Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)
hohen Lehnen lag Declan aufgebahrt in seinem Sarg, einem stattlichen Kasten aus Eichenholz, gebettet auf einer Steppdecke – gelber Hahnenfuß auf blauem Grund –, der Kopf gestützt von einem Kissen in hellerem Blau als die Decke, mit größeren Blüten, aber auch Hahnenfuß. Auf den Schädel hatte man ihm seine Brewers Baseballkappe gepresst, ihr Schirm saß etwas schief über dem, was einst das Gesicht war, und verdeckte so, was einst Augen und Nase waren. Damit ihm der Mund nicht aufklappte, hatten sie das Klopfbrett – ein Dachdeckerwerkzeug aus Eisen in der Form eines Paddels, aber mit Rillen, oder auch wie eine längliche Pfanne zum Würstchenbraten – in die Hände gedrückt, gewissermaßen eine Ehrenbezeugung an seinen Beruf, wobei das breitere Endeden Unterkiefer abstützte. Als eine weitere Ehrenbezeugung hatte man ihm einen Rosenkranz aus braunen Perlen zwischen die Finger geschlungen, der beide Hände in heiligem Bund vereinte, so dass sie keinen Unfug anstellen konnten, bis gesegnetere Hände als die seinen sie wieder lösen würden für Segenstaten ohne Ende.
Um das Bild der Andachtsstätte zu vervollkommnen, hatte Kitty gelbe Schwertlilien und Hundszahn in einen irdenen Krug gestopft und dazwischen ein Büschel Heidekraut, damit das Gesteck nicht zu mickrig wirkte.
Lolly und Kitty saßen auf der Couch, jede mit einem Glas in der Hand, Lolly nippte daran, Kitty starrte auf die Erde, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und holte tief Luft. Sweeney stocherte mit einem Schürhaken in den im Kamin brennenden Kohlen.
Aaron hatte ein weniger formelles Ritual erwartet: die Knochen in den Sarg packen, den Sarg in die Grube hinunterlassen, Schlamm und Erde daraufschippen, fertig. Aber offensichtlich dachte man, da Sweeney mit Eifer und Sachverstand den Sarg gezimmert hatte, Kitty und Lolly, begleitet von Streit und Kompromissen, die Knochen im frisch gebürsteten Anzug, in den sauberen Unterhosen, den Socken und dem sauberen Hemd verstaut hatten, dass ihrer Hände Arbeit nicht gleich beiseitegeschafft werden sollte.
»Wir brauchen ein paar Eimer, um das Wasser aus der Grube zu schöpfen«, sagte Aaron. »Aus dem Grab, mein ich. Ist jemand bereit zu helfen?«
»Setz dich erst mal ein Weilchen«, sagte Kitty. »Wir haben verbissen vor uns hingearbeitet, da dürfen wir uns eine kleine Pause gönnen. Bedien dich.«
Zwei neue Flaschen Tullamore Dew – Literflaschen – standen auf dem Kaffeetisch. Aaron warf einen Blick auf sie und meinte: »Vielleicht sollte ich mich umziehen.«
»Meinst du, das nützt?«
»Ich bin völlig durchnässt.«
»Das ist ja nichts Neues«, sagte Lolly.
»Ich trinke auf den Mann, der dort liegt«, sagte Sweeney. »Mögen Gott und Maria ihn willkommen heißen.« Er hob sein Glas Richtung Sarg, leerte es in einem Zug und füllte sich das nächste. Aaron ging zum Tisch, goss sich eine Spur Whiskey ein und richtete sein Glas nur andeutungsweise auf den Sarg.
»Mehr nimmst du nicht?«, fragte Kitty.
»Vielleicht später, wenn wir fertig sind.«
»Wir
sind
fertig. Wir müssen ihn nur noch im Kohlbeet versenken, und das geht im Nu.«
»Hier«, sagte Sweeney. »Mach einen vernünftigen Mannesschluck draus.« Er füllte Aarons Glas um etliche Zentimeter auf.
»Will sich keiner von euch beiden setzen?« Kitty langte zum Sessel und fegte ein dort liegendes Buch hinunter auf den Fußboden. »Kieran Sweeney, um den Toten zu ehren – ich weiß ja, du würdest die Gastfreundschaft des Hauses und dieser Familie ablehnen –, aber um den Toten zu ehren, wie du eben erst mit einem beachtlichen Schluck von meinem Whiskey bewiesen hast, kannst du im Namen von Declan Tovey durchaus einen Stuhl annehmen.« Sie schüttelte das Sesselkissen auf und strich noch einmal über den Sitz, obwohl da eigentlich nichts lag, was das Wohlbefinden eines Menschen hätte beeinträchtigen können.
»Es sei drum, für Declan Tovey mach ich’s.« Als müsse er sich für den verräterischen Akt, in einem McCloud-Haus in einem McCloud-Sessel Platz zu nehmen, stärken, gönnte sich Sweeney einen großzügigen Schluck, füllte wieder nach und setzte sich auf den Rand des Kissens, das Kitty für ihn gerichtet hatte. Die Flasche hatte er nicht aus der Hand gelassen. Gedachte er jetzt, fragte sich Aaron, ein Geständnis abzulegen?
Für Aaron, wenn er denn sitzen wollte, blieb nur der Stuhl mit der Sprossenlehne am Fußende des Sargs. Er ginghinüber, ließ sich fallen und erhob sein Glas, diesmal in Sweeneys
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