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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Küche.
    „Schaut her! Das bin ich!“
    „Wo? Oswin? Zeig!“
    Oswin reichte seiner Frau stolz sein Bild.
    „Was sagst du zu deinem Mann?“
    „Aber! Aber!“
    „Was denn?“
    Die Frau hielt das Bild nahe, sie hielt es fern.
    „Aber, Oswin! Das bist doch nie und nimmer du!“
    „Natürlich bin ich das!“
    „Aber, Oswin! Hier siehst du doch aus wie der Grünkernhändler Hirsel von der Isoldengasse !“
    Oswin nahm ärgerlich das Bild.
    „Was du für Unsinn schwätzt, Helene! Hirsel sieht ganz anders aus. Hirsel ist erstens zehn Jahre jünger — schau dir nur das Bild an, das bin ich —, guck nur richtig!“
    Hartnäckig hielt er ihr das Bild vor die Nase.
    Die Frau schüttelte nur den Kopf.
    „Du bist viel runder im Gesicht — dann hast du auch viel weniger Haare und kleinere Augen — schau nur die Nase an, Oswin, das ist doch nie im Leben deine Nase!“
    „Das ist doch lächerlich, Helene! Ich muß doch wissen, ob ich ich bin! Du guckst eben nicht richtig! Du siehst mich eben mit falschen Augen! Ich weiß doch, wie ich aussehe. So sehe ich aus und nicht einen Deut anders. Eine Photographie lügt nicht.“
    Die Frau nahm nochmals das Bild.
    Sie sah auf ihren Oswin und auf sein Konterfei. „Ja, ich weiß auch nicht —“
    „Guck nur richtig! Guck nur richtig!“
    „Na ja, in manchem könntest du es schon sein —“
    „Na also!“
    „Nur — es könnte auch der Herr Hirsel aus der Isoldengasse sein.“
    Oswin riß ihr das Bild ärgerlich aus der Hand. „Was hast du denn immer nur mit dem albernen Herrn Hirsel !“ rief er erbost und betrachtete wieder wohlgefällig sein Bild, „das muß ich schon sagen.“ Jetzt nahm wieder Helene das Bild.

    „Wenn man es recht betrachtet, bist du es doch“, sagte sie langsam, „nur auf den ersten Blick kamst du mir fremd vor. Da hast du ausgesehen wie der Herr Hirsel . Aber jetzt, jetzt sehe ich es, daß du es bist. Gefällst mir so, Oswin, wirklich, so gefällst du mir.“
    Oswin gefiel sich selbst.
    Er konnte sich von seinem Anblick nicht trennen.
    „Ein schönes Bild, Helene, wirklich, ein schönes Bild von mir“, sagte er dann, „der Photograph, das ist ein Mann, der kann etwas — der hat was los in seiner Kunst —, so natürlich, wie er mich gemacht hat, ja ja , in diesen Dingen ist man jetzt schon sehr fortgeschritten.“
    Dann ging er aus der Küche.
    Nahm den Hut, um sein Bild den Stammtischbrüdern zu zeigen.

    *
    Auf der Treppe begegnete Oswin dem Photographen.
    „Wo wollen Sie denn hin?“ rief Oswin.
    „Zu Ihnen.“
    „Zu mir?“
    Der Photograph nickte:
    „Ja, mir ist ein Irrtum unterlaufen! Ich habe Ihnen nämlich aus Versehen statt Ihrer Bilder die Bilder vom Herrn Hirsel aus der Isoldengasse geschickt.“

Die Straße nach Hohenkogel

    „Ich komme mit meinem Wagen überall durch!“ prahlte Rumms , der tüchtige Fahrer, „mir ist kein Berg zu steil, keine Gasse zu eng, kein Graben zu tief und kein Weg zu schlecht!“
    „Oho!“
    „Wer rief Oho?“ fragte Rumms herausfordernd.
    „Ich sagte Oho!“
    „Und was wollten Sie damit sagen?“
    Der Fremde lächelte:
    „Sie kennen sicher die Straße nach Hohenkogel nicht!“

    *

    „Wo ist die Straße nach Hohenkogel ?“
    Rumms hielt mit seinem Wagen an einem Dorfeingang und fragte einen, der zufällig vor dem Haus stand. Der Befragte riß entsetzt die Augen auf und lief so schnell er konnte ins Haus zurück.
    „Da ist einer, der will nach Hohenkogel !“
    „Zu Fuß?“
    „Nein! Im Auto!“
    Ein vielstimmiges Gelächter war die Antwort.
    Rumms , der tüchtige Fahrer, stieg aus und ging ins Haus.
    „Wo liegt die Straße?“ fragte er.
    „Gleich rechts ab“, antwortete der Mann, der am vernünftigsten schien, „aber Sie können dort nicht fahren — die Straße ist über und über mit Schlamm bedeckt, der Untergrund ist Lehm. Sie kommen unmöglich mit dem Wagen durch, Herr!“
    „Ich komme überall durch!“
    „Diese Straße nicht, Herr!“
    „Wir werden sehen!“
    Und Rumms grüßte, schwang sich in seinen Wagen und fuhr davon.
    Rechts bog er ab.

    *

    Ein gelber Pfeil stand neben der Kreuzung.
    „Fahrstraße nach Hohenkogel !“ stand darauf.
    „Na also!“
    Rumms gab Gas und fuhr los. Die Straße war schlecht, zugegeben. Die Straße war sehr schlecht, zugegeben. Die Straße wurde immer schlechter, zugegeben. Aber noch schlechter kann sie nicht werden, dachte Rumms , schlechter geht es nicht. Und noch schaffte es der Wagen.
    Plötzlich hielt Rumms mit einem plötzlichen

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