Das Schiff der Abenteur
Flöhen bis zu Elefanten«, fuhr Dina fort, »denkst du, andere müßten auch so verrückt sein. Ich danke da-für, in den Ferien hinter schlüpfrigen Fischottern herzuja-gen. Du würdest die gräßlichen Dinger wahrscheinlich sogar noch mit ins Zelt bringen.«
Philipp zuckte die Achseln. »Ach Dina, wie kannst du so etwas sagen! Fischotter sind ganz wunderbare Tiere. Du solltest einmal sehen, wie herrlich sie schwimmen und tauchen. Außerdem bin ich keineswegs in Flöhe vernarrt und ebensowenig in Moskitos oder Pferdebremsen. Sie sind zwar sehr interessant, aber ich habe mich noch nie näher mit ihnen abgegeben.«
»Und die Ohrwürmer, die du einmal dressieren wolltest?« Dina schüttelte sich vor Ekel. »Sie entflohen aus dem lächerlichen Käfig, den du für sie gebaut hattest.
Und dann der fürchterliche Hirschkäfer. Und . . .«
»Jetzt ist es aus mit dem Frieden«, seufzte Jack, der ei-ne der endlosen Zänkereien zwischen Philipp und seiner leicht aufbrausenden Schwester voraussah. »Jetzt werden wir eine lange Liste von Philipps Tieren über uns ergehen lassen müssen. Ach, da kommt Tante Allie. Wir wollen sie gleich fragen, was sie zu unseren Ferienplänen sagt.«
Frau Mannering hielt ein kleines Buch in der Hand und lächelte die Kinder geheimnisvoll an.
Kiki stellte zu ihrer Begrüßung den Kamm hoch. »Wisch dir die Füße ab und mach die Tür zu!« rief er freundlich.
»Eins, zwei, drei, los!« Nach dem Wort »los« knallte er wie ein Pistolenschuß, so daß Frau Mannering erschreckt zusammenfuhr.
Philipp lachte. »Das macht Kiki immer, seitdem er mit uns auf dem Sportplatz war und beim Laufen zugesehen hat. Einmal ließ er den Pistolenschuß losgehen, als wir gerade startbereit in einer Reihe am Boden hockten. Wir rannten natürlich viel zu früh los. Und er lachte hinter uns her.«
»Ungezogener Polly, armer Polly!« rief Kiki. »Wie schade, wie schade!«
Jack gab ihm einen Klaps. »Halt den Schnabel! Papa-geien sollte man sehen, aber nicht hören. Tante Allie, wir sprachen gerade von den Sommerferien. Es wäre herrlich, wenn wir eine Radtour machen könnten, aufs Geratewohl durch die Gegend radeln und jede Nacht woanders zelten. Im vorigen Jahr wolltest du es zwar nicht erlauben, aber . . .«
»Und in diesem Jahr erlaube ich es ebensowenig«, sagte seine Tante bestimmt.
»Vielleicht könnten wir dann am Fluß zelten, um die Fischotter zu beobachten«, schlug Philipp vor, ohne auf Dinas mürrisches Gesicht zu achten. »Sieh mal. . .«
»Nein, Philipp«, sagte seine Mutter ebenso bestimmt wie vorher. »Und du weißt auch ganz genau, warum ich das nicht erlaube. Ich dachte, ihr hättet es endlich aufgegeben, an so etwas zu denken.«
»Aber warum willst du es nicht erlauben?« fragte Lucy.
»Ach, Lucy, sobald ich euch in den Ferien aus den Augen verliere, stürzt ihr euch sofort — ja, sofort — in die schrecklichsten Abenteuer, die man sich denken kann.
Ich bin fest entschlossen, euch diesmal nicht allein fort-zulassen. Es hat keinen Zweck, mich weiter darum zu bitten.«
Philipp sah seine Mutter entrüstet an. »Du tust so, als ob wir absichtlich auf Abenteuer ausgingen, Mutter. Das tun wir doch gar nicht. Was sollte uns beim Zelten am Fluß schon passieren? Du könntest uns jeden Abend dort besuchen kommen.«
»Um gleich am ersten Tag entdecken zu müssen, daß ihr alle spurlos verschwunden seid, daß ihr unter Einbre-cher, Falschmünzer oder derlei Gesindel geraten seid.
Denkt doch nur an eure Ferien in den vergangenen Jahren zurück! Einmal verirrtet ihr euch auf einer einsamen Insel in einem verlassenen Kupferbergwerk. Ein andermal wurdet ihr mit Spionen in den unterirdischen Verliesen einer alten Burg eingeschlossen.«
»Ach ja«, seufzte Lucy in Erinnerung an diese aufregenden Erlebnisse. »Und wieder ein andermal stiegen wir in ein falsches Flugzeug und wurden in das Tal der Abenteuer entführt. Dort fanden wir dann die merkwürdigen Standbilder in den Höhlen, die die bösen Männer gestohlen hatten. Wie ihre Edelsteinaugen funkelten! Ich dachte zuerst, sie wären lebendig.«
»Und einmal fuhren wir mit Bill zusammen zu den Vo-gelinseln«, fiel Jack ein. »Das war herrlich. Wir hatten zwei zahme Lunde, weißt du noch, Philipp?«
»Schnarr und Schnauf«, warf Kiki ein.
»Sehr richtig, mein Alter«, sagte Philipp. »So hatten wir die beiden genannt. Ich liebte sie sehr.«
»Ihr zogt aus, um Vögel zu beobachten, und entdecktet ein Verbrechernest«, sagte seine Mutter.
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