt nach Nephara weiter gezogen sind. Ein paar sollen noch anderswo in Kreuzstadt in den Gasthäusern sein. Wir haben uns zwar ein wenig umgehört, aber noch nicht herausgefunden, wo.«
»Hm«, machte Martin. Er wollte möglichst viele der Paladjur um sich sammeln und sie zurück nach Nephara führen. Was auch immer Darius vorhatte, wenn er zurückkam, allein konnte er sicher nichts gegen die Nekromanten unternehmen. »Ich habe von einem Offizier gehört, dass ein Großteil der Soldaten heute nach Nephara weiter zieht. Wir sollten uns ihnen anschließen.«
Tiana nickte eifrig. »Ja, ich möchte so schnell wie möglich zum Haus der Paladine zurück.«
Auch Vinjala nickte, sagte aber – wie meistens – nichts. Das Mädchen war Martin ein Rätsel. Die ganze Reise hatte sie kaum ein Wort gesprochen, er hatte nur hin und wieder beobachtet, wie sie mit Tiana tuschelte. Dass ein so hübsches Mädchen so schüchtern war, passte irgendwie nicht zusammen, fand Martin. Immerhin schien sie sich von den Strapazen der Flucht aus der Unterwelt mittlerweile erholt zu haben. Die Schatten unter ihren Augen waren kaum noch zu sehen und ihr Gesicht hatte wieder Farbe.
»Ihr verlasst uns?«, fragte Shurma, die gerade mit dem Nachbartisch beschäftigt war. »Schade, ihr ward uns eine große Hilfe.«
»Danke, aber ich fürchte, ihr werdet uns kaum brauchen«, erwiderte Martin. »Wenn die Soldaten weg sind, könnte es hier ruhiger werden, als euch lieb ist.«
Shurma nickte besorgt. »Ja, das befürchte ich auch. Ich habe auch schon überlegt fortzugehen. Kreuzstadt erscheint mir nicht mehr besonders sicher.«
Martin seufzte. »Ich fürchte, es ist nirgendwo mehr sicher. Auch Nepharas Stadtmauer kann gegen untote Paladine nicht standhalten.«
Shurma sog hörbar die Luft ein und machte große Augen. »Ist es also wirklich wahr, was die Soldaten darüber erzählt haben?«
Martin nickte. »Wir sind selbst einem untoten Paladin begegnet«, sagte er düster.
»Bei allen Göttern, was soll die Nekromanten dann überhaupt noch aufhalten?«
»Meister Johann weiß sicher Rat«, beschwichtigte Tiana und klang dabei sehr überzeugt. Martin war sich da nicht so sicher.
Sie verabschiedeten sich von Velus und Shurma. Während der Wirt nur ein Lebewohl knurrte und Martin ein paar Münzen in die Hand drückte, umarmte Shurma sie und musste offenbar ein paar Tränen verdrücken. Anschließend gingen sie auf den Markt, um von dem Geld noch etwas Proviant zu kaufen, schließlich konnte die Reise zwei oder drei Tage dauern, je nachdem wie schnell die Soldaten marschierten. Martin glaubte nicht, dass sie es besonders eilig haben würden, es sei denn, die verbliebenen Offiziere machten ihnen Beine.
Auf dem Markt gingen sie zum erstbesten Obststand und suchten einige Sulkas aus, die gut haltbar waren. Während die Mädchen noch wählten, sah Martin sich um. Er hätte gern ein paar Streifen Räucherfleisch dabei gehabt, sich drei Tage nur von sauren Sulkas zu ernähren, erschien ihm nicht besonders verlockend. Bei seiner Suche nach dem Stand eines Fleischers fiel sein Blick auf einige Reiter, die sich vom Osttor her auf den Platz drängten. Martin runzelte die Stirn. Es war eigentlich nicht üblich auf dem Marktplatz zu reiten, was war da wohl los? »Bin gleich wieder da, wartet hier auf mich«, rief er in
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