Das Schlangental - Neal Carey 3
sich. Er trat Midnight in die Flanken, damit er weitergaloppierte.
Karen lachte, während Steve eine große Angelegenheit daraus machte, sie im Garten Aufstellung nehmen zu lassen.
»Okay«, brüllte er. »Bereit?«
»Bereit!« riefen sie alle zurück.
»Seid ihr wirklich bereit?«
»Ja!«
Steve legte eine dramatische Pause ein, dann befahl er: »Schließt die Augen!«
Karen und ihre beiden Freundinnen stöhnten. Sie amüsierten sich königlich. Karen schloß ihre Augen, streckte die Zunge heraus und spürte, wie die Schneeflocken im Mund schmolzen.
»Ich beginne jetzt mit dem Countdown!« rief Steve.
Sie stöhnten wieder. Ed mußte innehalten, wußte aber, daß das nicht ging. Graham war bewußtlos, vielleicht hatte er einen Schock. Jede Verzögerung konnte ihn umbringen. Wo, zum Teufel, waren sie? Waren sie schon an dem Haus vorbei und hatten es nicht bemerkt? Gingen sie in die falsche Richtung? Im Kreis?
Seine Beine waren schwer wie Blei. Seine Arme waren steif wie Holz, wenn Holz annähernd so schmerzen könnte, wie seine Arme. Seine Füße waren eiskalt, und er begann, sich Sorgen wegen Erfrierungen zu machen.
Wo, zum Teufel, waren sie?
Verloren. Verloren mitten in der Mitte von Nirgendwo.
Neal ließ Midnight an der Westseite des Bergkammes anhalten. Das Tal unterhalb sah aus wie eine Schüssel voll Dampf, ganz weiß und unscharf wirbelnd. Er hatte keine Ahnung, wo er war, und die Gang war ihm auf den Fersen. Jetzt konnte er schon ihre Pferde erkennen, ihre Stimmen hören; er mußte hinunter, dort ins Tal. Aber wohin? Es wäre keine besonders originelle Idee, zurück zu Hansens Ranch zu galoppieren.
Das Haus der Mills’ würde irgendwo im Nordosten liegen, aber etwas so Kleines würde im weiten Beifuß nicht leicht zu finden sein, besonders nachts, im Schnee.
Er konnte nicht länger warten, er mußte los. Sie waren jetzt direkt hinter ihm. Noch ein paar Sekunden, damit Midnight wieder zu Atem kam…
»Fünf, vier, drei, zwei, eins«, zählte Steve und legte dann den Schalter um.
Karen Hawley sah auf und sah das gottverdammt erstaunlichste Feuerwerk.
Ein Davidstern schimmerte durch den Schnee! Neal zwinkerte ungläubig. Weit dort draußen, weit dort draußen in der Großen Einsamkeit leuchtete ein Davidstern am Nachthimmel wie ein Leuchtfeuer. Ein sechszackiger Stern aus Dutzenden von Lichtern, ein Stern so groß wie ein Haus … Das Haus der Mills’!
Neal ließ die Zügel knallen, und Midnight rannte los.
Hansen fiel beinahe von seinem Pferd, als er ihn sah. Er war aus dem Nichts gekommen. Urplötzlich war ein Judenstern am Himmel erschienen und hing dort wie ein Ufo. Die drei anderen Reiter blieben hinter ihm stehen, alle starrten sie das verdammte Ding an.
Dann begriff Hansen. »Das ist Mills’ Haus. Er hat die Lichter auf dem Dach befestigt!«
»Dieses Judenschwein«, spie Bill McCurdy aus.
» Dahin ist Carey unterwegs!« brüllte Hansen. »Los!«
Sie dirigierten ihre Pferde in Richtung des Sterns und rasten den Abhang hinunter.
Für Ed Levine war es Hannukah, Silvester auf dem Times Square, Karneval und – warum nicht? – Weihnachten zusammen. Das war ein gottverdammtes Wunder. Ein Zeichen Gottes. Und das Beste daran war, daß es nicht mehr als hundert Meter entfernt war.
Er rückte Graham noch einmal zurecht und trottete, so schnell er konnte.
»Gefällt er euch?« fragte Steve stolz.
»Er ist … groß«, entgegnete Peggy.
»Ich liebe ihn, Dad.«
Peggy sagte: »Mich überrascht, daß wir keinen Kurzschluß im Haus haben.«
»Ich hab’ ihn an den Generator angeschlossen.«
Karen umarmte Steve und sagte: »Mir fällt auf, daß er direkt rüber zu Hansen leuchtet.«
Steve nickte freudestrahlend. »Das sollte ihm zu denken geben.«
»Du suchst Streit«, fügte Karen hinzu.
Steve grinste.
Bob Hansen starrte den Stern im Reiten an, Jorys Leiche zuckte hinter ihm im Rhythmus der Pferdehufe auf und ab.
Das war dieser gottverdammte Jude Mills. Er verseuchte das ganze Tal.
Mills lachte ihn aus, lachte über seine verlorene Schlacht, lachte über die Zerstörung seines Traums, verhöhnte ihn. Mills hatte hinter der ganzen Sache gesteckt. Mills wußte von der Sabotage … Mills wußte, daß Carey ein ZOG-Agent war … Mills wußte, daß der Überfall getürkt gewesen war, daß die Waffenlieferung ein Trick gewesen war. Es war Mills’ Tochter, die Jorys Kopf mit Lügen gefüllt hatte. Mills hatte Neal Carey geschickt, Mills war
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