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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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es erfahren, denn sonst bekommst Du keinen Überblick über unsere Lage, bliebest, was mich besonders schmerzen würde, ungerecht zu Barnabas, die notwendige völlige Einigkeit würde uns fehlen und Du könntest weder uns helfen noch unsere Hilfe, die außeramtliche, annehmen. Aber es bleibt noch eine Frage: Willst Du denn überhaupt es wissen?« »Warum fragst Du das?« sagte K., »wenn es notwendig ist, will ich es wissen, aber warum fragst Du so?« »Aus Aberglauben«, sagte Olga, »Du wirst hineingezogen sein in unsere Dinge, unschuldig, nicht viel schuldiger als Barnabas.« »Erzähle schnell«, sagte K., »ich fürchte mich nicht. Du machst es auch durch Weiberängstlichkeit schlimmer als es ist.«

17 Amalias Geheimnis
    »Urteile selbst«, sagte Olga, »übrigens klingt es sehr einfach, man versteht nicht gleich, wie es eine große Bedeutung haben kann. Es gibt einen Beamten im Schloß der heißt Sortini.« »Ich habe schon von ihm gehört«, sagte K., »er war an meiner Berufung beteiligt.« »Das glaube ich nicht«, sagte Olga, »Sortini tritt in der Öffentlichkeit kaum auf. Irrst Du Dich nicht mit Sordini, mit ‚d› geschrieben?« »Du hast recht«, sagte K., »Sordini war es.« »Ja«, sagte Olga, »Sordini ist sehr bekannt, einer der fleißigsten Beamten, von dem viel gesprochen wird, Sortini dagegen ist sehr zurückgezogen und den meisten fremd. Vor mehr als drei Jahren sah ich ihn zum ersten und letzten Mal. Es war am 3 . Juli bei einem Fest des Feuerwehrvereins, das Schloß hatte sich auch beteiligt und eine neue Feuerspritze gespendet. Sortini, der sich zum Teil mit Feuerwehrangelegenheiten beschäftigen soll, vielleicht aber war er auch nur in Vertretung da – meistens vertreten sich die Beamten gegenseitig und es ist deshalb schwer die Zuständigkeit dieses oder jenes Beamten zu erkennen – nahm an der Übergabe der Spritze teil, es waren natürlich auch noch Andere aus dem Schloß gekommen, Beamte und Dienerschaft und Sortini war, wie es seinem Charakter entspricht, ganz im Hintergrunde. Es ist ein kleiner schwacher nachdenklicher Herr, etwas was allen die ihn überhaupt bemerkten auffiel, war die Art wie sich bei ihm die Stirn in Falten legte, alle Falten – und es war eine Menge, trotzdem er gewiß nicht mehr als vierzig ist – zogen sich nämlich geradewegs fächerartig über die Stirn zur Nasenwurzel hin, ich habe etwas derartiges nie gesehn. Nun das war also jenes Fest. Wir, Amalia und ich, hatten uns schon seit Wochen darauf gefreut, die Sonntagskleider waren zum Teil neu zurechtgemacht, besonders das Kleid Amalias war sehr schön, die weiße Bluse vorn hoch aufgebauscht, eine Spitzenreihe über der andern, die Mutter hatte alle ihre Spitzen dazu geborgt, ich war damals neidisch und weinte vor dem Fest die halbe Nacht durch. Erst als am Morgen die Brückenhofwirtin uns zu besichtigen kam –« »Die Brückenhofwirtin?« fragte K. »Ja«, sagte Olga, »sie war sehr mit uns befreundet, sie kam also, mußte zugeben, daß Amalia im Vorteil war und borgte mir deshalb, um mich zu beruhigen, ihr eigenes Halsband aus böhmischen Granaten. Als wir dann aber ausgehfertig waren, Amalia vor mir stand, wir sie alle bewunderten und der Vater sagte: ‚Heute, denkt an mich, bekommt Amalia einen Bräutigam›, da, ich weiß nicht warum, nahm ich mir das Halsband, meinen Stolz, ab und hing es Amalia um, gar nicht neidisch mehr. Ich beugte mich eben vor ihrem Sieg und ich glaubte, jeder müsse sich vor ihr beugen; vielleicht überraschte uns damals, daß sie anders aussah als sonst, denn eigentlich schön war sie ja nicht, aber ihr düsterer Blick, den sie in dieser Art seitdem behalten hat, ging hoch über uns hinweg und man beugte sich fast tatsächlich und unwillkürlich vor ihr. Alle bemerkten es, auch Lasemann und seine Frau, die uns abholen kamen.« »Lasemann?« fragte K. »Ja, Lasemann«, sagte Olga, »wir waren doch sehr angesehn und das Fest hätte z.B. nicht gut ohne uns anfangen können, denn der Vater war dritter Übungsleiter der Feuerwehr.« »So rüstig war der Vater noch?« fragte K. »Der Vater?« fragte Olga, als verstehe sie nicht ganz, »vor drei Jahren war er noch gewissermaßen ein junger Mann, er hat z.B. bei einem Brand im Herrenhof einen Beamten, den schweren Galater, im Laufschritt auf dem Rücken hinausgetragen. Ich bin selbst dabei gewesen, es war zwar keine Feuersgefahr, nur das trockene Holz neben einem Ofen fing zu rauchen an, aber Galater bekam Angst, rief aus dem

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