Das schoenste Maedchen der Welt
unruhig.
Rutschte nervös hin und her.
„Jetzt!“ zischte Bruno. „Jetzt!“
Da geschah es.
Der Mann am Tisch hatte sich erhoben.
„Jetzt wird es mir aber zu dumm!“ schrie er, „jetzt sehe ich mir das Theater schon zehn Minuten mit an, wie Sie meine Frau anglotzen und ihr schöne Augen drehen! Sie sind ein Lausbub, verehrter Herr! Sie sind ein Flegel, verehrter Herr!“
Sprach es und hieb Bruno den Hut ein.
*
Bruno sagte eine Weile nichts.
Dann lächelte er schüchtern.
„Glaubst du jetzt an die Hypnose?“ fragte er.
„Wieso denn?“
Bruno antwortete demütig:
„Jemand ist ja doch herübergekommen — du mußt das verstehen, viel Übung habe ich noch nicht— —“
Die Dame und der Tänzer
Nein, man darf die jungen Frauen nicht aus den Augen lassen, wenn man sie liebt! So schnell können wir uns nicht einmal umdrehen, um eine Dummheit zu verhüten. Wie ein Schwarm Mücken fliegen ihre Gedanken auseinander, und wir haben das Nachsehen. Da gibt es gar Männer, die ihre jungen Frauen allein und auf Wochen in ein Kurbad fahren lassen! Ja, haben denn diese Männer keinen Verstand? Erwarten sie ihn etwa von den unbehüteten Frauen? Du lieber Gott! Diese zarten, verwöhnten, pelzumhängten, seidenbekleideten, dünnbeschuhten und wundervoll duftenden Wesen gehen ja so unsicher allein durch die Gassen, und vor jedem Zuckerbäcker bleiben sie stehen. Genäschig und neugierig, denn in jeder Stadt werden andere Süßigkeiten bereitet. So ging es auch Helene, die in der Konditorei eines Kurortes saß und über ihren Teller hinweg sehnsüchtig auf die Paare der kleinen Tanzfläche sah.
„Gestatten Sie?“
„Ich — „
Ein wunderschöner Mann stand vor ihr. Wie aus einem Magazin geschnitten! Er verbeugte sich und wiederholte leise:
„Würden Sie mir die Freude machen, mit mir zu tanzen?“
„Ich tanze nicht.“
„Aber —“
„Ich kann gar nicht tanzen“, log Helene.
Der Fremde lächelte:
„Das ist etwas anderes. Dann darf ich es Ihnen zeigen? Es ist gar nicht so schwer. Bitte, kommen Sie! Nur diesen einen Tanz!“
Wer zählt die Tänze, die zwei Menschen miteinander tanzen, wenn sie sich den ersten Abend kennenlernen und der Mann der Frau und die Frau dem Mann über alle Maßen gefällt? Zählt man doch auch nicht die Spaziergänge in den nächsten Tagen oder die gemeinsamen Frühstücke an jedem Morgen. Aber jeder Traum geht zu Ende, nur noch drei Tage konnte Helene bleiben.
Sie hatte sich nichts vergeben, nichts getan, was sie ihrem Mann nicht auch eingestanden hätte. Männer haben zwar manchmal eine eigene Ansicht und ziehen die Grenzen um eine Frau enger, als sie selbst zu dem Spaziergang ihrer Gefühle benötigen, aber das ist eben eine Männeransicht. Nur noch drei Tage, dachte Helene, als sie an ihrem Tisch Alfred erwartete, wenn er heute nicht mit dummen Wünschen daherkam, vor denen sie so viel Angst hatte und sich doch kränkte, da sie anscheinend nicht einmal gewünscht wurden. Und als hätte sie es geahnt, kaum hatte Alfred an ihrem Tisch Platz genommen, ergriff er ihre Hand.
„Ich muß Ihnen ein Geständnis machen“, sagte er.
„Bitte! Nein!“
„Es geht nicht um uns zwei.“
„Ach? Nein?“
„Ich möchte Ihnen etwas verkaufen.“
Helene sah ihn entsetzt an.
„Verkaufen?“
„Ja. Diesen Ring.“
„Ich kaufe doch keine Ringe!“
„Sie sollten ihn kaufen! Er ist zehntausend Mark wert.“
„Zehntausend?“
„Sie bekommen ihn für tausend.“
Helene antwortete überrascht:
„Wenn er zehntausend wert ist?“
„Jeder Juwelier würde mir diesen Preis zahlen.“
„Und warum verkaufen Sie ihn nicht?“
„Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“
Er schwieg. Sichtlich fiel es ihm schwer, zu sprechen.
„Fragen Sie bitte nicht“, sagte er dann langsam, „vielleicht gehört der Ring gar nicht mir, vielleicht habe ich ihn gestohlen, ich darf Ihnen nie die Wahrheit sagen. Aber ich muß ihn sofort verkaufen. Ich sehe sonst keinen Ausweg. Helfen Sie mir! Sie sind der einzige Mensch, zu dem ich Vertrauen habe.“
„Warum gerade ich?“
„Weil ich Sie —“
Sie sah auf. „Nun?“
Da führte er ihre Hand an seine Lippen.
„Weil ich Sie liebe“, sagte er.
*
Helenes Mann stand auf dem Bahnhof. Der Zug lief ein.
„Du kommst drei Tage früher, als du wolltest?“
„Mein Geld war zu Ende, Ullrich.“
„Ich habe dir doch gestern noch tausend Mark telegrafisch überwiesen?“
„Du hast keine Ahnung, wie teuer alles war“, sagte sie ein
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