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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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das denn gehen?«, rief Bent. »Und wieso musste ich mein Schwert weglegen?«
    Direktor Saurini sah ihn aufmerksam an. »Wo hast du das überhaupt her?«
    Bent wurde rot. Dann murmelte er: »Es ist das Vorbild zu einem Werkstück, an dem ich arbeite. Meister Zachus hat es mir gegeben, damit ich genau spüre, wie es beschaffen ist, sich anfühlt und wie es sich im Gebrauch verhält.«
    »Meister Zachus!?«, wiederholte Saurini. Dann nickte er. »In Ordnung. Das sind gute Argumente, die es natürlich gestatten, ein Artefakt bei sich zu tragen. Und für diese Fleißarbeit gebe ich dir einen Erkenntnispunkt!«
    Bents Gesicht nahm wieder seine normale, etwas bleiche Farbe an und er lächelte matt. »Danke.«
    »Wo hat Meister Zachus das Schwert eigentlich her?«, hakte Saurini jetzt noch einmal nach.
    »Coralia hat es geträumt«, sagte Bent schnell.
    Direktor Saurini zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, das sei bei ihr vorbei?«
    »Nein«, sagte Bent. »Sie sagt, es wird seltener, aber manchmal passiert es noch. Und wenn es mal passiert, bringt sie die Artefakte immer gleich den Meistern.«
    Saurini nickte nachdenklich. »Nun gut.«
    »Ja«, sagte Bent. »Und deswegen hat sie es Meister Zachus gegeben und der dann mir.«
    »Ich verstehe«, nickte der Direktor wieder. »Deswegen hatte ich es noch nie gesehen.«
    »Kennen Sie denn alle Artefakte, die es in der Akademie gibt?«, fragte Rufus neugierig.
    »Die aus meiner Zeit als Direktor ziemlich sicher. Und so ein besonderes Schwert wäre mir wohl auch aufgefallen. Ich habe nämlich eine ähnliches Artefakt bereits in der Hand gehabt!«
    »Sie haben ein Schwert geführt?«, staunte Bent.
    »Aber sicher, mehr als einmal.«
    »Und wo?«
    »In einer Flut natürlich«, erklärte Gino Saurini. »Es gibt Fluten, in denen man mit den Flutwesen interagiert. Sie sind selten, aber es kann geschehen, das wisst ihr ja. Und als junger Lehrling hatte ich natürlich auch meine Traumfluten. Mitunter sind eben plötzlich irgendwelche Verbindungen offen, und dann ist man innerhalb der Flut nur noch ein Mensch unter Menschen, kein ferner Beobachter mehr. Mir ist das damals für ein paar Minuten im Mittelalter in Frankreich passiert. Es kam mir allerdings vor wie Stunden.« Er verzog das Gesicht bei der Erinnerung. »Ich stand plötzlich auf einem Schlachtfeld. Und dann wurde ich angegriffen und habe mich natürlich verteidigt. Mit dem Schwert eines gefallenen Ritters. Schließlich wollte ich nicht getötet werden.«
    »Getötet?!«, fragte No betreten. »Haben Sie eben wirklich ›getötet‹ gesagt? Kann man denn in einer Flut sterben?«
    »Grundsätzlich wohl eher nein«, antwortete Gino Saurini. »Allerdings weiß es niemand ganz genau. Zwar hat keiner der Meister es bisher erlebt. Aber wir wissen einfach nicht, welche Wege die Fluten alle beschreiten können.«
    Die Lehrlinge schwiegen.
    »Das ist aber nicht gerade beruhigend«, meinte No schließlich. »Ich wusste gar nicht, dass einem in einer Flut auch was Schlimmes geschehen kann.«
    »Na ja«, murmelte Filine. »Man kann sich in jeder Flut schließlich auch an den Sachen stoßen oder verletzen. Warum also sollte man nicht auch verunglücken können?!«
    Rufus biss sich auf die Lippen. »Schon, aber dass ein Mensch einem etwas tun kann, ist mir unheimlich!«
    Direktor Saurini lächelte. »Macht euch bitte keine übertriebenen Sorgen. Wie gesagt, ich vermute, dass es geschehen kann, aber ich habe keinen Beweis dafür. Ich selbst bin zum Beispiel damals von einer Lanze an der Schulter getroffen worden und habe auch den Schmerz deutlich gespürt. Dennoch habe ich nicht die geringste Verletzung davongetragen, als sich die Flut wieder zurückgezogen hatte. Und dass ein Lehrling in einer Flut verletzt oder gar getötet worden wäre, ist zumindest in den letzten 200 Jahren ganz sicher nicht vorgekommen.«
    Im selben Moment trampelte Oliver heftig mit den Füßen. Erschrocken drehte Rufus sich um. Der stumme Lehrling strahlte über das ganze Gesicht.
    »Worüber freust du dich denn so?«, wollte Anselm wissen. »Dass man in einer Flut eine verpasst kriegen kann?«
    Oliver zog einen kleinen Block und einen Bleistift aus der Tasche und schrieb dann schnell auf das Papier: Unser Direktor weiß nicht, welche Wege eine Flut alle beschreiten kann! Das heißt, die Meister wissen auch nicht alles!
    Filine fing an zu lachen. »Direktor Saurini, Sie sind gerade als nicht allwissend entlarvt worden!«
    »Oh, tatsächlich?« Der Direktor schmunzelte.

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