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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schwarzen Schlucht, brennende Flüssigkeiten ergossen sich über die Ungeheuer und den tobenden Kordrion.
    Die Zwergin meinte zu spüren, wie Boindils Anspannung wich, und sie ließ ihn los. Da stieß er sie zur Seite und spurtete mit einem lauten Brüllen und hoch erhobenem Krähenschnabel auf die Feinde zu.
    Für Goda war es zu überraschend gekommen, sie fiel auf die Erde. »Nein!«, schrie sie ängstlich und versuchte vergebens, nach ihm zu greifen. Sie wandte sich um. »Yagur, ihm nach! Beschützt ihn!«, befahl sie dem Anführer der Ubariu, die sich ohne zu zögern an die Verfolgung ihres Generals machten, um ihm beizuspringen. Angesichts der Unzahl der Feinde keine leicht lösbare Aufgabe.
    Goda aber erhob sich und sammelte die magischen Kräfte, um ihrem Gemahl aus der Entfernung beizustehen.
    Ingrimmsch dachte nichts mehr.
    Er sah seine Welt durch eine blutrote Maske, und der einzige Punkt in der Umgebung vor sich, den er deutlich erkannte, war das widerliche Trugbild seines besten Freundes Tungdil. Diese Schmähung durfte er nicht auf sich beruhen lassen. Du darfst nicht Tungdil sein! Nicht auf deren Seite!
    Es rauschte in seinen Ohren, die Laute rund um ihn herum vernahm er nur gedämpft. Der Drang, die Illusion zu zerstören und sich danach gegen die übrigen Gegner zu werfen, um sie in Stücke zu schlagen, löschte seinen Verstand aus. Es war zu überwältigend für einen Krieger wie ihn, dessen Blut heißer in den Adern pulsierte als flüssiges Gestein in unterirdischen Bergkanälen. Und er wollte sich auch gar nicht beherrschen. Rechts und links von ihm gingen zu kurz gezielte Speere und Pfeile nieder. Die Besatzung der Festung Übeldamm hielt sich andie Anweisungen ihres Befehlshabers, der irrwitzigerweise selbst gegen sämtliche seiner Erlasse verstieß: Er suchte den Kampf im offenen Feld, anstatt sich auf die sicheren Mauern zu verlassen und die anrennenden Bestien abzuschießen. Ingrimmsch befand sich weniger als zehn Schritte von der gegnerischen Front entfernt, die sich noch immer nicht bewegt hatte und am Ausgang der Schlucht verharrte. Der Nachschub der Scheusale stieg achtlos über die Gefallenen hinweg, lodernde Feuer wurden mit Sand und Knochenstaub zugescharrt. Sobald einer von ihnen fiel, trat eine neue Hässlichkeit aus der Schlucht, die einen unerschöpflichen Vorrat bereitzuhalten schien. Eine Brutstätte des Abscheulichen.
    Was Ingrimmsch deutlich sah: Die Feinde hielten Abstand zum falschen Tungdil, als sei er von einer unsichtbaren Glocke umgeben, geschaffen aus Ehrfurcht und Angst. »Was immer du bist, ich vernichte dich!« Mit einem lauten, zornigen Schrei schwang er den Krähenschnabel hoch über den Kopf.
    Die zwei blauen Augen an der Unterseite der Schnauze des Kordrions richteten sich auf ihn und danach auf den schwarz gerüsteten Tungdil, der sich soeben von Ingrimmsch abwandte und zu dem gigantischen Scheusal drehte; die Runen erstrahlten. Das Wesen kreischte auf, und es klang ... furchtsam?
    Bevor Boindil ihn erreichen konnte, sprang Tungdil nach vorne auf einen Leichnam, von da auf einen nächsten und nutzte den herausstehenden Schaft eines dicken Speeres als Sprungbrett, um mit einem Satz auf einen großen Katapultstein zu gelangen. Von da ging es auf einen weiteren und den nächsten über die Köpfe des Heeres hinweg wie über Trittstufen in einem Bach. Er war dem kurzen Hals des kauernden Kordrion nun ganz nahe, der zurückzuckte und grell zischte.
    Ingrimmsch konnte seinen begonnenen Schlag nicht mehr aufhalten und ließ ihn kurzerhand gegen ein entgegeneilendes Scheusal krachen. Es erinnerte ihn an eine Kreuzung aus übergroßem Reptil und sehr fetter Schweineschnauze, der man die Ärmchen eines Gnoms verpasst hatte. Dennoch schwang es Schwert und Schild mit Leichtigkeit.
    Die flache Seite des Krähenschnabels zerschmetterte den Schild mitsamt dem dünnen Arm, der ihn gehalten hatte, zerbrach die Rippen und quetschte den Brustkorb zusammen; tot fiel die Bestie in den Staub.Die nun auf ihn eindringenden Feinde hielt Ingrimmsch mit kreiselnden Bewegungen seiner Waffe auf Abstand und verteilte Verderben und Verletzungen großzügig unter ihnen, während er den vermeintlichen Tungdil nicht aus den Augen ließ. Noch immer weigerte er sich anzunehmen, dass es doch der Kampfgefährte aus alten Zyklen war, aber die Zweifel bröckelten. Was, bei Vraccas, tut er?
    Plötzlich waren Yagur und die Ubariu an seiner Seite und standen ihm gegen die Ausgeburten des Bösen bei, die

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