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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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bekam ihren Anteil an Grobheiten; es blieb eine vergebliche Liebesmühe. Was blieb dem Matratzenmacher zu tun übrig? Er war nicht auf den Kopf gefallen, und was er seiner Kundschaft einmal versprachen hatte, das hielt er, mochte auch der Himmel einstürzen und die Welt untergehen. Verlorene Frauenhaare aber sind noch lange kein Weltuntergang. Er lief also zu einem befreundeten Haarschneider, der einen Damensalon und eine Rasierstube für Herren hatte, und brachte sein Anliegen vor.
    „Ich brauche vier Pfund Haare“, sagte er, „so viel schneidest du doch leicht in der Woche deinen Kunden herunter, Gevatter, sei so nett und hebe sie mir auf!“
    „Auch Männerhaare?“
    „Selbstverständlich! Ich werde unseren Freund, den Schmied, veranlassen, daß er sich wieder einmal die Haare bei dir schneiden läßt.“

    *

    Und so geschah es, daß zur verabredeten Frist Adolar sein Kissen bekam, das ihn das kostbarste Kissen seiner Liebeserinnerungen dünkte. Und als ob noch eine geheime Kraft in der zärtlichen Füllung lebte, wenn er seinen Kopf darauf gebettet hatte, erschienen ihm die Mariannen und die Margareten und die Isolden im Traum. So nahe waren sie seinem Sinn und seinem fast fünfzigjährigen Herzen, daß er glücklich sein Gesicht in das Kissen schmiegte. Und die langen braunen Haare des Schmiedes Roßschläger wußten gar nicht, wie ihnen geschah.
    Jedoch nichts auf der Welt geht verloren. Eines Tages fand unser Matratzenmacher die braunen und blonden und roten und schwarzen Locken der einst geliebten Mädchen. Und da er ein praktischer Mann war, stopfte er sie in ein Kissen, nähte es zu, legte das Kissen auf seinen harten Arbeitsstuhl und setzte sich darauf. Da sitzt er noch heute.

Tanzpartner

    Wenn Männer tanzen, tanzen sie zumeist, um etwas auszusprechen, was sie sich sitzend nicht zu sagen getrauen. Und wenn sie reden, reden sie immer dasselbe, jahraus und jahrein, jedesmal zu einer anderen Tänzerin. Es sind meist hohle Töne, aber die Frauen wissen von den Tönen ein Lied zu singen.

    Der Vorsichtige:
    „Gnädige Frau sind verheiratet? Ist der Herr Gemahl in der Nähe? Ist der Herr Gemahl größer als ich? Ist Ihr Bruder, Bräutigam, Neffe oder Onkel größer als ich? Wenn sie alle kleiner sind, wohin wollen wir dann gehen? Haben Sie schon zu Abend gegessen? Wenn ja, darf ich Sie dann zu einer Tasse Kaffee einladen? Ihr Kleid ist bezaubernd, haben Sie es schon bezahlt? Dann könnten wir uns nämlich öfter treffen. Nein? Wann müssen Sie es bezahlen, da ich leider einen Tag zuvor dringend verreisen muß. Haben Sie schon Ihr Getränk, Ihre Garderobe, Ihr Trinkgeld beglichen? Ich möchte mich in diesem Falle gern an Ihren Tisch setzen, vorausgesetzt, daß Sie keine Schokolade essen, keine Bonbons lieben, keine Blumen wollen, hinterher zu Fuß heimgehen und mir überhaupt aus dem ganzen tollen Abenteuer keine Unannehmlichkeiten erwachsen.“

    Der Frechdachs :
    „Ich hätte Sie schon früher geholt, Fräulein, aber wer die Wahl hat, hat die Qual! Prüfet alles und behaltet das Beste! Sie sind richtig, Fräulein, ganz mein Typ. Also, was ist mit uns beiden Hübschen? Gehen wir nach diesem Tanz zu mir? Ich habe eine piekfeine Wohnung, Grammophon, Liköre, englische Zigaretten, was Sie wollen! — Was? Nein?? Hören Sie mal! Warum sind Sie denn dann erst hergekommen? Warum erwecken Sie dann erst falsche Hoffnungen? Glauben Sie, ich habe meine kostbare Zeit gestohlen? Während ich hier mit Ihnen tanze, kann mir eine andere durch die Lappen gehen, kann mir eine andere durch die Finger rutschen, die ja gesagt hätte! Wenn ich nicht so gut erzogen wäre, Fräulein, publik müßte man das im ganzen Saale machen, ordentlich öffentlich publik! Eine unglaubliche Rücksichtslosigkeit! Wenn Sie nur zum Tanzen hergekommen sind, engagieren Sie sich doch ein Hutschpferd!“

    Der Mann mit dem geschleckten Gesicht:
    „Sie wissen ja, Gnädigste, wir sogenannten Eintänzer stehen auf der Aussterbeliste! Wir sind abgeschafft! Daß Sie mich recht verstehen, Gnädigste, es war auch allerhöchste Eisenbahn, daß unser Beruf von unsauberen Elementen endlich gesäubert wurde! Was hatte sich nicht alles in unsere Reihen eingeschlichen! Leute ohne jede Kinderstube, Leute ohne jedes Interieur! Dinge könnte ich Ihnen erzählen, Gnädigste, Dinge! Sie würden sich glatt auf den Arm setzen! Nein, verkennen Sie mich nicht, ich bin kein Gigolo, ich bin hier Maître de plaisir, ich komme gleich nach dem Chef, ich habe in ersten

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