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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Dumpf machte sich in seinem müden Kopf die Erkenntnis breit, was das bedeutete. Keine Paladinenkräfte mehr, kein Weg zur Erde.
    Neben ihm röchelte Katmar, Tiana war bei ihm und tippte auf ihre Zaubermale, um ihn zu heilen. Irgendwo dort drüben lag Vinjala, vermutlich tot. All das wegen Johanns Verrat. Wut mischte sich in Martins Erschöpfung. Sein Rücken protestierte zwar, trotzdem raffte er sich auf, um zu dem alten Meister hinüber zu stapfen, der nur ein paar Meter entfernt inmitten von Kadavern kniete.
    Im Näherkommen erkannte Martin, dass es keinen Sinn mehr hatte, Johann zur Rede zu stellen. Der Meister schien um Jahre gealtert, sein Gesicht war aschgrau und seine Augen müde und ohne Glanz. »Tristan«, stöhnte Johann. »Bring ihn her.«
    Martin wollte zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, gab dann aber Noldan einen Wink. Der half dem noch immer weinenden Jungen auf und führte ihn herbei. Martin sah derweil voller Abscheu in das alternde Gesicht Johanns. Wollte er sich entschuldigen? Dafür, dass er Hunderte, wenn nicht gar Tausende Leben auf dem Gewissen hatte. Dafür, dass er Tristan seiner Heimat beraubt hatte.
    »Es ist noch nicht vorbei«, stieß Johann zu Martins Überraschung ächzend hervor.
    »Kann man das Amulett wieder zusammensetzen?«, fragte Tristan hoffnungsvoll.
    Johann schüttelte kaum merklich den Kopf. »Es gibt noch das andere. Das der Nekromanten.« Er wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.
    »Und wie sollen wir das finden? Noch dazu vor Mardra?«, blaffte Martin. »Der ist mit seinem Drachen schon dort, ehe wir auch nur bis zum Hafen gelaufen sind.«
    »Er weiß nicht ... wo es ist«, presste Johann hervor. Seine Augen verdrehten sich, sodass man nur noch das Weiße sah und er kippte zur Seite. Sein Atem ging flach, der alte Mann lag im Sterben.
    »Und wie sollen wir es dann finden, wenn nicht einmal Mardra weiß, wo es ist?«, fragte Martin resigniert.
    »Mit einem Aurenspiegel«, erwiderte Tristan und Martin sah wieder einen Funken Hoffnung in den Augen des Jungen aufglimmen. »Banian hatte einen, vielleicht hat ein anderer Nurasi-Meister ...«
    »Das glaube ich nicht«, unterbrach Lissann. »Banian hat mir erzählt, dass er lange danach suchen musste. Es gibt nur sehr wenige auf der ganzen Welt.«
    Tristan ließ enttäuscht den Kopf hängen. Keiner wusste, was er sagen sollte.
    Mit letzter Kraft krächzte Johann etwas, dass Martin nicht verstand. Shurma, die dem Meister am nächsten stand, kniete nieder und hielt ihr Ohr an seine Lippen. Als sie sich wieder aufrichtete, schloss sie Johann die Augen. »Er ist tot«, sagte sie.
    »Hat er noch etwas gesagt?«, drängte Martin. Er war zu wütend, um über den Tod des Meisters traurig zu sein.
    »Dass ihr ihm vergeben mögt«, erwiderte sie, sichtlich bewegt. »Und noch ein einzelnes Wort, ich bin nicht sicher, ob ich es verstanden habe. Es klang wie Aunisten .«
    Ein klagender Aufschrei ließ Martin den Kopf wenden. Tiana saß ein paar Meter entfernt auf dem Schlachtfeld und hielt ihre tote Freundin in den Armen. Martin spürte, wie auch ihm die Tränen kamen, und für den Moment war ihm völlig gleichgültig, was Johanns letztes Wort zu bedeuten hatte.

    Der Abend dämmerte, Gesänge und Jubelschreie hallten von der Stadt herüber. Die Belagerten feierten den Sieg, bedankten sich bei den Soldaten vom Festland, die ihnen geholfen hatten, die Stadt zu halten. Fürst Sildar richtete ein großes Bankett aus, zu dem er auch Martin, Tristan und die anderen eingeladen hatte. Doch ihnen war nicht nach Feiern zumute.
    Den ganzen Nachmittag über war auf dem Schlachtfeld gearbeitet worden. In fünf großen Hügeln brannten die Leichen von Wolfsmenschen und Ogern. Der Gestank wurde vom Wind zum Glück ins Landesinnere geweht. Für ihre toten Kameraden hatten die Soldaten vor den Toren der Stadt ein Grab ausgehoben. In einer bewegenden Rede versprach Fürst Sildar ein Gedenkmal auf dem Grab errichten zu lassen und ehrte die Gefallenen für ihre Tapferkeit.
    Unter den Toten hatte man auch die Leichname der beiden untoten Paladine gefunden. Pierre und Keldra waren es gewesen. Zusammen mit den Leichen von Johann und Vinjala hatte man sie auf eilig herbeigeschafften Holzbahren davongetragen und sie hoch oben über der Stadt bestattet, wo die Klippe zum Meer hin abfiel. Hier stand Tristan nun, da sich die Sonne dem Horizont näherte.
    »Das hätte ihr gefallen«, sagte Tiana neben ihm leise.
    Tristan sah sie an. »Was meinst

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