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Das Schloß

Das Schloß

Titel: Das Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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empörendes Geschwätz mußte ich gestern wieder von ihr über Amalia anhören, bis sich dann schließlich die Gäste meiner annahmen, in der Art freilich, wie Du es schon einmal gesehen hast.« »Wie verängstigt Du bist«, sagte K., »ich habe ja nur Frieda auf den ihr gebürenden Platz gestellt, aber nicht Euch herabsetzen wollen, wie Du es jetzt auffaßt. Irgendetwas besonderes hat Euere Familie auch für mich, das habe ich nicht verschwiegen; wie dieses Besondere aber Anlaß zur Verachtung geben könnte, das verstehe ich nicht.« »Ach K.«, sagte Olga, »auch Du wirst es noch verstehn, fürchte ich; daß Amalias Verhalten gegenüber Sortini der erste Anlaß dieser Verachtung war, kannst Du auf keine Weise verstehn?« »Das wäre doch zu sonderbar«, sagte K., »bewundern oder verurteilen könnte man Amalia deshalb, aber verachten? Und wenn man aus mir unverständlichem Gefühl wirklich Amalia verachtet, warum dehnt man die Verachtung auf Euch aus, auf die unschuldige Familie? Daß z.B. Pepi Dich verachtet, ist ein starkes Stück und ich will, wenn ich wieder einmal in den Herrenhof komme, es ihr heimzahlen.« »Wolltest Du, K.«, sagte Olga, »alle unsere Verächter umstimmen, das wäre eine harte Arbeit, denn alles geht vom Schloß aus. Ich erinnere mich noch genau an den Vormittag, der jenem Morgen folgte. Brunswick, der damals unser Gehilfe war, war gekommen wie jeden Tag, der Vater hatte ihm Arbeit zugeteilt und ihn nachhause geschickt, wir saßen dann beim Frühstück, alle bis auf Amalia und mich waren sehr lebhaft, der Vater erzählte immerfort von dem Fest, er hatte hinsichtlich der Feuerwehr verschiedene Pläne, im Schloß ist nämlich eine eigene Feuerwehr, die zu dem Fest auch eine Abordnung geschickt hatte, mit der manches besprochen worden war, die anwesenden Herren aus dem Schloß hatten die Leistungen unserer Feuerwehr gesehn, sich sehr günstig über sie ausgesprochen, die Leistungen der Schloßfeuerwehr damit verglichen, das Ergebnis war uns günstig, man hatte von der Notwendigkeit einer Neuorganisation der Schloßfeuerwehr gesprochen, dazu waren Instruktoren aus dem Dorf nötig, es kamen zwar einige dafür in Betracht, aber der Vater hatte doch Hoffnung daß die Wahl auf ihn fallen werde. Davon sprach er nun und wie es so seine liebe Art war, sich bei Tisch recht auszubreiten, saß er da, mit den Armen den halben Tisch umfassend, und wie er aus dem offenen Fenster zum Himmel aufsah, war sein Gesicht so jung und hoffnungsfreudig, niemals mehr sollte ich ihn so sehn. Da sagte Amalia mit einer Überlegenheit, die wir an ihr nicht kannten, solchen Reden der Herren müsse man nicht sehr vertrauen, die Herren pflegen bei derartigen Gelegenheiten gern etwas Gefälliges zu sagen, aber Bedeutung habe das wenig oder gar nicht, kaum gesprochen sei es schon für immer vergessen, freilich, bei der nächsten Gelegenheit gehe man ihnen wieder auf den Leim. Die Mutter verwies ihr solche Reden, der Vater lachte nur über ihre Altklugheit und Vielerfahrenheit, dann aber stutzte er, schien etwas zu suchen, dessen Fehlen er erst jetzt merkte, aber es fehlte doch nichts und sagte, Brunswick habe etwas von einem Boten und einem zerrissenen Brief erzählt, und er fragte, ob wir etwas davon wußten, wen es betreffe und wie es sich damit verhalte. Wir schwiegen, Barnabas, damals jung wie ein Lämmchen, sagte irgendetwas besonders Dummes oder Keckes, man sprach von anderem und die Sache kam in Vergessenheit.«

18 Amalias Strafe
    »Aber kurz darauf wurden wir schon von allen Seiten mit Fragen wegen der Briefgeschichte überschüttet, es kamen Freunde und Feinde, Bekannte und Fremde, man blieb aber nicht lange, die besten Freunde verabschiedeten sich am eiligsten, Lasemann, immer sonst langsam und würdig, kam herein, so als wolle er nur das Ausmaß der Stube prüfen, ein Blick im Umkreis und er war fertig, es sah wie ein schreckliches Kinderspiel aus, als Lasemann sich flüchtete und der Vater von andern Leuten sich losmachte und hinter ihm hereilte, bis zur Schwelle des Hauses und es dann aufgab, Brunswick kam und kündigte dem Vater, er wolle sich selbstständig machen, sagte er ganz ehrlich, ein kluger Kopf, der den Augenblick zu nützen verstand, Kundschaften kamen und suchten in Vaters Lagerraum ihre Stiefel hervor, die sie zur Reparatur hier liegen hatten, zuerst versuchte der Vater die Kundschaften umzustimmen – und wir alle unterstützten ihn nach unsern Kräften – später gab es der Vater auf und half

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