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Das schoenste Maedchen der Welt

Das schoenste Maedchen der Welt

Titel: Das schoenste Maedchen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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verging — aber so geschlagen, wie ich sie gestern geschlagen habe, habe ich sie noch nie geschlagen — das war direkt eine Lust!“
    Die Freunde^ jubelten:
    „Bravo, Biedermann! Nur weiter so, Biedermann!“
    Dem Herrn am Nebentisch wurde das zu bunt.
    Schon war er aufgesprungen. Schon stand er am Tisch der drei.
    „Und das sagen Sie auch noch?“ schrie er voller Zorn, „damit rühmen Sie sich noch? Und ihr andern sitzt da und strahlt über alle vier Backen?? Pfui Teufel! Wer seine Frau schlägt, dem soll die Hand verdorren! Eine wehrlose Frau schlagen! Das ist wohl das Gemeinste, Niederträchtigste, Feigste und Ordinärste, was es auf der Welt gibt!“
    „Nun machen Sie aber einen Punkt!“ brummte Biedermann.
    Der Herr ließ nicht locker.
    Er war in großer Fahrt.
    „Schämen Sie sich nicht? Kriechen Sie in kein Mauseloch vor Schande? Pfui, pfui und abermals pfui! Ausspucken müßte man vor Ihnen! Ins Loch gehören Sie! Eingesperrt und vernagelt gehören Sie! Ihr Gesicht werde ich mir merken! Allen Leuten werde ich Sie zeigen, allen Kindern werde ich sagen: Dort läuft der Mann, der seine Frau schlägt! Auf daß Sie vor Scham in den Boden versinken, Sie roher Patron! Und ihr andern? Seid auch nicht besser! Jubelt dem rohen Kerl noch zu! Ihr schlagt wohl auch eure Frauen, was?“
    Die Freundesrunde saß verdutzt.
    „Freilich, freilich“, nickten sie.
    „Was?“
    „Das wäre ja noch schöner, wenn wir unsere eigene Frau nicht schlagen dürften!“
    Das war dem fremden Mann zuviel.
    Drohend ballte er die Fäuste.
    „Ihr Lumpen! Ihr Verbrecher! Ihr Saukerle!“

    *

    Da ging die Tür des Gastzimmers auf.
    Frau Biedermann erschien.
    Freundlich trat sie zu ihrem Mann.
    „Da bist du ja?“ sagte sie zu ihm.
    Der fremde Herr machte eine zackige Verbeugung.
    „Gestatten, Gnädigste? Gestatten, ich heiße Zumpe — habe eben Ihrem sauberen Gemahl Bescheid gestoßen — habe ihm mal gründlich die Meinung gegeigt — sitzt er hier im Gasthof herum und rühmt sich, Sie gestern geschlagen zu haben! Was sagen Sie dazu?“
    Frau Biedermann lächelte freundlich:
    „Er hat mich geschlagen.“
    „Und das lassen Sie sich gefallen?“
    „Warum nicht? Heute schlägt er mich, morgen schlage ich ihn.“
    „Was, Sie schlagen ihn auch?“
    „Nach Strich und Faden!“
    Dem fremden Herrn blieb — vornehm gesagt — die 5pucke weg.
    „Das sind ja reizende Familienverhältnisse!“ rief er. Frau Biedermann schüttelte lächelnd den Kopf. „Was haben Sie eigentlich dagegen, junger Mann?“ fragte sie. „Was haben Sie dagegen, wenn ich jeden Abend mit meinem Mann eine Partie Schach spiele?“

Kein Meister vom Himmel

    Bruno hieb mit der Faust auf den Tisch.
    „Du kannst reden, was du willst!“ rief er. „Ich glaube an Hypnose! Ich habe die unmöglichsten Experimente erlebt, ich habe mit eigenen Augen normale Menschen die unsinnigsten Befehle ausführen sehen, die man ihnen in der Hypnose eingab. Frauen aßen Senf wie Himbeeren, und Männer mit Vollbart schnitten sich den Bart in einer Minute ab, nachdem sie ihn erst zehn Jahre betreut und gepflegt hatten. Nein, der Erfolg der Hypnose ist nicht abzuleugnen. Ich habe mich selbst damit beschäftigt, ich habe Bücher gelesen, ich habe auf eigene Faust studiert, ich bin zu einem bekannten Professor der Willenslehre in die Schule gegangen, und heute bin ich schon so weit, daß ich selbst hypnotisieren kann.“
    Viktor lachte ungläubig.
    „Du, Bruno?“
    „Ja.“
    „Sprich keinen Unsinn!“
    „Willst du einen Beweis?“
    Viktor wollte einen Beweis.
    Bruno gab ihm ihn.
    „Wir sitzen hier in einem Kaffeehaus. Siehst du dort drüben die Dame am Fenster? An dem einzelnen Tisch?“
    „Neben dem großen Herrn?“
    „Ja“, bestätigte Bruno, „ich kenne die Dame nicht, die Dame kennt mich nicht. Ich werde mich jetzt konzentrieren, ich werde die Dame ansehen und die Dame zwingen, den Blick zu erheben, aufzustehen, ihren Tisch zu verlassen und zu unserem Tisch herüberzukommen.“
    „Lächerlich!“
    „Abwarten! Dann Tee trinken!“
    Bruno begann. Bruno setzte sich in Positur. Bruno ließ die Luft aus. Bruno pumpte die Lungen voll. Bruno schnaufte und schniefte. Bruno preßte die Daumen. Bruno starrte auf die fremde Frau. Brunos Augen wurden immer glasiger. Fast quollen sie heraus. Sein Atem glich einem Röcheln. Die Dame am Fenster rührte sich nicht.

    Bruno starrte sie unentwegt an.
    Zwei Minuten. Vier Minuten. Sechs Minuten.
    „Paß auf. Jetzt!“
    Die Dame wurde

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