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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Großvater am Arm zu fassen und hielt ihn fest, ehe er sich entfernen konnte. »Hör zu, Zedd, ich muss dir etwas erklären, das mit dieser ganzen Geschichte und mit jenem Abend zu tun hat.«
    »Und das wäre, mein Junge?«
    »Mir ist klar geworden, dass es keinen Widerspruch geben kann.«
    »Das hatte ich auch nicht so recht angenommen.«
    »Aber an jenem Abend ging es noch um etwas anderes. Das Gesetz, um das es dort unten am Grab im Wesentlichen ging, war nicht dasselbe, welches du gerade zitiert hast. In dem Moment mag es dir vielleicht so vorgekommen sein, aber das Gesetz, gegen das ich verstoßen habe, war ein anderes – nämlich jenes, welches unter anderem besagt, man könne Menschen dazu bringen, eine Lüge zu glauben, weil sie befürchten, sie könnte wahr sein. Genau diesen Fehler habe ich in diesem Moment gemacht. Ich habe nicht etwas geglaubt, das widersprüchlich war, sondern eine Lüge, und zwar weil ich ungeheure Angst hatte, sie könnte wahr sein. Das Gesetz der Nichtexistenz von Widersprüchen wäre eine Möglichkeit gewesen, anhand derer ich meine Vermutungen hätte überprüfen sollen. Dass ich es nicht getan habe, war gewiss ein Fehler.
    Mir ist klar, wie es in deinen Augen ausgesehen haben muss, schließlich wusstest du ja nicht, was inzwischen alles vorgefallen war. Aber das heißt natürlich nicht, dass ich aus dem verfehlten Bedürfnis heraus, dir eine Freude zu machen, oder weil ich Angst hatte, was du von mir denken könntest, meine Suche nach der Wahrheit hätte einstellen sollen.«
    Für einen Augenblick kreuzte sich sein Blick mit Niccis. »Nicci hat mir geholfen, mein fehlerhaftes Verhalten einzusehen.«
    Er richtete seinen Blick wieder auf seinen Großvater. »Im Grunde wolltest du mir wahrscheinlich zeigen, dass das von dir angeführte Gesetz noch mehr besagt. Denn es bedeutet auch, dass man keine widersprüchlichen Werte oder Ziele verfolgen kann. So ist es zum Beispiel unsinnig, davon zu sprechen, welch ein wichtiger Wert Ehrlichkeit sei, wenn man im selben Atemzug eine Lüge auftischt. Ebenso sinnlos ist es zu behaupten, man habe Gerechtigkeit im Sinn, wenn man sich gleichzeitig weigert, einen Schuldigen für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen.
    Und genau das macht das Herzstück unseres Kampfes aus: Es ist die Tatsache der Nichtexistenz von Widersprüchen, die das Regime der Imperialen Ordnung so mörderisch macht. Diese Leute schreiben sich Selbstlosigkeit als höchstes Ziel auf ihre Fahnen, aber aus ihrer angeblich so selbstlosen Sorge für das Individuum opfern sie ein anderes, und diesen Aderlass übertünchen sie mit der Behauptung, dieses Opfer sei die moralische Pflicht dessen, der geopfert wird. Im Grunde aber ist dies nichts als organisierte Beutemacherei, eine Einstellung, mit der man vielleicht Diebe und Mörder beglücken kann, die sich aber keinen Pfifferling um deren Opfer schert. Das Verfolgen von Zielen, die auf diesem Widerspruch beruhen, führt zwangsläufig zu einer weiten Verbreitung von Elend und Tod. Man gibt vor, sich für das Recht auf Leben einzusetzen, in Wahrheit aber nimmt man dafür den Tod bereitwillig in Kauf.
    Das von dir angeführte Gesetz bedeutet, dass ich, anders als die Gefolgsleute Jagangs, nicht einfach behaupten kann, die Wahrheit zu suchen, nur um gleich darauf bereitwillig eine Lüge zu glauben, ohne meine Hypothesen zu überprüfen, und sei es, weil ich Angst davor habe. Insoweit habe ich gegen das von dir zitierte Gesetz verstoßen. Ich hätte den scheinbaren Widerspruch erkennen müssen, dann hätte ich nämlich festgestellt, dass ich die Wahrheit vor mir habe. An diesem Punkt habe ich mir selbst etwas vergeben.«
    »Soll das etwa heißen, du glaubst jetzt nicht mehr, dass es tatsächlich Kahlan Amnell war?«, hakte Zedd nach.
    »Wer sagt denn, dass diese Leiche die Frau sein muss, für die du sie hältst? Nichts dort hat meiner Überzeugung widersprochen, dass sie es nicht ist, das glaubte ich nur, weil ich befürchtete, es könnte sein. Aber so war es nicht.«
    Zedd holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. »Du bist im Begriff, dich auf sehr dünnes Eis zu begeben, Richard.«
    »Ach, wirklich? Angenommen, ich behauptete, es gebe keine Prophezeiungen, und würde dir zum Beweis, dass dein Glaube an Prophezeiungen falsch sei, die Bücher mit den unbeschriebenen Seiten vorlegen, dann wärst du wohl kaum glücklich über meine logische Erklärung. Die Überzeugung, gewisse Prophezeiungen existierten trotz des

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