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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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entdeckte er den Wirt.
    „Stellen Sie das Zeug doch ab!“ rief er zornig.
    „Das Radio?“
    „Ja!“
    „Es ist Mozart, Herr!“ warf der Wirt ein.
    „Eben deswegen! Mozart! Mozart! Und zuvor Haydn! Ist das noch Musik? Wenn es wenigstens Wagner wäre! Oder Richard Strauß! Oder meinetwegen auch eine schöne Militärmarschkapelle in großer Besetzung! Aber Mozart! Kann man das noch als Musik bezeichnen?“
    Der Wirt lächelte mitleidig.
    „Die Geschmäcker sind halt verschieden —“, sagte er.
    Er hatte die Rechnung ohne den Gast gemacht.
    „Hier ist nicht die Rede vom Geschmack! Hier ist die Rede von Musik!“ schrie der Gast, „diese klägliche Wimmermusik, vielleicht gar noch auf der gedämpften Geige oder auf dem wohltemperierten Klavier! Wer hält das aus? Diese Musik müßte von Amts wegen verboten werden! Sie richtet nur Schaden an! Ich könnte Ihnen Dinge erzählen, guter Mann, Dinge könnte ich Ihnen erzählen, die ich mit einer Musik von Haydn erlebt habe —“
    „Erzählen Sie!“
    „Ich war vor einigen Jahren in Köln“, begann der Fremde, „ich besuchte dort ein Haus in einem großen Garten etwas außerhalb der Stadt; ein junges Ehepaar wohnte dort. Das junge Ehepaar hörte den ganzen Tag von früh bis abends Radio. Nicht eine Sekunde schwieg der Lautsprecher. Er tönte in einer Stärke — wenn Lautsprecher heiser werden könnten, weil sie sich überschreien, hätte dieser Lautsprecher längst stockheiser sein müssen! Die jungen Leute waren keineswegs taub, aber sie behaupteten, Musik wäre nur dann schön, wenn sie laut wäre. Umsonst hieße ja schließlich auch nicht der Lautsprecher eben Lautsprecher, j Nun, ich konnte mich diesem Argument nicht verschließen. Eines Abends saß nun das Ehepaar beim Nachtmahl im Wohnzimmer, und der Lautsprecher lärmte, daß man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Selbst das Wiegenlied von Schumann ließ die Fenster erzittern und dröhnte weit in die Nacht hinaus. Diesen Lärm hatte sich ein Einbrecher zunutze gemacht und war in das Schlafzimmer eingestiegen, das neben dem Wohnzimmer lag. Radiobesitzer und vor allem eifrige Radiohörer sind ja längst ein beliebter Besuchsort für Einbrecher geworden, denn wer hört, was im Nebenzimmer vorgeht, wenn er dem lauscht, was fünfhundert Kilometer entfernt geschieht?“
    „Sehr richtig!“ bemerkte der Wirt.
    Der Fremde fuhr fort:
    „Während der Einbrecher an der Arbeit war, erklang plötzlich aus dem Lautsprecher die Abschiedssinfonie von Haydn, jenes famose Musikstück, wo zum Schluß jeder Mitwirkende sein Instrument einpackt, seine Kerze löscht und heimgeht, weil die Leute ihm nicht mehr die Gage zahlen können. Die Sinfonie begann ganz ordentlich mit Paukenschlag und Posaunenruf, allmählich aber wurde sie immer leiser, nun spielten nur noch vier Musikanten, dann ging auch der Klarinettist, bald der dritte Geiger, dann der zweite, nur noch eine Geige spielte. Mit einer Geige aber ist keine Musik zu machen, auch wenn man den Lautsprecher noch so weit aufdreht. Der Einbrecher im Nebenzimmer, in dem Wahn, eine Sinfonie gleiche der anderen, hatte sich nicht auf diese Funkstille eingestellt, die die eine Geige verursachte, und — was soll ich Ihnen noch lange erzählen? — man hörte das Geräusch, eilte hinüber, fand den Einbrecher und holte die Polizei. Er bekam zwei Jahre.“
    „Sehr interessant!“ bemerkte der Wirt.
    „Sehen Sie! Hätte man nun im Radio nicht Haydn gespielt, sondern die ,Tannhäuser -Ouvertüre’ von Wagner oder ,Eulenspiegels lustige Streiche’ von Strauß, wäre der Einbrecher nie erwischt worden!“
    Der Wirt verstand nicht recht.
    „Entschuldigen Sie schon — aber daß man den Einbrecher erwischte, konnte Ihnen doch nur recht sein?“
    „Mir? Warum?“
    „Ihnen als Freund des Hauses?“
    Der Fremde lachte.
    „Wieso? Ich war doch der Einbrecher.“

Die Unbeliebte

    Männer von vierzig Jahren geben es meist teurer, nicht billiger. Die Fama lügt. Sonst wären wir Männer wohl nicht die Schutthalde, auf die unsere Nichten die ganze Unlust ihres Herzens ausschütten könnten. Wir gelten wohl nicht mehr, die Krähenfüße um die Augen nahmen uns die Mannbarkeit. Auch wir selbst, wohl bedürftiger eines stärkeren Anreizes, erblicken in den Nichten nur die Kinder unseres Jugendschwarms und kommen uns ihnen gegenüber unsagbar unbeholfen vor, ängstlich darauf bedacht, nicht durch ein kosendes Wort läppisch zu wirken und auch noch die Würde des Onkels einzubüßen, den

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