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Das Schloss von Otranto

Titel: Das Schloss von Otranto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horace Walpole
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O bey allen Heiligen, nein! sagte Bianca. Er kommt sicherlich, Ihre Hoheit zu warnen? Warum solte er mir sonst erscheinen? Ich bete alle Morgen meine drei Abendsegen. O! wenn Ihre Hoheit nur dem Jago hätten glauben wollen. Dies ist die Hand, die zu dem Fuß gehört, im Galleriezimmer! Vater Geronimo hat uns oft gesagt, in diesen Tagen würde die Weissagung wahr werden. Bianca, sprach er, merk auf meine Worte – Du bist toll, sprach Manfred wüthend, deinen Cameraden kannst du solche Possen glauben machen. – Ihre Hoheit meynen wohl, ich hätte nichts gesehn? rief Bianca. Gehn Sie nur selbst die Treppe hinunter. So wahr ich lebe, ich sah ihn! Wen sahst du, gutes Mädchen? fragte Friedrich. Wie mag nur Ihre Hoheit, sprach Manfred, auf das Fiebergeschwätz einer albernen Dirne hören wollen, der man so lange Gespenstermährchen vorerzählt hat, bis sie glaubt. Dies ist mehr als Einbildung, sagte der Markgraf, ihr Schrecken ist zu natürlich und zu heftig, für ein Werk der Phantasie. Sag' uns, schönes Kind, was dich so sehr erschüttert hat. Ja, gnädiger Herr, ich danke Ihre Hoheit, sagte Bianca. Ich sehe wohl recht blaß aus, wenn ich mich erholt habe, wird das schon besser werden. Ich ging nach dem Zimmer der Fräulein Isabelle, wie mir Seine Hoheit befohlen hatten. – Das brauchen wir alles nicht! unterbrach sie Manfred. Nach der Erscheinung fragt der Fürst, von der sprich, und sey kurz. Ihre Hoheit fahren einen immer so an! versetzte Bianca. Mein Haar mag in einer schönen Unordnung seyn – so muß ich in meinem Leben nicht – Recht! wie ich die Ehre hatte, Ihrer Hoheit zu sagen, Seine Hoheit befahlen mir, mich zu Fräulein Isabellen zu begeben. Sie wohnt im blaßblauen Zimmer, eine Treppe hoch, rechter Hand. Als ich nun an die große Treppe kam, und eben den Ring betrachtete, den mir Seine Hoheit geschenkt haben – Zur Sache, Mensch! fuhr sie Manfred an. Was soll es dem Markgrafen, zu wissen, daß ich dir für die treue Bedienung meiner Tochter eine Kleinigkeit schenkte? Was du sahst, wollen wir wissen! Dabey bin ich grade, sagte Bianca, aber Ihre Hoheit lassen einen nicht ausreden! Ich rieb just den Ring ein wenig, und war gewiß noch nicht drey Stufen hinaufgestiegen, so hört' ich ein Geklirr wie Eisen, als ob Küraß und Schwerdt zusammenschlügen. Liebster Welt, wie Jago sagt, daß der Riese im Galleriezimmer gegen ihn angegangen sey. – Was meynt sie damit, mein Fürst? sagte der Markgraf. Hausen Riesen und Poltergeister in dieser Burg? Ey du mein lieber Heyland! Haben Ihre Hoheit die schöne Geschichte, von dem Riesen aus dem Galleriezimmer, noch nicht gehört? fragte Bianca. Das soll mich ja Wunder nehmen, wenn der gnädige Herr davon nichts erzählt hat. So wissen Ihre Hoheit auch wohl nicht einmal, von der prächtigen Prophezeihung? – Das ist nicht auszuhalten, unterbrach sie Manfred. Laß uns das alberne Mädchen fortschicken, mein Fürst. Wir haben wichtigere Gegenstände abzumachen. Erlauben Sie mir, sprach Friedrich, dies sind auch keine Kleinigkeiten. Das ungeheure Schwerdt, das mir im Walde angewiesen ward; der Helm, zu dem es sich gesellt: sind auch das Träume dieses unschuldigen Mädchens? So denkt Diego auch, mit Ihrer Hoheit Wohlnehmen, sagte Bianca. Er spricht, der Mond geht nicht zu Ende, bis wir eine große Veränderung erleben. Mich solls nicht Wunder nehmen, wenn die morgen im Tage eintrift: denn, wie gesagt, als ich das Waffengerassel hörte, lief mir der kalte Schweis über den ganzen Leib. Ich blickte in die Höhe, und Ihre Hoheit mögen mir glauben, ich erblickte auf dem obern Geländer der großen Treppe eine geharnischte Hand, so groß und dick – Ich dachte, ich müste in Ohnmacht fallen: ich bin in einem Satz hieher gelaufen. Wolte Gott, ich wäre mit heiler Haut aus der Burg! Fräulein Matilde sagte mir noch gestern Morgen, unsre gnädige Fürstin wisse etwas – Unverschämte! hieß sie Manfred schweigen. Herr Markgraf, eine bittre Ahndung überfällt mich, daß dieser Auftritt abgeredet sey, mich zu beleidigen. Sind meine eignen Leute bestochen, ehrenrührige Mährchen von mir auszubringen? Machen Sie Ihre Ansprüche durch männliche Tapferkeit geltend; oder lassen Sie uns, meinem Vorschlage gemäß, unsre Fehde durch die Wechselheyrath unsrer Kinder begraben: aber glauben Sie mir, es ziemt keinem Fürsten, Mägde zu erkaufen. – Der Vorwurf ist unter mir, sagte Friedrich. Bis diese Stunde hab' ich diese Jungfrau nie gesehn. Ich schenkt' ihr keinen Edelstein.

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