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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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feig gewesen ist, ihre Beweggründe hält Amalia in ihrer Brust verschlossen, niemand wird sie ihr entreißen. Frieda dagegen hat gar nichts merkwürdiges getan sondern ist nur ihrem Herzen gefolgt, für jeden der sich gutwillig damit befaßt, ist das klar, jeder kann es nachprüfen, für Klatsch ist kein Raum. Ich aber will weder Amalia heruntersetzen, noch Frieda verteidigen, sondern Dir nur klarmachen, wie ich mich zu Frieda verhalte und wie jeder Angriff gegen Frieda gleichzeitig ein Angriff gegen meine Existenz ist. Ich bin aus eigenem Willen hierhergekommen und aus eigenem Willen habe ich mich hier festgehakt, aber alles was seither geschehen ist und vor allem meine Zukunftsaussichten – so trübe sie auch sein mögen, immerhin, sie bestehn – alles dies verdanke ich Frieda, das läßt sich nicht wegdiskutieren. Ich war hier zwar als Landvermesser aufgenommen, aber das war nur scheinbar, man spielte mit mir, man trieb mich aus jedem Haus, man spielt auch heute mit mir, aber wieviel umständlicher ist das, ich habe gewissermaßen an Umfang gewonnen und das bedeutet schon etwas, ich habe, so geringfügig das alles ist, doch schon ein Heim, eine Stellung und wirkliche Arbeit, ich habe eine Braut, die, wenn ich andere Geschäfte habe, mir die Berufsarbeit abnimmt, ich werde sie heiraten und Gemeindemitglied werden, ich habe außer der amtlichen auch noch eine, bisher freilich unausnützbare persönliche Beziehung zu Klamm. Das ist doch wohl nicht wenig? Und wenn ich zu Euch komme, wen begrüßt Ihr? Wem vertraust Du die Geschichte Euerer Familie an? Von wem erhoffst Du die Möglichkeit, sei es auch nur die winzige, unwahrscheinliche Möglichkeit irgendeiner Hilfe? Doch wohl nicht von mir, dem Landvermesser, den z.B. noch vor einer Woche Lasemann und Brunswick mit Gewalt aus ihrem Haus gedrängt haben, sondern Du erhoffst das von dem Mann, der schon irgendwelche Machtmittel hat, diese Machtmittel aber verdanke ich eben Frieda, Frieda, die so bescheiden ist, daß, wenn Du sie nach etwas derartigem zu fragen versuchen wirst, sie gewiß nicht das Geringste davon wird wissen wollen. Und doch scheint es nach dem allen daß Frieda in ihrer Unschuld mehr getan hat als Amalia in allem ihrem Hochmut, denn sieh, ich habe den Eindruck, daß Du Hilfe für Amalia suchst. Und von wem? Doch eigentlich von keinem andern als von Frieda.« »Habe ich wirklich so häßlich von Frieda gesprochen?« sagte Olga, »ich wollte es gewiß nicht und glaubte es auch nicht getan zu haben, aber möglich ist es, unsere Lage ist derart, daß wir mit aller Welt zerfallen sind und fangen wir zu klagen an, reißt es uns fort, wir wissen nicht, wohin. Du hast auch recht, es ist ein großer Unterschied jetzt zwischen uns und Frieda und es ist gut ihn einmal zu betonen. Vor drei Jahren waren wir Bürgermädchen und Frieda, die Waise, Magd im Brückenhof, wir gingen an ihr vorüber, ohne sie mit dem Blick zu streifen, wir waren gewiß zu hochmütig, aber wir waren so erzogen worden. An dem Abend im Herrenhof magst Du aber den jetzigen Stand erkannt haben: Frieda mit der Peitsche in der Hand und ich in dem Haufen der Knechte. Aber es ist ja noch schlimmer. Frieda mag uns verachten, es entspricht ihrer Stellung, die tatsächlichen Verhältnisse erzwingen es. Aber wer verachtet uns nicht alles! Wer sich entschließt uns zu verachten, kommt gleich in die allergrößte Gesellschaft. Kennst Du die Nachfolgerin Friedas? Pepi heißt sie. Ich habe sie erst vorgestern abend kennen gelernt, bisher war sie Zimmermädchen. Sie übertrifft gewiß Frieda an Verachtung für mich. Sie sah mich aus dem Fenster, wie ich Bier holen kam, lief zur Tür und versperrte sie, ich mußte lange bitten und ihr das Band versprechen, das ich im Haare trug, ehe sie mir aufmachte. Als ich es ihr aber dann gab, warf sie es in den Winkel. Nun, sie mag mich verachten, zum Teil bin ich ja auf ihr Wohlwollen angewiesen und sie ist Ausschankmädchen im Herrenhof, freilich sie ist es nur vorläufig und hat gewiß nicht die Eigenschaften die nötig sind, um dort dauernd angestellt zu werden. Man mag nur zuhören, wie der Wirt mit Pepi spricht und mag es damit vergleichen, wie er mit Frieda sprach. Aber das hindert Pepi nicht auch Amalia zu verachten, Amalia, deren Blick allein genügen würde, die ganze kleine Pepi mit allen ihren Zöpfen und Maschen so schnell aus dem Zimmer zu schaffen, wie sie es, nur auf ihre eigenen dicken Beinchen angewiesen, niemals zustande brächte. Was für ein

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